Love O2O (2016)

Weiwei Yi Xiao Hen Qingcheng / 微微一笑很倾城

German Rezensionen – Ein zauberhaftes Lächeln

This topic contains short as well as longer reviews on the movie “Love O2O” and is by no means the right place for general discussions! Each post must be a stand-alone review that you wrote yourself. Each review should cover certain core aspects: plot, characters and a have a personal conclusion. Feel free to comment on existing reviews using the comment function.
  •  
Avatar: SabriSonne
Editor
#1
Nach einer ganzen Reihe an Period-Dramas muss selbst ich als Fan ab und zu einen kleinen Ausflug in Richtung Contemporary machen, um einfach mal einen anderen und frischeren Erzählstil zu bekommen. Love O2O war da schnell die erste Wahl, weil ich die Serie schon lange mit mir mitziehe.
Im Endeffekt war die Serie zwar nicht meins, weil ich einfach kein RomCom-Typ bin, aber ich kann durchaus verstehen, warum die Serie so dermaßen gut ankommt!


zur Handlung
Die Handlung kann man schwerpunkttechnisch in zwei Abschnitte unterteilen: das Uni-Leben und danach das Arbeitsleben. In diesem Rahmen präsentiert sich die Geschichte als gekonnte Mischung aus Romanze und nüchternem Slice-of-Life, die weder besondere Höhen noch Tiefen hat.

Motiviert das überhaupt für 30 Folgen?! - Ja!

Zum ersten unterscheidet sich die Romanze ganz deutlich von allen anderen.
Wie der Titel schon sagt (Love Online to Offline) geht es um ein Pärchen, dass sich online vollkommen unverbindlich kennenlernt, um ein Spiel zu spielen und dann im Endeffekt auch Offline zum Pärchen wird. Was diese Geschichte von anderen Serien nun abhebt, ist die Tatsache, wie natürlich der Übergang von dem einen zum anderen verläuft. Keine schnulzigen Szenen, noch nicht mal eine offizielle Liebesbekundung: die beiden Hauptfiguren treffen sich einfach und betreiben einfach ihre "Online-Beziehung" offline weiter, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Und komischerweise funktioniert das auch noch!
Wo andere Serien folgenlang die Beziehung aufbauen, das Kennenlernen in die Länge ziehen, macht Love O2O einfach gar nichts dergleichen, dennoch nimmt man es für ganz selbstverständlich, dass diese beiden Figuren nun ein Paar sind. Damit kreiert die Serie eine erfrischend andere Art der Beziehung, die nicht nur außergewöhnlich ist, sondern auch perfekt zu den Charaktereigenschaften unserer beiden Genies passt. Und dies ist der Hauptgrund, weshalb die Romanze glaubwürdig erscheint, selbst ohne offenes "Ich liebe dich": sie verläuft/beginnt genauso, wie man es den beiden Hauptfiguren zutrauen würde.
Was ebenfalls sehr zu Authenzität beiträgt ist das fehlende Melodrama. Love O2O erzählt eine nüchterne Geschichte, ohne viel Drama, Geheule und Konflikte. Die Probleme ist alltagsnah, selbst der Höhepunkt der Serie ist so "billig", dass er in anderen Formaten gerade mal als "Zwischenproblem" abgehandelt wird. Dennoch langweilt die Serie kaum, was von gutem Pacing und passend gesetzten Spannungspunkten zeugt.

Dennoch überzeugt das Main-Couple auf ganzer Linie nicht unbedingt, und das Problem lag meiner Meinung nach an ihr. Sie ist zu steif, zu holzig, wirkt stellenweise sogar in ihrer eigenen Romanze fehl am Platz (gerade in den wichtigen Kussszenen), sodass man schnell das Gefühl bekommt, sie will diese Romanze eigentlich überhaupt nicht in dieser romantischen Form. Für mich ist das aber weniger ein Skript-Problem, sondern ein Schauspielerisches, aber dazu später mehr.
Da überrascht es dann umso mehr, dass man plötzlich eine ganz andere Romanze deutlich interessanter findet: mit großem Überraschungseffekt mischt sich nämlich der Ansatz einer Boys-Love-Geschichte mit in die Serie. Diese fand ich teilweise besser und interessanter zu beobachten als unser Lead-Couple, aber aufgrund der chinesischen Zensur fehlt leider Screentime, um sich vollends darauf einzulassen - Schade!

