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Reviews

Rezensionen – Link Click: Season 2

Avatar: SabriSonne
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#1
Staffel 2 von „Shiguang Dailiren“ – anders als Staffel 1, aber locker genau so gut!


Zur Handlung
Während wir in Staffel 1 Einzelfälle präsentiert bekommen haben, knüpft Staffel 2 perfekt an den Cliffhanger der 1. Staffel an und behandelt in den kommenden 12 Folgen den Fall rund um die Person, die in der Lage ist, andere Menschen zu steuern und zu beeinflussen.

Wir haben es hier also mit einem großen Fall zu tun und bekommen damit auch den klassischen Aufbau mit dem großen Showdown mit dem Gegner. Das ist für mich auch der Grund, weshalb ich Staffel 2 leicht schwächer als Staffel 1 bewerte: man kennt solche Geschichten. Während man in Staffel 1 immer wieder aufs Neue überrascht wird und man emotionaler dadurch anders gepackt wird, geht Staffel 2 den klassischen Weg und wer Crime mag, der sieht sicherlich keine Überraschungen im Storytelling.

Aber das soll hier nur Meckern auf höchstem Niveau sein, denn sind wir ehrlich, das ist wirklich der einzige Nachteil, den ich in der ganzen Serie entdeckt habe.
Die Handlung ist perfekt ausgearbeitet, bis ins kleinste Detail stimmig, gespickt mit hervorragend gesetzten Cliffhangern und extrem guten Pacing und Cutting. Die Szenenwahl ist stellenweise atemberaubend, ebenso Kameraführung und Animation. Müsste man allein den technischen und künstlerischen Aspekt bewerten, wäre das schon eine glatte 1!

Wenn nun aber noch zusätzlich eine so gut geschriebene Handlung oben drauf kommt, dann macht es „Shiguang Dailiren“ zu einer mehr als sehenswerten Serie!
Sehr interessant fand ich hier, dass in den 12 Folgen eigentlich gar nicht so viel passiert. Ich würde sogar fast behaupten, alles passiert in nur einer einzigen Nacht, da es so gar nicht hell werden möchte: Lu Guang liegt nach der Messerattacke im Krankenhaus, bekommt ein Foto, beide Jungs forschen nach und kommen hinter die Geschichte des Fotos, was sie schlussletztendlich zum Gegner führt. Eine Handlung, die man in 4 Folgen locker hätte erzählen können.
Dennoch ist man nicht genervt, sondern klebt förmlich am Bildschirm. Grund hierfür ist, dass die meisten Szenen im ersten Moment nie das sind, was sie zu sein scheinen und mehr als nur einmal bekommt man die gleichen Szenen vorgesetzt, nur in einem völlig anderen oder neuen Zusammenhang. Selbst scheinbar harmlose Szenen entpuppen sich so als storytechnisches Highlight und man möchte immer mehr.
Der Spannungsbogen funktioniert so ziemlich gut, auch wenn ich das Finale etwas kitschig fand. Selten habe ich einen so langen Kampf zwischen Kontrahenten gesehen. Mir war er tatsächlich zu lang, dafür war er wenigstens gut animiert.

Herausragend sind jedoch wie auch in Staffel 1 die emotionalen Momente. Ganz bewusst sucht sich die Serie ein kritisches Thema, ...

Trigger-Warnung!
Kindesmisshandlung! Häusliche Gewalt!

... das einen allein der Thematik wegen schon emotional packt. Mit den handlungstragenden Figuren werden diese Folgen jedoch zum Tränengarant und wer hier die eine oder andere Träne vergießt, ist sicherlich nicht allein. Schön ist außerdem, dass damit auch die Gegner in einem anderen Licht stehen, sodass Handlungen nachvollziehbar wirken. Die Serie nimmt sich extrem viel Zeit, ihre Gegner zu positionieren und macht sie damit sehr dreidimensional.

