Mikoto URABE

卜部 美琴

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Schon als sie Akiras Klasse das erste Mal betritt, hinterlässt Mikoto Urabe einen schweigsamen, unnahbaren und geheimnisvollen Eindruck mit ihren tief ins Gesicht hängenden Haaren, die ihre Augen vollständig verdecken, so dass man nie weiß, ob sie einen ansieht oder nicht. Sie weist eine Reihe merkwürdiger Verhaltensweisen auf, die sie so enigmatisch erscheinen lassen wie eine Sphinx. Während der Pausen schläft sie tief und fest und besteht darauf, währenddessen nicht angesprochen zu werden; platzt dafür einmal mitten im Unterricht, während gerade alle anderen mit der Müdigkeit zu kämpfen haben, mit schallendem Gelächter heraus, und kann kaum an sich halten vor Lachen. Sie gibt sich äußerst wortkarg, so dass sämtliche Versuche, mit ihr eine Konversation anzufangen, unweigerlich schnell in eine Sackgasse führen. Aufgrund ihrer Merkwürdigkeit stempeln sie die anderen Schüler recht bald als Sonderling ab und lassen sie in Ruhe bzw. ignorieren sie. Akira schreckt das alles nicht ab - im Gegenteil: Es macht sie für ihn interessant, faszinierend und auch attraktiv. Vor diesem Hintergrund kommt es dazu, dass er ihren auf dem Pult zurückgebliebenen Speichel probiert, was ungeahnte Auswirkungen auf ihn hat. Zwei Wochen nach diesem Vorfall liegt er krank mit Fieber Zuhause im Bett. Mikoto ahnt, was er getan hat und dass es sich bei seinen Symptomen nicht um Grippe, sondern Entzugserscheinungen handelt. Mit ihrer nüchternen, gleichzeitig vollkommen selbstsicheren Art, dass man gar nicht auf den Gedanken kommt, ihre Worte anzuzweifeln, informiert sie ihn überaus sachlich über seinen Zustand und „heilt“ seine Erkrankung durch eine weitere Dosis ihrer Spucke, nur um sich gleich darauf wortkarg wieder zu verabschieden, so als wäre das, was gerade geschehen ist, die normalste Sache auf der Welt. Der nächste Schritt von Akira folgt einen Tag später, indem er sie fragt, ob sie seine Freundin werden möchte. Wiederum sehr gefasst und ohne eine Regung, aus der man etwas interpretieren könnte, willigt sie ein. Sie behauptet, an ihrem ersten Tag in seiner Klasse hätte ihr eine Stimme geflüstert, dass er der Junge sein wird, mit dem sie zum ersten Mal Sex haben wird. Seit diesem Tag wartete sie darauf, dass er ihr gesteht, dass er sie mag.

Dass sie dies und anderes so unverblümt ausspricht, ist eine ihrer irritierendsten Eigenschaften, zumindest für Akira: Sie hat nämlich eine gute Beobachtungsgabe und keinerlei Hemmungen ihre Schlussfolgerungen kundzutun. Generell spricht sie allerdings nicht viel, so als wolle sie mit ihren Worten nur das Nötigste sagen. Aufgrund der Natur ihrer Beziehung mit Akira braucht sie nicht unbedingt Worte, um auszudrücken, was sie fühlt - Über ihren Speichel kann sie mit ihm Emotionen und Bilder austauschen, sie lädt sozusagen ihre Spucke mit einem Gefühl auf, das er dann im selben Maße erfährt, wenn er sie in den Mund nimmt. Wenn sie beispielsweise erregt ist oder gerade intensiv an etwas Unanständiges gedacht hat, resultiert das Schmecken ihrer Spucke bei Akira sofort in Nasenbluten. Umgekehrt kann sie aus seiner Spucke ebenfalls seine Empfindungen und sogar seine Träume herauslesen, was es schwierig macht, etwas vor ihr zu verheimlichen. Zu diesem Mittel greift sie beispielsweise dann, wenn sich Akira versucht herauszuwinden und ihr ausweicht. Sie legt ganz klar die Spielregeln fest, nach denen ihre Beziehung abläuft: Zwar erklärte sie sich bereit, seine Freundin zu sein, lehnt jedoch bereits einfache Dinge wie Händchenhalten ab und verbietet eine Umarmung ohne ihre Erlaubnis. Sollte Tsubaki zu forsch vorgehen, kommt ihre Scherenkunst zum Einsatz, eine weitere exzentrische Besonderheit dieses geheimnisvollen Mädchens: Sie trägt ständig eine Schere am Bund ihres Slips unter dem Rock, mit der sie virtuos umzugehen weiß. Sie kann Papiermuster schneiden, schneller als es das menschliche Auge verfolgen kann. Ihre Bewegungen sind derart präzise, dass sie denjenigen, der den Gegenstand in der Hand hält, dabei nicht verletzt, während sie ihn zerschnippelt. Eine gruselige Erfahrung ist es trotzdem. Außerdem „leidet“ sie an dem Phänomen, dass sie einen Anfall von Hypersalivation bekommt, wenn sie einen Moment großen Glücks erfährt, sprich: Unmengen von Speichel fließen mit einem Mal sturzbachartig aus ihrem Mund. Sie begründet diese Eigenheit lapidar mit „So bin ich nun mal.“
Des Weiteren hat sie die Eigenschaft, sehr schnell braun zu werden, was anhand ihrer hellen Haut sehr ungewöhnlich ist, denn sie bekommt nicht einfach nur gesunde Bräune, sondern einen intensiv dunklen Teint. Das passiert zwangsläufig, wenn sie sich im Sommer am Meer aufhält, was sie gerne tut, denn die sehr gute Schwimmerin schwimmt schon seit sie klein war, und hängt darin Akira locker ab. Dem reicht aber schon der Anblick ihrer atemberaubenden Figur im Bikini, damit sich der Ausflug für ihn gelohnt hat.