Zum anderen schafft es die Serie sehr gekonnt, das Problem des "Second-Lead" zu umgehen.
Wei Wei und Xiao Nai übernehmen zwar ganz selbstverständlich die Rolle des Main-Couple, aber es fehlt das typische "Second-Lead-Couple". Es gibt zwar aller Hand liebestolle Charaktere und auch mit Rivalen wird für die beiden Hauptfiguren nicht gespart, aber keiner kann sich im Endeffekt als "DER Second-Lead-Charakter" durchsetzen. Vielmehr schafft es die Serie seine extreme Fülle an Figuren gekonnt ausgewogen zu präsentieren, sodass man eher von episodischen "Second-Lead-Charakteren" sprechen muss. Was dabei natürlich nicht immer gut funktioniert ist die Screentime der einzelnen Figuren, aber im Endeffekt überzeugt dieser Ansatz durch angenehme Abwechslung im allgemeinen Wust an RomCom-Serien.

Dennoch gibt es auch viele Elemente, die mich im Gesamteindruck sehr gestört haben.

Zum Ersten stört mit die Tatsache, wie mit den Online-Spielen umgegangen wird, die ja einen wesentlichen Teil zur Handlung beitragen. Zwar funktioniert das Ganze hervorragend als teilweise auch anonyme Kommunikationsquelle, die manchmal Figuren zusammenbringt, bei denen man den Kontakt eindeutig nicht erwartet hätte oder deren Aufeinandertreffen interessante Grundlagen und Dynamiken hervorbringen, dennoch scheitert die Umsetzung.
  • Die Welt im Online-Game sieht furchtbar aus! Man kann sich ja noch einreden, dass das CGI so aussehen sollte, um den Eindruck eines Online-Games zu unterstreichen, aber es sieht trotzdem schlimm aus! Die Hintergründe sind eine Katastrophe, ebenso sieht es aus, als würden die "Charaktere" über den Boden fliegen, weil Schatten fehlen oder der Untergrund nicht reagiert. Dazu die Tatsache, den weiblichen Figuren dermaßen große Kontaktlinsen in die Augen zu hauen, damit man fast nichts mehr Weißes sieht...!
  • Man erfährt über das Online-Game so gut wie gar nichts! Welche Story gibt es? Was ist das Ziel? Wie funktioniert manche Ausrüstung? Noch nicht mal die "Charakter-Klassen" werden vorgestellt, was mich bei einem Online-RPG eigentlich schon interessiert. Es gibt zwar die typischen "Anfänger", um dem Zuschauer zumindest ein bisschen die Grundlagen zu vermitteln, aber man kann im Endeffekt dennoch sämtliche Motivation der Hauptcharaktere für das Spiel nicht nachvollziehen, weil der Bedeutungsgehalt nicht ersichtlich wird. Somit wird die Handlung innerhalb des Spiels extrem beliebig, was schnell zum Skippen animiert.
  • Gleiches Problem auch bei dem selbstprogrammierten Spiel, mit dem unsere Hauptfiguren-Clique den Spielemarkt erobern will: kaum In-Game-Shots, keine Informationen! Folgenlang arbeiten die Hauptfiguren an einem Spiel, mit dem man sich aber als Zuschauer nicht identifizieren kann, weil man optisch einfach nicht in die Entwicklung miteinbezogen wird.
Zum Zweiten stört mich außerdem das extreme Maß an Product-Placement. Es ist natürlich verständlich, dass Sponsoren gezeigt werden müssen, aber hier hat läuft das ganze teilweise so unnatürlich und fehlplaziert, dass es einem mehr negativ als positiv ins Auge springt.

