Für Geld kann man bekanntlich fast alles haben. Für die Illusion geliebt zu werden, geben viele Menschen viel Geld aus. Doch was, wenn man danach nicht loslassen kann? Rent-A-Girlfriend rückt ein gesellschaftliches Phänomen ins Rampenlicht, welches gleichermaßen Fluch und Segen ist. Umgesetzt wurde diese Thematik aber recht holperig.
„Man, when did I set my love life to hard mode?“
In Japan gibt es ganze Agenturen, die Leute vermieten, um bestimmte Rollen zu spielen. Sei es mehrere Personen, die einem einsamen alten Mann als Familie dienen oder jemanden als Vaterfigur, der für ein Kind den Vater spielt, bis dieses volljährig ist oder die erfolgreiche Geschäftsfrau, die eine ganze Hochzeit vortäuschst, mitsamt Bräutigam, seiner Familie und Partygästen, weil ihre Eltern sie ständig nerven. „Was ist wahr und was Illusion?“ fragte einst ihr Jonathan Frakes. Diese Geschichten sind alle wahr. Eine Realität, die man mit gemischten Gefühlen wahrnimmt, weil es anders schlicht nicht geht.
Rent-A-Girlfriend möchte keine tiefgreifende Geschichte erzählen. Rent-A-Girlfriend ist eine Geschichte über einen jungen Mann mit gebrochenem Herzen, der seinen Liebeskummer mit zu viel Masturbation kompensiert. Kazuya Kinoshita ist ein Jammerlappen, ein Lüstling, ein schlechter Lügner und viel zu oft zum fremdschämen. Kazuya ist wie wir. In jedem von uns steckt ein klein wenig Kazuya. Ob nun der Kazuya, der seinen Papiereimer mit Liebe füllt, der Kazuya, welcher voller Hingabe nur das Richtige tun will oder der Kazuya, der mal wieder cringy über den Fußboden rollt. Nun trifft dieser Totalausfall auf Chizuru Mizuhara.
Chizuru – best girl – Mizuhara ist schlicht sugoi. Andere Meinungen sind Blasphemie und wird von ihren Jüngern in den Foren gnadenlos bestraft. Solche Überhöhungen sind meistens peinliche Geschmacksverirrungen, doch im Falle von Chizuru sind diese nicht ganz unberechtigt. Chizuru ist neben einem Hauch Tsundere auch liebevoll, verständnisvoll und hat oft den Durchblick. Es fällt dem Zuschauer leicht sie zu mögen, da sie schlicht sympathisch ist. Auf der anderen Seite sind dort die ewige Nummer 2, das one-episode-girl und die beste Freundin von Bicchi aus Shield Hero.
Da die Serie die Thematik des Rental nicht genau beleuchtet und dieses eher für Humor benutzt, könnte man hier letztlich eine durchschnittliche Romantische Komödie erwarten. Humor und das generische Hin und Her der beiden Hauptfiguren ist vorhanden, leider ist diese Geschichte viel zu sehr konstruiert und zu awkward, würde sie je als Live-Action-Film umgesetzt werden. Chizuru wird nicht mal von ihren Freunden erkannt, wenn sie eine Brille trägt und die Haare anders kämt. Figuren begegnen sich ständig „zufällig“ in dieser 621,98 Quadratkilometer Stadt. Keiner kommt auf die Idee Google zu nutzen und sonst verhalten sich Figuren in wichtigen Momenten schlicht unlogisch.
Letztlich bleibt Rent-A-Girlfriend unter seinen Möglichkeiten. Die Figuren kann man mögen oder nicht. Die Handlung ist unglaubwürdig, dennoch recht unterhaltsam. Staffel zwei wird’s schon richten; vielleicht.
Post was last edited on 26.09.2020 06:12.