Trotz harter Thematik geht die Serie sehr gut mit ihr um. Besonders hervorheben möchte ich die Wahl einer Art Kindergeschichte im Chibi-Style, in der die Figuren durch Tierwesen verkörpert werden. An sich die absolut gleiche Geschichte wie die, die man einige Folgen zuvor mit den realen Figuren gesehen hat, dadurch dass die Kindergeschichte jedoch weitergesponnen wird, ist es eine willkommene Abwechslung um die Folgen zu umschreiben. So braucht es nicht viel Fantasie, um die Metaphern und Umschreibungen zu verstehen, wenn sich die süßen niedlichen Tierwesen gegenseitig in harmloser Trickfilm-Manier mit Pfeil und Bogen abschießen. Das hebt die Handlung deutlich von anderen ihrer Art ab und setzt damit auf eine andere Erzähltechnik, die man sonst nicht sieht. In vergleichbaren Titeln würde die Handlung einfach klassisch als Rückblende weitererzählt werden.


Zu den Charakteren
Da die Figuren bereits in der Handlung platziert sind, spart sich hier die 2. Staffel viel Zeit und kann nahtlos starten.
Insgesamt entwickeln sich die Figuren kaum weiter, was hier jedoch nicht negativ zu werten ist. In der Geschichte vergeht trotz der 12 Folgen nicht unglaublich viel Zeit, sodass eine extreme Entwicklung hier störend gewesen wäre.

Überhaupt fokussiert diese Staffel eher auf die Gegner als auf unsere Helden. Dies kennen wir bereits aus Staffel 1, aber hier liegt der Fokus noch einmal deutlich mehr auf diesen.
Die Wahl der Gegenspieler fand ich gut, auch mit ihnen verbundenen Cliffhangern. Von den mehreren Personen fand ich eine absolut unsympathisch, dennoch war auch seine Storyline gut.
Ich für meinen Teil weiß nicht, ob ich unbedingt diese Dramatik rund um die Polizei gebraucht hätte, irgendwie habe ich im Nachhinein das Gefühl, das waren eher sinnlose Bauernopfer, dennoch passt es zur Story. Da man die Figuren kennt, ist man auch hier wieder emotional betroffen.

Interessanterweise haben Lu Guang und Xiaoshi nicht wahnsinnig viele Szenen miteinander und damit auch insgesamt wenige Konflikte, die diese spannende Reibung miteinander ergeben. Fand ich persönlich etwas schade, aber da die Handlung höchstwahrscheinlich in nur einer einzigen Nacht spielt, verzeihe ich das. Dennoch erhoffe ich mir in Staffel 3 wieder mehr Interaktion zwischen den beiden.


Fazit
Herausragend.

Mehr brauche ich auch hier wieder nicht sagen. Ich freue mich einfach nur auf Staffel 3!

Post was last edited on 28.03.2024 08:10.
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Rezensionen – Digimon Ghost Game

Avatar: SabriSonne
Editor
#2
Endlich wieder eine Digimon-Serie, die sich in die klassische Reihe Anfang der 2000er einreihen könnte. Die Betonung liegt hier aber leider auf „könnte“, weil so wirklich empfehlen kann man die Serie eigentlich nicht…


Zur Handlung
Und das hat einen einzigen Grund: „Digimon Ghost Game“ hat keine Haupthandlung. Bzw. sie ist so unpräsent, dass sie im Grunde voll und ganz untergeht.

Die Serie ist bis kurz vor Schluss absolut episodisch, hat jede Woche das „Monster of the Week“ und präsentiert erst in den letzten Folgen so etwas wie „Haupthandlung“. Und die ist dann noch nicht mal richtig gut.

Typisch „Monster of the Week“ schwanken die einzelnen Folgen stark in ihrer Qualität, abhängig davon, ob man Idee und Umsetzung mag oder nicht. Ich für meinen Teil fand die meisten Folgen mehr als in Ordnung, sodass man sie gemütlich jeden Sonntag Eine nach der Anderen anschauen konnte. Für wöchentlich sicher in Ordnung, wenn man alle 67 Folgen am Stück schaut, dann trägt das höchstwahrscheinlich nicht.
Dennoch war ich überrascht, dass sich „Digimon Ghost Game“ ins Horror-Genre begibt und das dann auch relativ stabil auslegt. Für eine Kinderserie war ich manchmal wirklich schockiert, wie brutal und schonungslos manche Thematiken ausgelegt werden, weshalb ich mich mehr als nur einmal fragte, welche Zielgruppe die Serie eigentlich bedienen will. Da werden schon mal Leute gefoltert oder die beste Freundin vor einen LKW geworfen. Finde ich für eine Kinderserie trotz allseits bekannter Trickfilm-Gewalt dann doch etwas viel.
Thematisch orientiert sich die Serie dann häufig an Folklore oder Urban-Legends, die viel Potential mitbringen und inhaltlich auch oft gut genutzt werden.

