Word of Honor (2021)

Shanhe Ling / 山河令

German Rezensionen – Word of Honor

This topic contains short as well as longer reviews on the movie “Word of Honor” and is by no means the right place for general discussions! Each post must be a stand-alone review that you wrote yourself. Each review should cover certain core aspects: plot, characters and a have a personal conclusion. Feel free to comment on existing reviews using the comment function.
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Avatar: SabriSonne
Editor
#1
Als „Tale of the Wanderer“ damals auf die Watch-List geschrieben, plötzlich erblickte es als „Word of Honor“ das Licht der Welt – mein erster Gedanke: ist das die Serie, die ich anschauen will?! Und selbst nach Folge 1 hatte sich die Frage nicht geändert…
Dann kam Folge 2 und danach…


Zur Handlung
Ist die Handlung gut? – nein!

Ich bin ehrlich mit euch! „Word of Honor“ ist das total typische Wuxia, wo irgendein magisches Artefakt gefunden werden will, mit dem man dann auf die absolute Waffe des Martial Arts zugreifen kann – hunderte Male gehört, hunderte Male gesehen, und das nicht nur im Wuxia-Bereich. Somit erzählt „Word of Honor“ die ganz typische Fantasy-Adventure-Geschichte, die zwar in sich spannend ist, gute Cliffhanger und Auflösungen hat und auch bis zum Ende motiviert, aber die Handlung als innovativ zu bezeichnen, liegt einem völlig fern.

Die Gesamthandlung präsentiert sich im ersten Moment als 3-geteilte Handlung:
  • Die Fantasy-Adventure-Search-Quest mit der Suche nach einem magischen Artefakt, mit dem die absolute Macht des Martial Arts gefunden werden kann
  • Die Reise von A-Xu (Zhou Zi Shu) und seine letzten Jahre als „freier Mann“
  • Die Romanze von A-Xiang
An sich nichts Neues, nur leider störten mich die Storylines in dieser Kombination extrem.
Die Search-Quest ist im Fantasy-Adventure nichts Neues und hat man gefühlt schon tausende Male gesehen oder gelesen. Sie war zwar am Ende überraschend und wurde im Verlauf der Handlung auch einigermaßen gut verkauft, dennoch bleibt die Idee glanzlos. In der zweiten Hälfte der Serie fällt außerdem auf, dass die Quest immer mehr in den Hintergrund rückt und für ein Sammelsurium an Storylines Platz machen muss. Und damit kommt das Chaos! Man hat schlicht und einfach keinen Plan mehr, wohin die Handlung will, warum sie dort hin will und wer wieso mit wem überhaupt gemeinsame Sache macht. Viele Handlungen verschwinden auch einfach ins Nichts, andere Handlungen tauchen dafür auf, denen dann jedoch die nötige Grundlage und damit Begründung fehlt, sodass man sich mehr als ein "Hä? Warum das jetzt? Woher kam das bitte?" denkt. Dann auch noch den Großteil der Quest off-screen abzuhandeln, nur um dann vermeintlich bereits abgeschriebenen Charakteren einen zweiten, stellenweise vollkommen deplatzierten Auftritt zu geben, macht die Sache nicht unbedingt besser. Dennoch überzeugen auch einige Storyelemente, gerade das Ende. Dies aber weniger aufgrund der Handlung als solche, sondern eher wegen der sympathischen Figuren, denen man einfach kein Leid zufügen will.
A-Xus Geschichte, die in der ersten Folge sofort das Ultimatum seines sicheren, zeitnahen Todes aufstellt, kann nur auf 2 offensichtliche Arten abgehandelt werden, von denen es dann auch eine war. Und die Romanze von A-Xiang war dermaßen losgelöst von der Gesamthandlung, dass man im Grunde eine eigene Serie daraus hätte machen können. Ich hatte sogar stellenweise das Gefühl, dass man die Figur absichtlich loswerden wollte, damit sie in der Handlung nicht stört. Am Ende wird die Storyline zwar gekonnt und gewinnbringend wieder aufgegriffen, dennoch habe ich sie großflächig während dem Verlauf übersprungen.