Und zum Dritten stört mich folgende Kategorie:


Zu den Charakteren
Wer vor dieser Serie Hauptdarsteller Yang Yang (Xiao Nai) nicht kannte, der kennt ihn spätestens jetzt: als würde einem die Serie einem einen Zaunpfahl mit der Aufschrift "Yang Yang ist der attraktivste Mensch auf Erden" ins Geschicht schlagen! Beleuchtung, Skript, Szenenbild, Kameraführung - einfach alles! Und das ganze sogar so penetrant, dass der Charakter von Xiao Nai beinahe unsympatisch wird!

Mit Xiao Nai ist es sowieso so eine Sache, da er so ziemlich den "perfekten Boyfriend" verkörpert. Einfach alles an ihm ist perfekt: seine Optik, sein Verhalten, seine Wortwahl, sein IQ, alles! Damit das auch jeder mitbekommt, rennen ihm in der Uni nicht nur die Mädchen, nein, sogar die Jungs hinterher und filmen ihn heimlich mit dem Handy und besuchen sogar Vorlesungen nur, damit sie mit ihm im gleichen Raum sitzen können. Stellenweise grenzt das schon fast an Fremdschämen, sodass manche Szenen wirklich unangenehm anzuschauen sind.
Dennoch findet man Gefallen an der Figur, weil er in vielerlei Hinsicht den Wünschen und Ansprüchen an den eigenen Freund der weiblichen Zuschauer entspricht. Aber da er allen Wünschen entspricht, macht ihn das auch zu einem Charakter, der im wahrsten Sinne des Wortes "zu schön ist, um wahr zu sein".

Mit Xiao Nai kommt jedoch auch der größte Pluspunkt der Serie mit: seine Clique aus dem Studentenwohnheim.
Das Chaos-Trio ist herausragend - die Chemie stimmt perfekt! Die Darsteller passen super zusammen, ergänzen sich ganz toll und vermitteln eine große Menge an Spaß. Man schaut den Jungs einfach wahnsinnig gerne zu, so blöd ihre Aktionen und Unterhaltungen auch manchmal sein mögen. Und dies liegt meiner Meinung nach zum Hauptteil am Cast: die 3 Darsteller spielen ihre Figuren so authentisch, dass man meinen könnte, sie hätten einfach in einer Drehpause eine Kamera vergessen auszuschalten. Hier haben sich wirklich 3 Menschen gefunden.
Und selbst Xiao Nai, der charakterlich und optisch so gar nicht dazu passen scheint, ergänzt das Trio gerade durch seine Andersartigkeit perfekt. Wo im ersten Moment jeder den Kopf darüber schütteln würde, warum "Mister-Perfect" Xiao Nai überhaupt die Chaoten hinter sich herschleift, entdeckt man im zweiten Moment, dass sich hier 4 Charaktere gesucht und gefunden haben. Das Trio verhält sich ihm gegenüber genauso wie sie sich untereinander verhalten, ungeachtet seines stoischen Charakters. Und auch Xiao Nai fühlt sich entgegen aller Erwartungshaltung nicht von der aufdringlichen Art des Trios genervt, sondern genießt diesen lockeren Umgang sogar noch. Somit entsteht eine Charakterdynamik, die sicherlich einen Großteil der Serie trägt und wahnsinnig zur Sympathie beiträgt.

