Kekko Kamen (1991)

Kekkou Kamen / けっこう仮面

German Rezensionen – Kekkou Kamen

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Avatar: DeBaer#1
Man kann über Go Nagais Werke ja geteilter Meinung sein. Entweder man verachtet sie wegen ihrem zumeist schon schier ungeheuerlichen Trash-Faktor oder empfindet sie gerade aufgrund dessen unterhaltsam. Auf der Ebene auf der Sinn und –hirnlosigkeit, gepaart mit dem typischen Nagai’schen Cocktail aus Gewalt und Sex jenseits von Gut und Böse sind, spalten sich eben nicht nur die Köpfe so manch auftretender Figuren, sondern auch das Publikum. Mit „Kekko Kamen“ allerdings schießt Herr Nagai nicht nur einen Vogel, sondern gleich den ganzen Schwarm vom Himmel. Denn hier werden die Grenzen des Schwachsinns so dermaßen gesprengt, das man sich ernsthaft fragen muss was unseren lieben Go wohl dieses Mal geritten haben mag. Es vergehen kaum 5 Minuten und schon hat man sich, angesichts in Nazikluft auftretender Dominas, Typen im Harlekinköstum die sich in einer Tour an der nackten Haut junger Schulmädchen aufgeilen und Szenen in denen junge Damen an rotierende Hakenkreuze geschnallt und vor versammeltem Publikum mit Messern beschmissen werden, die Hände kopfschüttelnd vors Gesicht geschlagen. Zu polarisieren ist eine Sache aber doch bitte nicht in solch abartiger Form! Natürlich war das noch nicht alles, denn wie könnte ich darum herum kommen die Heldin zu erwähnen die splitternackt, in jeder Episode in bester Sailor Moon-Manier den Tag rettet? Ihr heroischer Spruch: „Ich verstecke mein Gesicht! Aber ansonsten zeige ich ALLES im Namen der Gerechtigkeit!“ Ganz ehrlich, da fällt mir fast noch weniger zu ein als zu ihrer Spezialattacke bei der ein grelles Licht aus ihrem Schritt erstrahlt bevor sie ihrem Kontrahenten mit gespreizten Beinen ins Gesicht springt um ihn damit zu „ersticken“… Der Vollständigkeit halber lasse ich mich auch noch zur Story aus, die mit ihrer lachhaft anmutenden Basis um eine Schule auf der es Gang und Gebe ist das weibliche Schüler mit schlechten Zensuren von Lehrern und Direktoren sexuell genötigt werden, mit Sicherheit zu den Prunkstücken der Ergebnisse zählt die dabei herauskommen wenn Herr Nagai zu lange bei Becks und Gras in der Sonne gelegen hat. Der Verlauf des ganzen Schmierentheaters ist episodisch und stellt sich so dar das in jeder der 4 Episoden ein neuer „Bestrafungslehrer“ auftaucht der den kleinen, unschuldigen weiblichen Hauptchar (der im Übrigen so dumm wie 10 Meter Feldweg ist) aufgrund dessen schlechten schulischen Leistungen so lange nötigen darf, bis die FFK betreibende Heroine auftaucht und beinespreitzend und brüstewackelnd die Situation zum Guten wendet. Von den Charakteren braucht man nichts zu erwarten, außer natürlich das die Mädchen entweder ständig nackt sind oder über kurz oder lang aus den Kleidern geschält werden und die Männer allesamt Perverse sind die anstelle eines Hirns ihren erregierten Schwengel im Kopf tragen. Fazit: Was soll man hierzu noch sagen? „Kekko Kamen“ ist einfach nur entsetzlicher Trash der sich selbst als gewollte Magical Girl-Parodie nicht mal ansatzweise das Prädikat „Sehenswert“ geschweige denn „kann man sich GERADE noch anschauen“ verdient. Dieser Anime bewegt sich in Sachen Niveau so dermaßen weit unter dem Gefrierpunkt, das man sich als Zuschauer regelrecht beleidigt vorkommt. Ach Go-chan, was hast du nur getan….?
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Avatar: Asane
Editor
#2
Für seine Besprechung dieses epochalen Werkes möchte ich DeBaer auf Knien danken, ansonsten wäre dieses Kleinod japanischer Filmkunst unbeachtet und spurlos an mir vorbeigezogen.