Im Grunde geht es jedoch nicht um diese 3 Handlungen, auch wenn sie vielleicht der treibende Plot sind. Ein schlauer Kopf hat mal definiert, dass tatsächlich ablaufende Handlung und reale Handlung nicht identisch sein müssen, und genau das passiert bei „Word of Honor“ – und hier zeigt sich das große Talent der Serie.
Die tatsächlich ablaufende Handlung ist das Fantasy-Adventure in all seinen Facetten, die reale Handlung ist jedoch die Charakterentwicklung von A-Xu und Lao Wen (Wen Ke Xing). Im Grunde geht es um 2 Charaktere, die in ihrem Leben bisher nur so dahingetrieben sind, keine Ziele hatten, keine Wünsche hatten, die sich nun aber per Zufall treffen und für sich gegenseitig zum Leitmotiv werden. DAS ist der eigentliche Kern der Handlung, alles andere ist eher Mittel zum Zweck.

Dennoch war der Anfang wenig spektakulär, da natürlich die tatsächlich ablaufende Handlung die offensichtlichere ist und damit den Zuschauer am Schauen halten will. Und im Endeffekt war es am Anfang tatsächlich Lao Wen, der mich bei der Stange gehalten hat. Er ist die Art von Charakter, den man nicht einschätzen kann, der gefühlt ausnahmslos in Metaphern und Gedichten redet und dessen Rolle bis zu Letzt eigentlich nicht klar ist. Dass auch A-Xu als erfahrener Martial Artist aus der Figur nicht schlau zu werden scheint und dies auch öfter kundtut, macht Lao Wen noch mysteriöser – und damit einfach spannend und interessant. Ich muss wirklich zugeben, ich habe am Anfang tatsächlich nur weitergeschaut, weil ich wissen wollte, wer Lao Wen ist. Damit wird er zum eigentlich tragenden Stützpfeiler der Serie, der einen wirklich bis zu Letzt beim Schauen hält.

Ebenso süchtig macht die Charakter-Interaktion zwischen ihm und A-Xu, die man tatsächlich mal beinahe als Boys Love bezeichnen kann! In diesem Genre nicht selbstverständlich!
Viele Wuxia haben BL-Novels als Grundlagen, doch nur wenig davon taucht auch tatsächlich auf dem Bildschirm auf – Grund: die strenge chinesische Zensur.
Umso mehr wundert es mich bis heute, wie es „Word of Honor“ geschafft hat, viele mehr als eindeutige Szenen durchbekommen zu haben! Und auch mit Zweideutigkeiten wird nicht gespart, angefangen von Bewegungen und Gegenständen bishin zum Rezitieren von sehr zweideutigen Gedichten, die eindeutig einen romantischen Unterton andeuten. Selbst der Text war im Original deutlich anzüglicher als in der finalen Fassung, doch hier konnte sich die Zensur durchsetzen, da mehr als einmal Synchro und Lippenbewegung nicht konform sind. Und zur Info: es gibt Videos im Netz, in denen es sich Leute zur Aufgabe gemacht haben, den originalen Text herauszufinden - und der hat es in sich (wenn ihr versteht, was ich meine^^)!
Dennoch sind wir weiterhin fernab von Boys Love, wie es der eine andere aus dem japanischen Yaoi kennt. Stattdessen bewegt sich „Word of Honor“ gekonnt in einer angenehmen Grauzone zwischen Bromance und Boys Love, was somit die Handlung nicht aufbricht sondern mit herausragender charakterlichen Interaktion bereichert und ihrer ganzen Beziehung eine angenehme und v.a. wahrnehmbare Wärme verleiht.

