"Das wandelnde Schloss" ist ein ziemlich beliebter Ghibli-Film von Meisterregisseur Hayao Miyazaki.
Vorweg: Den Roman, auf dem der Film beruht ("Sophie im Schloss des Zauberers" von Diana Wynne Jones), habe ich nicht gelesen und kann ihn daher nicht mit diesem Film vergleichen.
StoryDie junge Hutmacherin Sophie wird von dem charmanten Zauberer Hauro vor zwei Soldaten gerettet. Das macht die Hexe aus dem Niemandsland eifersüchtig. Deshalb verflucht sie Sophie- und aus der jungen Frau wird eine gebrechliche Greisin!
Sophie flüchtet aus ihrer Stadt und findet ein neues Zuhause in einem merkwürdigen, magischen, wandelnden Schloss. Dieses Schloss gehört ausgerechnet Hauro!
Wird es Sophie gelingen, den Fluch zu brechen?
An sich ist die Geschichte mit diesem Fluch und dem wandelnden Schloss schon ganz interessant und märchenhaft. Und die erste Stunde des Films konnte mich auch bei der Stange halten.
In der zweiten Hälfte des Film habe ich jedoch ehrlich gesagt immer mehr den Faden verloren. Ich hatte auch das Gefühl, dass viele Fragen nicht beantwortet wurden.
Warum sah Sophie mal alt und mal plötzlich wieder jung aus?
Warum verwandelte sich Hauro manchmal in eine Art Vogelwesen?
Und warum hat sich Sophie im Laufe des Films ausgerechnet mit der Hexe, die sie verflucht hat, angefreundet?
Es gab auch einige Szenen, bei denen ich den Sinn nicht verstanden habe.
Auch das Tempo des Films fand ich ein wenig merkwürdig. Am Anfang geht alles sehr schnell- kaum hat die Geschichte richtig angefangen, ist Sophie auch schon verflucht. Später dann zieht sich der Film dann aber doch etwas.
Auch wurde mir während des Ansehens nicht ganz klar, ob in der Welt, in der der Film spielt, Magie jetzt etwas Ungewöhnliches oder Normales ist.
Der Film kann mit einer sehr schönen und charmanten Atmosphäre punkten, die Story an sich fand ich jedoch etwas wirr.
CharaktereSophie, die Hauptfigur, ist sowohl in ihrer jungen als auch in ihrer alten Form eine nette Person.
Was ich jedoch ziemlich seltsam finde: Wie sie auf den Fluch reagiert. Sie ist kurz erschrocken, scheint es dann aber wenig später doch gar nicht mehr so schlimm zu finden.
Das kann ich nicht verstehen. Von jetzt auf gleich in eine sehr alte Person verwandelt zu werden- da muss man doch nervlich total fertig sein!
Eigentlich möchte Sophie ihren Fluch auch brechen, scheint dieses Ziel aber nicht mit allzu großer Leidenschaft zu verfolgen.
Auch verstehe ich nicht, warum Sophie auch immer wieder darauf beharrt, nicht schön zu sein, obwohl sie das in ihrer jungen Form offensichtlich ist.
Was ich auch negativ anmerken muss: Ihre deutsche Synchronstimme. Sowohl die junge als auch die alte Sophie haben dieselbe Sprecherin. Zu der alten Sophie passt diese, zu der jungen allerdings so
gar nicht. Es ist einfach irritierend, wenn ein offensichtlich junger Charakter mit so einer "Oma-Stimme" redet.
Der Zauberer Hauro ist ein sehr charmanter, gut aussehender Mann. Zwar ziemlich eitel, aber nett. Diese Figur ist einfach cool! Ich muss sagen: Obwohl er schon recht viel Screentime hat, hätte Hauro meiner Meinung nach ruhig noch öfter vorkommen können.
Dann gibt es da noch den Feuerdämon Calcifer, einen kleinen Jungen namens Markl, der als Hauros Lehrling fungiert, eine Vogelscheuche, die Sophie zu folgen scheint und im Laufe des Films kommt auch noch ein alter Hund namens Heen dazu. Auch die Hexe aus dem Niemandsland hat eine größere Rolle in dem Film.
Während Calcifer durchaus wichtig für die Geschichte ist, fand ich den kleinen Markl eher langweilig und hatte das Gefühl, dass er nicht viel zur Handlung beigetragen hat. Die Vogelscheuche ist ganz witzig, aber nicht viel mehr, auch wenn sie am Ende des Films noch für eine Überraschung sorgt.
Den Hund Heen finde ich amüsant- und es ist auch mal eine nette Abwechslung, ein altes, nicht im klassischen Sinne schönes oder niedliches Tier als Maskottchen zu sehen. Allzu viel macht er aber auch nicht.
Und was die Hexe aus dem Niemandsland angeht: Ich werde aus dieser Rolle einfach nicht schlau!
Erst verflucht sie Sophie, ist also ganz klar die Unsympathin der Geschichte. Im Laufe des Films findet Sophie die Hexe dann aber doch ganz OK- und nimmt sie sogar in dem wandelnden Schloss auf!
Hä? Sophie, die Frau hat dich verflucht!
ZeichenstilDieser Film ist visuell eine absolute Pracht!
Sophies Heimatort (übrigens der französischen Stadt Colmar nachempfunden) sah einfach wunderschön aus. Diese Fachwerkhäuser! Auch die Paläste in dem Film sahen toll aus, ebenso die Landschaften (vor allem die Berge).
Und das wandelnde Schloss selbst ist auch sehr kreativ und detailreich gestaltet. Vor allem an Hauros Schlafzimmer mit seinem ganzen Schnickschnack konnte ich mich kaum sattsehen!
Hinzu kommt noch, dass der ganze Film sehr farbenfroh ist. Und auch das Charakterdesign konnte mich überzeugen
Die Bilder in diesem Film sind einfach
phänomenal!MusikJoe Hisaishi hat hier mal wieder alle Register seines Könnens gezogen. Was für ein toller Soundtrack! Vor allem "Merry-Go-Round of Life" ist ein wahnsinnig schönes und einprägsames Stück, das man auch noch Stunden nach dem Anschauen des Films im Ohr hat.
Die Musik in "Das wandelnde Schloss" ist himmlisch!
Fazit
"Das wandelnde Schloss" ist sicherlich ein schöner, unterhaltsamer Mix aus Fantasy und Romance. Visuell und musikalisch gehört er zu den besten Werken von Ghibli.
Doch wenn ich das Gesamtpaket betrachte, muss ich sagen: Andere Filme des Studios haben mich noch mehr überzeugt. Hier war mir die Story dann doch etwas zu überladen und verwirrend und so manches Verhalten der Figuren konnte ich einfach nicht nachvollziehen.
Aber auch wenn "Das wandelnde Schloss" nicht zu meinen persönlichen Top-Favoriten von Ghibli zählt, würde ich den Film auf jeden Fall weiterempfehlen. Gerade Romance-Fans werden sicherlich auf ihre Kosten kommen.