Dennoch möchte ich Meister Gou Nagai einige Gerechtigkeit widerfahren lassen und ergänzenderweise ein paar Punkte anfügen. Gedacht war diese an Peinlichkeit schwer zu toppende Unverschämtheit eigentlich als Parodie auf Gekko Kamen, von der Nagais Redakteur jedoch so angetan war, dass das Skript so wie es war akzeptiert wurde.

Keine Frage, hier erreicht der Begriff Perversion eine ganz neue, eigene Qualität. Das Grundsetting an sich hat's schon schwer in sich: die wesentlichen Eckpfeiler kann man ja der Kurzbeschreibung entnehmen; Ort der Handlung ist die Sparta Akademie unter der Leitung des Oberfieslings "Satans Zehennägel", der seine Schützlinge mit harter Hand führt, um ihren Charakter zu stärken. Dazu bedient er sich des Systems, dass diejenigen mit den jeweils schlechtesten Noten entsprechend schikaniert werden. Auf welche Weise, mag man den Screenshots entnehmen. Jede einzelne Abscheulichkeit mag ich nun auch nicht kommentieren …

Während der ersten Minuten der 1. Folge wird der bis dahin arglose Zuschauer Zeuge des Auftritts von Frau Gestapoko von der renommierten Auschwitz-Akademie*, die zusammen mit ihrem kleinen Nazischergen-Kommando die Bestrafung des heutigen Opfers in die Wege leiten soll. Stilecht in S&M-Lederkluft, angetan mit einer hinreichenden Menge an Hakenkreuzen sowie der Lederpeitsche, mit der sie die Klamotten der zu Bestrafenden entzwei fetzen kann.

*Na? Mag noch jemand weiterlesen?

Dazu wird das Opfer - für heute und die folgenden Tage ist das Mayumi Takahashi - auf ein Hakenkreuz geflochten** und mit Messern beworfen, als wie aus dem Nichts Kekkou Kamen, die "Streiterin für Liebe und Gerechtigkeit" einschreitet und Frau Gestapoko zum Duell herausfordert.

**allein hier ist schon zu erkennen, auf welch geniale Weise es den Japanern gelingt, tragende Elemente aus dem jahrhundertealten Fundus mitteleuropäischer Disziplinierungsmethoden in einem einzigen Bild zu bündeln.

So etwa verläuft Folge für Folge, jedesmal erscheint ein neuer Kandidat in der Riege der Bestrafungslehrer, die inzwischen dazu übergangen sind, ihre sadistischen Aktionen dazu zu nutzen, den Auftritt von Kekkou Kamen zu provozieren, um sie endlich auszuschalten.

Man merkt also: Gou Nagai hat schon einen sehr begnadeten Humor.

Und dieser recht spezielle Humor regiert auch in dieser feinen Serie, und zwar ausnahmslos. Das Publikum muss schon sehr weltoffen sein und mit ausreichend flexiblen Toleranzgrenzen ausgestattet, um die auf engstem Raum versammelten Bizarrerien zu goutieren. Allfällige Bedenkenträger und unaufgefordert Wohlmeinende, die gerade eben woken sind, werden hier in den ersten Minuten ausgefiltert. Und das ist auch gut so.

Denn diese verstörende erste Folge bietet die perfekte Ouvertüre für das, was nun folgen soll. Wobei die Komik auch durchaus das feinere Florett zu führen weiß. Wie z.B. das "doumo arigatou gozaimasu" des schlaftrunkenen Rektors zu Beginn der 2. Folge, das auf eine gewisse pikante Szene gegen Ende der vorigen Folge anspielt.