Und was ich der Serie aber auf jeden Fall auch sehr positiv zu Gute halten muss, ist, dass sie nicht CGI-überladen ist. Es gibt keine animierten Monster, gegen die kitschig gekämpft wird, ebenso werden von den Figuren keine Feuerbälle oder ähnliches durch die Weltgeschichte geschleudert. Stattdessen sind die Kämpfe meist klassisch Mann-gegen-Mann, in denen entweder mit Schwertern oder mit Kung-Fu aufeinander eingeschlagen wird. Und das gibt der Handlung sehr viel Ernsthaftigkeit.
Man merkt zwar sofort, dass die Darsteller wenig mit Kung-Fu anfangen können und man merkt auch mehr als einmal, dass hier Stuntmänner kämpfen und die Darsteller nur für einige Szenen hineingeschnitten sind, dennoch sind die Kämpfe optisch ansehnlich und machen Spaß. Besonders positiv fällt hier im Vergleich zu anderen Serien der gekonnte Einsatz der Zeitlupe auf, der nicht auf Special Moves von irgendwelchen Charakteren ausgerichtet ist, sondern auf die herausragende Verwendung von umliegenden Gegenständen. Da spritzt dann schon mal das Wasser in Zeitlupe, wenn A-Xu ein Handtuch zum Kämpfen heranzieht, kombiniert mit einer 360° Rundum-Bild-Kamera – und das sieht dann einfach nur noch cool aus!
Leider wird man jedoch zu wenig mit diesen optisch und choreographisch ansprechenden Kämpfen belohnt, sondern muss sich meist durch viel Dialog zwängen. Ebenso werden einem nach kurzer Zeit viele Sets bekannt vorkommen und manchmal wird tatsächlich folgenlang am gleichen Set herumgehangen. Ich schiebe das mal auf Corona zurück und kann der Serie damit mit dieser Begründung verzeihen.
Was man jedoch nicht auf Corona schieben kann, ist das niedrige Budget, das "Word of Honor" zur Verfügung hatte. Das wenige Geld wurde nämlich nicht in Sets investiert, die bei weitem nicht schlecht aussehen, ganz im Gegenteil, aber die in umgebauter Weise einfach immer wieder auftauchen. Mich persönlich stört das nicht, aber es fällt natürlich auf. Stattdessen haben die Produzenten lieber in Costume und Hair & Make-up investiert - und das sieht man! Großes Lob, optisch wirklich sehr stark!

Der insgesamt noch zu erwähnende hervorragende Einsatz von Literatur und Dichtung gibt "Word of Honor" noch einen weiteren speziellen Touch, der die Serie anspruchsvoll erscheinen lässt. Hier steht man jedoch als Nicht-Chinese im Grunde vor verschlossenen Türen, weil man die Gedichte schlicht und einfach nicht kennt, genauso ihren Sinnzusammenhang oder ihre tiefere Bedeutung. Dennoch ist das Detail schön und lässt sich einfach mittels YouTube ergänzen.


Zu den Charakteren
Ich hatte es ja schon mehrfach angedeutet, die eigentlichen Stars, oder besser gesagt, die eigentliche Handlung selbst sind A-Xu und Lao Wen.

Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, was die beiden als Hauptfiguren so interessant macht. Dass beide die typischen Antiheld-Charaktere sind, ist mehr als offensichtlich, und gibt der Handlung damit den nötigen Pepp und emotionale Tiefe, aber dennoch hatte ich die ganze Zeit dieses unerklärliche Gefühl von „neu“ während des Schauens. Und es musste lustigerweise erst Zhang Zhe Han (Darsteller von A-Xu) in einem Interview sagen, bis es mir endlich wie Schuppen von den Augen gefallen ist: „Die Serie als solche geht vollkommen anders an die Geschichte heran. In jedem anderen Wuxia wäre Cheng Ling mit seinen typischen Held-Eigenschaften die Hauptfigur gewesen und die Geschichte wäre aus seiner Sicht erzählt worden. „Word of Honor“ nimmt sich jedoch im Grunde zwei klassische Support-Charaktere und macht aus ihnen die beiden Hauptrollen.“

Und es stimmt!

A-Xu ist der mehr als offensichtliche Antiheld, den man im Notfall noch am ehestens auch zu einer Hauptfigur hätte machen können, dessen Funktion in der Rolle als Lehrmeister von Cheng Ling im Grunde aber tatsächlich der typische Support in sämtlichen anderen Wuxia-Serien ist. Hinzu kommt die Tatsache, dass ich selten einen Charakter gesehen habe, der so aktiv versucht passiv zu sein. Normalerweise würde ich mich darüber beschweren, wenn sich Hauptfiguren nur passiv durch die Story mitschleifen lassen, aber „Word of Honor“ verkauft uns diese passive Haltung als die wertvollste Charaktereigenschaft von A-Xu, sodass es den Charakter einfach extremst besonders und einzigartig macht. Kombiniert mit der guten schauspielerischen Leistung von Zhang Zhe Han erschafft die Serie einen herausragenden Hauptcharakter.