Dennoch fragt man sich irgendwann, wo die Handlung eigentlich hin will. Wie gesagt fehlt die „Haupthandlung“, es gibt keine wirkliche Bedrohung, keinen Oberbösewicht, kein wirkliches Ziel. So läuft jede Folge nach dem gleichen Raster: ein Digimon ist in die Menschenwelt gelangt, verbreitet dort als Art Geist bewusst oder unbewusst Angst und Schrecken und muss dann von unserer Gruppe an Helden aufgehalten werden. Sicherlich wechseln hier in den Folgen die Schwerpunkte und man sieht viele Auslegungen dieser Thematik, nichts desto trotz wird die Serie zu schnell repetitiv. Und leider wartet man vergeblich auf Änderung.
Somit ist auch die Motivation unserer Helden eher einseitig. Sie helfen halt den Menschen. Punkt. Keiner ist persönlich getrieben sondern macht es mehr aus Pflichtbewusstsein und „weil man halt ausgewählt wurde“.

Dafür sind die Kämpfe meist sehr ansehnlich. Inhaltlich eher an Kinder gerichtet (da darf natürlich die „Kraft der Freundschaft“ nicht fehlen!), aber man kommt als Digimon-Fan auf seine Kosten. Die Digimon sind dabei optisch auch gut gewählt, trotz bekannter Formation aus Drache/Dino, Säugetier und Humanoid, und die Digitationen sind schön. Dennoch musste ich immer wieder Lachen als unsere Digimon Gammamon, Angoramon und Jellymon auf ihr entsprechendes Champion-LVL zu Betel-Gammamon, Symba-Angoramon und Tesla-Jellymon. Die Namen sind so unkreativ, dass sie schon wieder cool sind! Auch die Digitationsmusik ist gut, aber lange kein Vergleich zu „Digimon Adventure 01“. Das wird immer unerreicht bleiben.
Was man jedoch schmerzlich vermisst, ist die serienspezifische Digitation. Normalerweise hat jede Serie ihre Besonderheit, DNA-Digitation, Warp-Digitation oder Tamer-Matrix-Digitation, doch darauf verzichtet die Serie. Unsere Helden bekommen lediglich gegen Ende die Fähigkeit, direkt auf das Ultra-LVL zu digitieren und das Champion-LVL auszulassen – wow, spannend!
Man versucht dann zwar irgendwie Gammamon verschiedene Champion-LVL zu geben, aber das wirft eigentlich mehr Fragen auf: Warum kann nur er so digitieren? Was entscheidet, zu welcher Form er digitiert? Warum dürfen die anderen nicht auch? Da hilft es dann auch nicht, dass man meist schon im Voraus weiß, zu welcher Form er digitieren wird. Schreibt sich nämlich der Kampf in eine offensichtliche Sackgasse: nicht verzagen, Gammamon fragen!


Zu den Charakteren
Das erste, was hier auffällt ist, dass keine zusätzlichen Digi-Ritter zur Gruppe stoßen, so wie es bei den anderen Serien der Fall war. Die Gruppe besteht aus 3 Kindern mit Partnern und bleibt auch so. Sicherlich helfen einige Digimon mal aus, die man im Lauf der Serie kennenlernt, aber mehr tut sich in der Gruppendynamik hier nicht.

Das ist schade, denn so hat keiner in der Gruppe den plötzlichen Zwang von Außen sich ändern zu müssen. Dementsprechend kommt die Charakterentwicklung zum erliegen und man merkt in 67 Folgen (!!) kaum Unterschiede.