Mal ist es der neue, muskulöse Sportlehrer, der Kekkou Kamen herausfordern will (indem er sich auf lachhafteste Weise in Bodybuilder-Posen schmeißt), mal eine Androidin (die ihre Ein/Aus-Knöpfe delikaterweise an eher ungünstiger Stelle hat) und zuguterletzt ein abgehalfteter Rounin, der mit einem einzigen kaum wahrnehmbaren Schwerthieb die Kleider von Mayumi pulverisiert.

So seltsam und lustig wie das klingt, ist es letztlich auch. Trotz aller unsäglichen Widerlichkeiten und Perversitäten, die kaum in Worte zu fassen sind, zeigt Nagai doch ein sicheres Gespür für Witz, genaue Pointen und parodistische Verwurstungen aller möglichen Genres und Topoi, von Martial Arts bis Magical Girl, von Shounen über Actioncomedy bis Ecchi. Samt der üblichen Sprüche, die da regelmäßig abgesondert werden. An vorderster Stelle natürlich Kekkou Kamen selbst (nach Gehör):

顔は誰かが知らないぜ、体はみんな知っている。
Mein Gesicht kennt niemand, doch meinen Körper kennen alle!

An dieser Stelle sei vielleicht noch erwähnt, dass die Kämpferin für Liebe und Gerechtigkeit keineswegs "splitternackt" ist, wie gelegentlich kolportiert wird; denn sie hat für jeden sichtbar eine rote Maske an, trägt rote Stiefel und Handschuhe und ist darüber hinaus noch mit einem Nunchaku bekleidet!

Wie wenig ernst sich diese Serie selbst nimmt, zeigt auch die Masse an Meta-Humor, die immer wieder genial aufblitzt. Es gibt so einiges an selbstreferentiellen Gags***, aber auch die 4. Wand wird gern mal eingerissen, speziell wenn Chigusa, Freundin und Senpai von Mayumi, zum Zuschauer spricht und sich an ihn wendet, als wolle sie ihn aktiv einbinden.

***z.B. als der Rektor das überaus plötzliche Eingreifen von Kekkou Kamen dergestalt bemängelt, dass sie doch nicht einfach so ohne ihren theme song hier reinschneien könne! Nun, dieser missliche Umstand wurde in den nachfolgenden Episoden behoben!

Als der Gegner besiegt und Mayumi gerettet ist, gibt es natürlich einen herzergreifenden Abschied von Kekkou Kamen. Und während die Heldin begleitet von angemessen kitschiger Hollywoodmusik in den kitschig-roten Abendhimmel entschwebt, kommentiert dies der Erzähler aus dem Off launisch mit (frei übersetzt): "So ist die Schule für dieses Mal gerettet. Sollte sich das Video entsprechend gut verkaufen, kann es sein, dass sie [Kekkou Kamen] noch einmal zurückkommt."

Dazu ist es leider nicht gekommen. Aber für den, der von all dem grenzgenialen und zugegebenermaßen jeden guten Geschmack sprengenden Schwachsinn ähnlich angefixt ist wie ich, gibt es den Trost, dass haufenweise Live-Action-Sequels existieren.

Zu den größten Überraschungen für mich zählt allerdings, dass vom künstlerischen Standpunkt aus der Anime wirklich auf der Höhe der Zeit ist, wenn nicht sogar besser als so manch anderes aus diesen Jahren. Sind die Charaktere auch vergleichsweise einfach gezeichnet, so sind sich doch durchweg sympathisch, liebenswert und glaubwürdig. Also, die Guten unter der Schülerschaft natürlich.

Ein wunderbarer Spaß. Nicht für die ganze Familie, aber für Leute mit open mind und special interest allemal.
Post was last edited on 25.09.2020 13:46.
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