Wem sich Zhang Zhe Han aber schauspielerisch eindeutig geschlagen geben musste war Gong Jun in seiner Rolle als Lao Wen. Gong Jun kennen die meisten im Fandom als „ganz gut bis nicht herausragend“, umso überraschter waren alle, als dieser plötzlich mit DER Performance seiner bisherigen Karriere um die Ecke kam (und das lustigerweise auch noch als Corona-Cast! 95% der Darsteller wurden tatsächlich nachgecastet, weil die originale Besetzung zeitlich aufgrund der vielen Verschiebungen nicht mehr für "Word of Honor" zur Verfügung stand). Mit Lao Wen bekommt er aber auch einen der besten Wuxia-Charaktere an die Hand, die ich bisher gesehen habe. „Als eine Mischung aus Gut und Böse“ beschreibt Gong Jun seine eigene Rolle und auch als Zuschauer scheint man den Charakter einfach nicht greifen zu können. Wie oft schätzt man ihn falsch ein, wie oft traut man ihm Aktionen nicht zu, wie oft reagiert er genau gegenteilig von der eigenen Erwartung? Lao Wen ist als Figur so komplex, dass ihn niemand einschätzen kann, wirklich niemand! Und das macht ihn irgendwann zu einer tickenden Zeitbombe, weil er keine Sicherheit oder Beständigkeit vermittelt. Stattdessen entpuppt er sich sogar beinahe als naiv, was mit seinem gefährlichen Charakter eine explosive Mischung gibt.
Ebenso spannend ist auch seine Geschichte, die zwar nicht besonders und nicht „nie gesehen“ ist, aber dennoch hervorragend zum Charakter und dessen Grundeigenschaften passt. Wie oben bereits geschrieben, Lao Wen ist der eigentlich Star der Handlung, beinahe schon die eigentliche Handlung selbst, die eher durch die offensichtlichen Handlungsstränge nur noch ergänzt wird. Und allein wegen ihm lohnt sich die ganze Serie schon.

Die anderen Figuren sind in Ordnung und passen von der Chemie zwischen den Darstellern gut in die Serie, doch leider sind die meisten tatsächlich austauschbar. Die Handlung wird so dermaßen von A-Xu und Lao Wen als Figuren dominiert, dass es die anderen Charaktere fast nicht mehr braucht, da sie insgesamt so gut wie keinen Einfluss auf die Story nehmen. Viele Storylines wirken dadurch losgelöst von der Handlung, sodass sie die eigentliche Serie im Grunde nicht voranbringen. Viele dieser Storylines habe ich sogar komplett übersprungen, was ich im Nachhinein sogar schade finde, da sie sicher gut gewesen wären. Nur leider versteht man die Hauptstory auch ohne Probleme ohne diese Nebengeschichten, da einfach inhaltlicher Zusammenhang fehlt.
Die Antagonisten braucht man da noch am ehesten, ihre Motivationen waren jedoch langweilig und mittelprächtiger Standard. Dennoch spielen die Antagonisten hervorragend in die Charakterentwicklung von A-Xu und Lao Wen hinein, was ja der eigentliche Schwerpunkt der Handlung ist. Somit ergibt sich auch mit schwachen Support-Cast ein stimmiges Gesamtbild.


Fazit
Im Nachhinein muss ich tatsächlich sagen „Tale of the Wanderer“ wäre der eigentlich passende Titel für „Word of Honor“ gewesen. Im Grunde geht es in der Geschichte um zwei Wanderer, die noch keinen Platz in der Welt gefunden haben, wandernd umherstreifen, nur um sich dann gegenseitig den jeweiligen Platz zu zeigen. Zwei Antiheld-Figuren mit den typischen Support-Eigenschaften dafür zu Hauptfiguren zu machen, gibt der Serie eine so noch nie gesehene Dynamik, die die Serie besonders macht.

Leider stören die vielen Nebengeschichten, die zwar ausführlich gezeigt werden, die Handlung im Gesamten aber nicht beeinflussen. So entsteht im Nachhinein ein Gefühl von "Flickenteppich", wo man sich tatsächlich 10 Figuren locker hätte sparen können, weil ihr Einfluss auf die Geschichte gleich Null ist.

Erinnert ihr euch noch an meinen Satz zu Beginn der Rezension?
„Ist die Handlung gut? – nein!“

Eigentlich müsste er heißen:
Ist die tatsächlich ablaufende Handlung gut? – nein!
Ist die reale Handlung gut? – aber so was von!!

Post was last edited on 13.11.2021 03:51.
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