Yesterday o Utatte (1997)

イエスタデイをうたって

German Rezensionen – Yesterday o Utatte

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Avatar: Slaughtertrip#1
Sing "Yesterday" for me
Auch wenn hier der Wunsch nach den Klängen längst vergangener Tage geäußert wird, als "all my troubles" noch "so far away" wirkten, liegt der Blick jedoch immer in Richtung Zukunft. Der Grundstein für diese wird in der Gegenwart gelegt, und zwar in den Entscheidungen, die man – egal ob spontan oder wohlüberlegt – trifft, und in den sich eröffnenden Gelegenheiten, die man entweder am Schopfe packt oder aufgrund am Seelenwohl knabbernder Unsicherheit oder fehlenden Mutes ungenutzt vorbeiziehen lässt.

Eine typische Dreiecksgeschichte wird hier um mehrere Involvierte erweitert – eine „Mehrecksgeschichte“ wird hier erzählt. Eine Mehrecksgeschichte, deren Protagonisten im Leben noch nicht Fuß gefasst haben, auf eine unsichere Zukunft zusteuern und ein wankelmütiges Herz besitzen, von dem sie noch nicht wissen, an wen sie es verschenken wollen. Dieses Spinnennetz an Querverbindungen zieht seine Fäden von vier Angelpunkten aus: den Hauptcharakteren Rikuo Uozumi, Haru Nonaka, Shinako Morinome und Ro Hayakawa.

Die meisten von euch kennen wahrscheinlich Leute wie Rikuo oder befanden sich selbst vielleicht schon in solch einer Phase. – Er weiß nicht, was er mit seinem Leben anstellen soll. Nach dem Studium nahm er einen Teilzeitjob an, bei dem er gerade so viel Geld lukrieren kann, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Er redet sich ein, damit zufrieden zu sein. Dieses – ich nenne es einmal – bodenständige Leben fördert nicht gerade seine Motivation. Und ohne Motivation schafft er es nicht, seinem Leben, das deshalb weiter vor sich hindümpelt, einen Sinn zu geben. Ein Teufelskreis. Wenn es doch nur jemanden geben würde, der ihn aus dieser zerfahrenen Situation befreien könnte …
Könnte diese Person vielleicht Haru sein? Dieses sympathische, lebensfrohe, quirlige Mädchen, das Rikuos Leben auf den Kopf stellt? Obgleich sie grundsätzlich ein fröhliches Mädchen zu sein scheint, wird ihre traurige, wütende, selbstkritische, unsichere oder nachdenkliche Seite beleuchtet, sobald sie einen emotionalen Tiefschlag einstecken muss.
Oder könnte vielleicht Shinako diese Person für Rikuo sein? Sie ist der typische Schulschwarm, der einem zwar das Herz erwärmt, man jedoch kalte Füße bekommt, sobald es darauf ankommt, diesem seine Gefühle zu offenbaren.
Komplettiert wird dieses Quartett durch Ro, der eine ganz spezielle Beziehung zu Shinako hat. Welches Gefühl der Liebe überwiegt hier? Jenes, welches man für ein Familienmitglied empfindet, oder jenes, welches man für die Person empfindet, mit der man eine Beziehung eingehen und sein ganzes Leben verbringen möchte?

Diese Geschichte ist zu großen Teilen ein Liebesdrama und zu etwas kleineren Teilen eine Auseinandersetzung mit Coming-of-Age-Themen. Hier treffen junge Menschen mit ungewissen Perspektiven auf Gleichaltrige mit festen Plänen für die Zukunft. Doch auch ihre älteren Freunde oder Familienmitglieder, die, fest mit ihren Füßen im Boden verankert, mitten im Leben stehen, haben mit Problemen zu kämpfen. Während die einen versuchen, Prioritäten zu setzen und die Wichtigkeit von Liebe und Arbeit gegeneinander abwägen, sind die anderen mit dem Anfang und dem Ende des Lebens – der Geburt des eigenen Kindes und dem Tod eines Geliebten – konfrontiert.

Was dieses Werk so außergewöhnlich macht, ist das Gewöhnliche. Hier wird nicht das Ziel verfolgt, aufgrund übertrieben dargestellter Dramen auf die Tränendrüsen der Zuseher zu drücken. Die Probleme der Charaktere sind so alltäglich, wie sie nur sein können. Aufgrund dessen und der Vielzahl an Charakteren in den verschiedensten Lebensabschnitten lässt sich immer eine Identifikationsfigur finden. Und doch werden die Charaktere von diesen einfachen und alltäglichen Hindernissen auf die Probe gestellt. Man gewährt dabei einen tiefen Einblick in deren Gefühls- und Gedankenwelt. Während der behäbigen, aber nie langatmigen Erzählweise wird man förmlich dazu eingeladen, einen Moment innezuhalten und die Situation der Charaktere zu reflektieren. Die Bildsprache tut ihr Übriges, um den oft melancholischen, aber nie zu seltenen heiteren Momenten Leben einzuhauchen. Manchmal bedarf es keinerlei Worte. Ein einfacher Blick oder ein kleines Lächeln reicht oft vollkommen aus.

Ein Haar in der Suppe findet man aber doch immer. Ich weiß nicht, ob es an der japanischen Gesellschaft oder am Alter der Mangavorlage (1997) liegt, doch ich fand es eher befremdlich, dass manche Charaktere einerseits erwachsen werden und ihre Unabhängigkeit beweisen wollten, andererseits jedoch immer erwartet haben, von den Frauen regelmäßig bekocht zu werden (selbst wenn sie mit diesen nicht einmal zusammen wohnen oder eine Beziehung mit ihnen führen). Mich als Nichtraucher hat zudem ein wenig gestört, dass fast alle Charaktere rauchen, was natürlich ein sehr persönlicher und subjektiver Kritikpunkt ist. Die Animeadaption hält davon jedoch vermehrt Abstand. Der Wandel der Gesellschaft in den letzten 23 Jahren oder das Vorbildverhalten spielen hier vielleicht eine Rolle.

Ein paar Worte zum Anime:
Für die Präsentation dieses Animes wurde ein Zeichenstil gewählt, der genauso bodenständig ist und das Gewöhnliche der Geschichte zum Ausdruck bringt. Hierbei wird mehr die dunkle Seite der Farbpalette benutzt, um dem Drama den richtigen Anstrich zu geben. Den Charakteren wurde ein Design gegeben, welches wenig auffallend ist, und das außergewöhnlichste an den Animationen sind die Rückblenden, die sich optisch gut von den Szenen, die sich in der Gegenwart abspielen, abheben. Die Mangavorlage ist relativ alt, und man hat es geschafft, dass sich das Alte mit dem Neuen die Waage hält. Die unauffällig ruhige BGM trägt ihren Teil dazu bei, sich stimmungsmäßig in die Welt dieses ebenso ruhigen Anime hineinversetzen zu können.
Von den Manga-Charakteren kommt nicht einmal die Hälfte davon im Anime vor. Das hat leider zur Folge, dass die Abwechslung fehlt und der Fokus immer auf den vier Hauptcharakteren, die es nicht immer schaffen, die Geschichte alleine zu tragen, liegt.

Dieses Werk ist jedem zu empfehlen, der sich auf eine ruhige, emotionale und realitätsnahe Geschichte einlassen möchte. Man wird hier womöglich an eine Zeit erinnert, in der man selbst nicht wusste, welchen Weg man im Leben einschlagen soll. An eine Zeit unerwiderter Liebe. An eine Zeit geprägt von Ungewissheit.
Post was last edited on 11.08.2020 13:31.
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