Den offensichtlichsten Charakter hat noch Higashi, der so ziemlich alle negativen Charaktereigenschaften gesammelt hat, als diese verteilt wurden. Devot, ängstlich, und gleichzeitig super arrogant. Wenigstens hat er was im Kopf, aber das trägt dann auch nicht mehr viel zur Sympathie bei, weil man sich zu oft für ihn schämt. Das Schlimmste ist jedoch, dass man ihm gefühlt alle paar Folgen die gleiche Aufgabe gibt, seine Schwächen zu überwinden und Jellymon auf die nächste Stufe digitieren zu lassen. Da sieht man endlich mal Entwicklung, nur dass er sie in der nächsten Folge wieder vergisst.
Typisch Digimon ist sein Partner-Digimon Jellymon das charakterliche Gegenteil. Nicht unbedingt sympathischer durch ihre dominante Art, aber in Kombination durchaus unterhaltsam.

Die anderen beiden Kinder konnte ich nicht wirklich greifen. Hiro ist der typische Held ohne viel Persönlichkeit außer dem Helfersyndrom und sein Partner Gammamon ist so naiv, dass er blöd ist. Wenigstens kann Hiro noch ein bisschen denken und rennt nicht nur mit dem Kopf durch die Wand, aber er wirkt bis zu letzt blass.
Und mit Ruli konnte ich wirklich gar nichts anfangen. Sie ist zwar als einzige sympathisch und ihr Partner Angoramon ist wirklich zum Knutschen, aber ihre einzige Charaktereigenschaft ist „Reife“, und die schreibt sich einfach schlecht. Sicherlich steht sie in einem Kontrast zu den Jungs, aber dieser Kontrast wird allein mit dem Digimon deutlicher gezeichnet, weshalb ihre Rolle hier beinahe sinnlos wird. Dennoch fand ich sie in Kombination mit Angoramon am sympathischten, da sich beide vom Typ her gut ergänzen, weil sie im Grunde die gleichen Charaktereigenschaften haben.

Die Digimon, die der Gruppe ab und zu helfen, sind entweder nervig oder haben zu wenig Screentime. Aber es ist ja bekanntlich nichts neues, dass die nervigen die meiste Screentime haben, während man sich bei den Sympathischen mehr Auftritte wünscht. Ich brauche mit Espimon nicht noch ein zweites absolut bescheuertes Digimon neben Gammamon!

Die Gegner wechseln mit jeder Woche und sind mal mehr, mal weniger kreativ. Wenigstens abwechslungsreich und mit deutlich mehr Tiefgang als unsere Helden.


Fazit
Sicherlich im Herzen endlich wieder eine „klassische“ Digimon-Serie mit 3 Kindern und ihren jeweiligen Partner-Digimon, die ganz klassisch auf ihr höchstes Level digitieren und fertig. Nach den ganzen wilden Staffeln der letzten Jahre, die eher an Yu-Gi-Oh erinnert haben, freut man sich doch wieder.

Doch leider verkauft sich die Serie deutlich unter ihrem Wert, weil sie für DIE Folgenzahl viel zu lange episodisch bleibt und nicht aus ihrem Fahrwasser rauskommt. Die Ideen sind zwar im Grunde gut, können aber die Serie am Stück vermutlich nicht für 67 Folgen tragen.

Für Leute, die Digimon wirklich mögen und mit dem Genre was anfangen können. Schlecht ist die Serie nicht unbedingt, aber sie wird sicherlich ermüden, weil die Handlung fehlt.

Post was last edited on 12.04.2023 03:58.
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Rezensionen – Soukyuu no Fafner: Dead Aggressor - The Beyond

Avatar: SabriSonne
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#3
„Soukyuu no Fafner“ geht in Runde 3 – und damit zu einem mehr als nur fulminanten Abschluss!


Zur Handlung
Man mag es kaum glauben, aber Staffel 3 ist tatsächlich am unkompliziertesten – zumindest für „Soukyuu no Fafner“ – Verhältnisse.