Die Mädchenclique rund um Wei Wei fällt da leider etwas ab, schon allein aufgrund der Tatsache, dass es hier um einiges quietschiger zugeht. Nichts desto trotz passen auch diese 4 Mädchen gut zusammen und unterhalten gut.
Dennoch bringt diese Clique zwei Charaktere mit sich, die der Serie teilweise nicht wirklich gut getan haben. Zum einen ist da Freundin Er Xi, die für mich auf unsympatische Weise in das "übertrieben niedlich"-Schema gepackt wurde, dass es mich wirklich genervt hat. Kombiniert mit der Tatsache, dass ich ständig das Gefühl hatte, die Darstellerin wird auf Teufel komm raus extrem jung poträtiert, obwohl sie es eigentlich nicht mehr ist, macht die Sache nicht besser.
Und was die Sache noch schlechter macht, ist tatsächlich die Hauptfigur Wei Wei. Zu steif, zu holzig, stellenweise unsympatisch und egoistisch. Manchmal rettet sie sich zwar durch ihr überraschend schonungsloses Ärgern ihrer Mitmenschen, was dann sogar lustig wird, aber im Endeffekt wirkt sie zu oft fehl am Platz, v.a. in den Kussszenen, was sämtlich Romantik zu Nichte macht (gerade mit der Hinsicht, dass Yang Yang als "The Kisser" bekannt ist und sich die Seele aus dem Leib knutscht). Was ebenfalls wenig zur Sympathie beträgt ist die Tatsache, dass sie als einzige synchronisiert wird. Alle anderen sprechen live, nur sie hat eine Synchronsprecherin. Und das hört man leider extremst, da in einer Turnhallenszene eine eingesprochene Stimme einfach einen anderen Hall hat als eine live gesprochene. Dazu die Tatsache, dass Schauspielerin Zheng Shuang einfach viel zu dünn war, was optisch schon an Magersucht grenzt und v.a. in den Szenen im Online-Spiel mit Kostüm einfach nur noch grotesk aussieht.
Für mich tatsächlich blanker Fall von Fehlcasting - da kam wieder Optik vor Leistung! Das einzig Positive, was man dem Ganzen noch abringen kann, ist, dass selbst der im Grunde schauspielerisch nicht so überragende Yang Yang neben Zheng Shuang im Vergleich geradezu brilliert. Und auch ihr Charakter ist wieder so perfekt, dass es "zu schön ist, um wahr zu sein".

Überhaupt sind sehr viele Charakter "zu schön, um wahr zu sein". Von unseren Hauptcharakteren scheinen alle hochbegabt zu sein, sind in der Truppe sowohl Student #1, Studentin #1, Department-Studentin #1, Uni-Schönheit #1, Programmierer #1 und Sprachenstudent #1. Welche Realität soll diese Serie wiedergeben?
Später kommt noch Hacker #1 dazu, der zeitgleich auch noch ein begnadeter Koch ist, sodass man meint, die Menschheit dieser Serie besteht nur aus Ausnahmetalenten. Das macht das ganze Setting irgendwie sehr unrealistisch.


Fazit
Um den Anfang wieder aufzugreifen: meine Serie war es nicht, und das nicht nur Genretechnisch. Für mich machen die Handlung und das Setting einfach zu viele Fehler, um tatsächlich authentisch und nachvollziehbar zu sein. Stattdessen nimmt sich die Serie selbst die Chance, den Zuschauer abzuholen, weil einfach wichtige Informationen, gerade aus der Welt der MMORPG fehlen, um für den Zuschauer interessant zu werden.

Dennoch unterhält die Serie für die 30 Folgen Laufzeit gut und punktet mit einem etwas anderen Ansatz in der Romanze, die es so selten zu sehen gibt, und einer insgesamt sehr gut ausbalancierten Charakterdynamik, bei der das Zuschauen Spaß macht. Große Charakterentwicklung braucht man zwar nicht erwarten, aber sind wir mal ehrlich: ab und zu brauchen wir eine Serie, die einfach "zu schön ist, um wahr zu sein".

Damit wird Love O2O zu einer hervorragend geeigneten Anfänger-Serie für chinesische Dramen.

Post was last edited on 16.10.2021 03:36.
    • ×3
    • ×0
    • ×0
    • ×0
    • ×0
    • ×0
  •  
  • Rate
  • Bookmark
  • Favourite

Ratings

  • 0
  • 0
  • 5
  • 8
  • 9
Overall Rating
My Own Rating
Calculated Value4.02 = 80%Toplist#177

Member Statistics

Recent Ratings

Top Contributors

Recent Polls

Personalized Lists

Discord

Share


Do you like helping others find a live-action they’re looking for or do you simply enjoy telling others about live-action? If so, we recommend adding a link to the respective live-action page here on aniSearch to your posts. This way you not only make it much easier for the recipient of your post to find what you’re talking about, you also offer them a plethora of details about the live-action!