Rudi GILLEN

Vor ungefähr zwanzig Jahren wollte Rudi unbedingt an der Spitze der medizinischen Fakultät seiner Eliteuniversität stehen. Zu der Zeit war Rudi immer der beste Student seines Jahrgangs, doch dann stieß ein japanischer Student hinzu, der ihn überflügelte. Dieser jemand war Kenzo Tenma und da Rudi seine Position nicht abgeben wollte, musste er in den nächsten Prüfungen seinen Widersacher übertreffen. Um dies bewerkstelligen zu können, musste er aber in dem Fach, in dem er die meisten Probleme hatte, schummeln. Beim Benutzen seines Spickers wurde er jedoch von Kenzo beobachtet. Dieser verriet es aber keiner anderen Person, dennoch glaubte Rudi von diesem Moment an, dass Kenzo ihn verabscheuen würde. Schon wenn sich ihre Blicke kreuzten, hatte Rudi ständig das Gefühl, das Kenzo auf ihn herabsehen würde. Zwar hat Kenzo selbst nie gesagt, dass er ihn verabscheuen würde, die beiden hatten ohnehin keinen Kontakt zueinander, da Rudi kein sehr geselliger Mann ist, dennoch verankerte sich dieser unbegründete Gedanke in ihm. Kenzo ist eigentlich ein sehr geselliger Mann, der sich mit jedem prima versteht, auch mit Rudi wollte er eigentlich immer Kontakt haben, nur stand einer Freundschaft hier eben Rudis Glaube an eine Verachtung im Weg. Erst nachdem Kenzo ihm bestätigt, dass er ihn nie gehasst hat, kann sich eine Freundschaft zwischen ihnen aufbauen. Ohnehin hat auch Kenzo bei dieser Prüfung geschummelt, zumindest sagt er das, weswegen sie in gewisserweise in der selben Situation stecken. Die Furcht, von Kenzo verraten zu werden und so seine Arbeit zu verlieren, verlor er ebenfalls durch Kenzos Stellungnahme.

Inzwischen ist Rudi ein sehr erfolgreicher forensischer Psychologe, der eben wegen seiner Fähigkeiten nach all den Jahren von Kenzo aufgesucht wird. Auf psychoanalytische Art und Weise versucht er in die Tiefen eines Täters durchzudringen, um das Motiv für das Begehen des Verbrechens herauszufinden. Im Fall um Johann ist Rudi also eine große Hilfe für Kenzo, denn in Briefen, die Kenzo von Johann bekommen hat, gibt es Anzeichen dafür, dass er eine multiple Persönlichkeit hat. An die Existenz von Johann zu glauben, fällt Rudi sehr schwer, da er Johann für ein Hirngespinst Kenzos hält, daher glaubt er ihn auch anfangs nicht, dass es einen solchen Jungen geben soll. Nur weil er nebenher noch den Fall von einem Verbrecher namens Jürgens behandelt, kann er letztendlich die Existenz Johanns bestätigen. Das ist auch der Grund, weswegen er verstehen kann, dass ihn die Menschen hassen. Er ist einfach ein Mensch, der anderen nicht gerne vertraut und denkt daher eigentlich immer negativ von anderen. Aber auch in anderen Bereichen seines Lebens spiegelt sich dieser Charakter wieder, er war einst verheiratet, aber anstatt sich seiner Frau zu widmen, war für ihn seine Arbeit das wichtigste. Im Laufe der Zeit sammelte er zwanzigtausend Memokassetten, weswegen seine Frau ständig das Gefühl hatte, das er lediglich ein Sammler von Seelenabgründen ist. Teilweise stimmt diese Aussage sogar, denn durch seine Arbeit ist er ständig mit den Untiefen der menschlichen Seele konfrontiert, weswegen er sich stückchenweise in diese düstere Welt begeben muss.

Mit der Zeit wird Rudi ein unersetzlich wichtiger Freund für Kenzo, der ihm nicht nur in Problemsituationen beisteht, sondern auch einer der wenigen ist, der sich wirklich bemüht, ihm bei dem Fall um Johann zu helfen.

Quelle: www.anisearch.de/character/17385