Ode to Kirihito (1970)

Kirihito Sanka / きりひと讃歌

German Rezensionen – Kirihito

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Avatar: Mnwhllswhr#1
Anspruch:viel
Action:mittel
Humor:nichts
Spannung:viel
Erotik:viel
So schlimm, wie es gut ist

Ode to Kirihito ist ein ungewöhnliches Leseerlebnis, das schnell mit sämtlichen Stereotypen über Manga und ihre Zielgruppenorientierung aufräumt.
Trotz seiner zwanzig Kapitel stellt es eine in sich geschlossene Handlung rund um den realistisch anmutenden Erdball, was vor allem durch einen für moderne Manga vollkommen ungewöhnlichen Zeichenstil erreicht wird. Dieser ist sehr platzsparend und sparsam mit Kleinigkeiten und Hintergründen, konzentriert auf die Gesichtsausdrücke und das Wesentliche.
Die Charaktere sind eher Werkzeuge einer größeren Handlung, die sie machtlos vor teilweise grausame Herausforderungen stellt. Eine unerforschte Krankheit befällt scheinbar zufällig Menschen und verwandelt sie teilweise in Hunde, die bis zu ihrem baldigen Tod mit Schmerzen und Erniedrigung kämpfen müssen. Damit hört die Düsterkeit nicht auf: Diskriminierung, Korruption, sexuelle Triebe und Handlungen, mentale und körperliche Krankheiten sind auf so gut wie jeder Seite behandelt und gehen bis an die Grenzen menschlicher Abartigkeit, sowie die Verträglichkeit des Lesers. Ausnahmslos jeder Charakter ist irgendwie bemitleidenswert und Lichtblicke oder wahre Momente der Erhabenheit über die Situation werden vergebens gesucht.
Trotzdem und vielleicht gerade deshalb ist Ode to Kirihito ein fesselnder und interessanter Manga für ein reifes Auditorium, das mit einem Bissen verschlungen und nicht schnell wieder vergessen werden kann.
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Avatar: Noa
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#2
Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euer Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
- Matthäus Evangelium, Kapitel 6 Vers 25


Als der junge und strebsame Arzt Kirihito Osnai mit einer mysteriösen Krankheit konfrontiert wird, ändert sich alles. Um sein leidenden Patienten, die äußerlich wie Hundebestien aussehen, nach rohem Fleisch gieren und letztendlich doch schmerzhaft sterben, zu retten, reist er selber vor Ort um die Ursache auf den Grund zu gehen. In sein Interessen steht nicht nur die Analyse des Krankenbild, ihre medizinische Rettung, sondern auch eine gesellschaftliche Lösung für die Ausgestoßene zu finden.
Der düstere Medizin-Thriller kommt in Fahrt, als Kirihito selber mit der Krankheit angesteckt wird. Ein Höllentrip um den halben Erdball, tief in die menschliche Psyche - mit einem Establishment im Nacken, das Kranke nur als Versuchskaninchen betrachtet und für gute Forschungsergebnisse über Leichen geht ...

Mit Kirihito zeigte Tezuka in den frühen 70er-Jahren, dass auch er düstere Comic für Erwachsene zeichnen kann,  welche ernste und aktuelle Problematiken aufgreifen, als es in der Comicwelt zum Trend wurde.
Doch geht Tezuka noch ein Schritt weiter: Er verabschiedet sich von seinen meist munteren und gut gelaunten Erzählstil seiner früheren Werke.
In Kombination dazu bildet er eine neue Art zu zeichnen. Die Bilder sind nicht mehr gewohnt charmant oder liebevoll, vielmehr schroff, explizit, expressiv und experimentell. Doch auch in sein finsteres Werk findet man die Liebe Tezukas zum zeichnen und zu alle Lebewesen. Die Naturzeichnungen von Berge, Wälder oder Wüsten sind phantasievoll und detailreich gestaltet.

Die große Stärke von Kirihito liegt aber in der psychologischen Ebene. Hier löst sich Tezuka vollkommen vom stereotypischen Gut-Böse-Schema der Manga Erzählung. Alle Figuren sind ambivalent gebrochen und selbst bezogen. Keiner von ihnen fungiert als Identifikationsfigur. Er hinterlässt ein Scherbenhaufen von zerrissenen Persönlichkeiten und überlässt den Leser selbst die Entscheidung wer Mensch oder Bestie ist.

Gewalt, Intrigen, Liebe, Loyalität, Verrat, Ausgrenzung, Forschungsethik, Gier, Neid, Rassismus, Identitätsstörung, sexuelle Krankheiten oder auch Vergewaltigungen, die Spannweite der behandelten Themen ist lang.
Tezuka schickt den Leser auf eine Force Tortur durch menschliche Abgründe und ist sichtlich bemüht gegen Ende eine versöhnliche Note einzuschlagen. Doch trotz der freundlichen Beendigung des Manga ist es kein Happy End und auch die angesprochene Probleme sind nicht aus der Welt geschaffen. Auch wenn die Lichtschimmer am Ende dem Leser zu Gute kommen und man nach ein atemlosen Trip durch die Hölle hierfür dankbar ist, bremst es den Impact der Handlung ab. Verstärkt die Wirkung aber im Nachhinein durch die offene Auflösung eines präzise falsch gedeuteten Happy End. Einigen Mängel muss man zu Gute halten, dass es sich bei Kirihito Sanka um eine neuartigen Erzählstil für eine andere Zielgruppe handelt. Beeindruckend muss man aber anerkennen, dass er den Wechsel seines Themenkomplex meisterlich hinbekommen hat.
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