An anderen Freundschaften zeigt sich Mikoto desinteressiert, für sie ist das Band, das sie mit Akira teilt, das einzige, was sie braucht. Daher lehnt sie auch Ayukos beharrliche Bemühungen, ihre Freundin zu werden, ab, selbst als sie feststellen, dass der Transfer von Gefühlen über Spucke auch bei ihr klappt. Bzw. war es eine Verletzung, die sie ungewollt auf sie übertragen hat, nachdem sie aus derselben Flasche getrunken hatten. Die nicht locker lassen wollende Ayuko ist neben Akira wohl die einzige Person, die Mikoto eine emotionale Reaktion entlocken kann – während es bei Akira mit ihren Gefühlen füreinander zusammenhängt, kommt es bei Ayuko dagegen einem Überfallkommando gleich, weil die mit ihrer Spürnase punktgenau auf Dinge stößt, die Mikoto lieber für sich behalten möchte. Da Ayuko selbst eine geheime Beziehung lebt, in die sie Mikoto aber einweiht, weil sie ihrerseits (als vorerst einzige) auch von deren Bindung zu Akira weiß, nutzt ihren Erfahrungsschatz um abzuklopfen, in welchem Stadium sich Akira und Mikoto befinden, also ob sie sich schon geküsst haben usw. Mikoto, an der sonst so Vieles einfach abperlt, sind solche Fragen zu ihrer Intimsphäre relativ unangenehm. Ihre äußere Reaktion verrät zwar nicht viel, aber sie stutzt doch immer wieder, wie nahe Ayuko mit ihren Spekulationen der Wahrheit kommt. Für Akira hat es indes den Eindruck, als würde ihre Beziehung nicht nur schleppend vorankommen, sondern manchmal festgefahren sein und stillstehen. Abgesehen von der täglichen Routine, dass sie ihm auf dem Nachhauseweg etwas von ihrer Spucke gibt, kommt es nicht oft vor, dass sie etwas unternehmen. Diesen seltenen Gelegenheiten fiebert Akira deswegen regelrecht entgegen. Doch auch wenn Mikoto immer so kühl und sachlich wirkt, verbirgt sich unter der Oberfläche manchmal doch ein ganz gewöhnliches Mädchen. Diese Augenblicke sind selten, kommen aber vor. Manchen dieser Empfindungen muss sie sich selbst erst bewusst werden, zum Beispiel dass es ihr nicht gefällt, wenn Akira Augen für eine andere Frau hat oder dass sie sich um ihn sorgt, wenn er verletzt ist. Nach und nach lernt er sie so besser verstehen, doch ein leichtes Unterfangen ist es nicht, und so gelangt er immer wieder zu der Erkenntnis:

卜部美琴は、やっぱり今日も謎の彼女だ
(Urabe Mikoto wa, yappari kyou mo Nazo no Kanojo da.)
~ „Und wieder einmal ist Mikoto Urabe … eine äußerst geheimnisvolle Freundin.“ ~
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