Zur Abwechslung kämpfen wir mal nicht gegen übernatürliche Kreaturen, die sich hinter einem unverständlichen Berg von Rätseln verbergen, sondern gegen „normale“ Gegner mit dem typischen „Wir wollen die Welt verändern“ – Motiv. Ist natürlich nicht super kreativ, aber „Soukyuu no Fafner“ schafft es sogar aus diesem eher abgedroschenen Motiv doch noch das Meiste und Beste rauszuholen.

Nichts desto trotz habe ich mir während der ersten Folge gedacht, dass ich ab jetzt tatsächlich ein Handbuch brauche. Der Zeitsprung war zwar kommen zu sehen, dennoch war ich erst wieder komplett raus, bis ich überhaupt einmal ansatzweise Figuren zuordnen konnte. Dann ist zwischen Staffel 2 und Staffel 3 einiges passiert, wovon man in der 1. Folge jedoch nur das Endergebnis präsentiert bekommt, sodass man sich unweigerlich denkt, man hat schon wieder etwas verpasst, weil man zu doof war. Zur Beruhigung kann ich aber sagen, dass es hier gewollt war und keiner zwischen den beiden Staffeln verblödet ist. Obwohl man sich am Ende doch wieder an Kopf fasst und nach Verständnis sucht – schön, dass es selbst die beteiligten Figuren nicht ganz verstehen! Denn ich muss ehrlich zugeben: 62 Folgen, und ich habe immer noch nicht so wirklich verstanden, was es nun mit dem „Segen“ auf sich hat!

Und dann kamen so ziemlich die besten Folgen aus dem ganzen Franchise. Für mich waren Folge 2 und 3 einfach eine Meisterleistung, sowohl von der Story als auch emotional. Wieder keine Überraschung, aber einfach nur absolut fehlerfrei umgesetzt. Und hier bestätigt es sich mal wieder: man braucht nicht immer die neusten Ideen, man muss einfach nur den Standard perfekt umsetzen. Und mit dieser Optik schaut der Standard sogar noch abartig geil aus!

Wer mir bisher immer noch nicht geglaubt hat, dass Soushi der eigentliche Protagonist der Serie ist, und nicht Kazuki, der sollte es spätestens hier merken. Die Art der Rolle, die er in dieser Serie spielt, ist zu diesem Zeitpunkt perfekt, sorgt sie doch dafür, dass viel aus den alten Staffeln zusammengefasst und aufgegriffen werden muss. An einigen Stellen wird man so ganz unverhofft mit wichtigen Basic-Informationen versorgt, die man schon lange vergessen hatte, was wirklich praktisch ist.
Soushi funktioniert als Protagonist sehr gut und zieht insgesamt gut durch die Geschichte. Eher vom epischen Charakter und auch wieder sehr kampflastig, dennoch inhaltlich stark, gut erzählt und auf Top-Niveau.

Und was für mich das persönliche Highlight war, und was „Soukyuu no Fafner“ von so ziemlich allen Serien des Genres absetzt, ist die extrem gut herausgearbeitete menschliche Facette. So thematisiert die Serie ihren eigentlichen Kern tatsächlich selbst und schafft Worte für dieses Gefühl, dass aus irgendeinem Grund nur „Soukyuu no Fafner“ so erschaffen kann:
„It’s right before an operation we’re staking our survival on, but nobody is desperate - We lost many things, but never lost sight of what we should act like. That’s what gives our survival meaning.”

Und genau diesen Satz transportiert das Franchise von der ersten bis zur letzten Sekunde; dass Überleben nur dann wertvoll ist, wenn man sich nicht nur der Verzweiflung hingibt. Und wenn man die Serie verfolgt hat, dann weiß man umso mehr, was hinter diesen Worten steckt. Und dass mit Soushi nun der Charakter da ist, der dieses Konzept auch mal hinterfragt und gewisse Reaktionen auch einmal nicht einordnen kann, gibt der Serie einen Gehalt, den man bei 98% aller Anime vergeblich sucht.

Und wenn dann der Kampf tatsächlich losgeht und sich alle Figuren von ihren Liebsten verabschieden, dann kann man gar nicht anders: man hat sofort das Gefühl, dass es dieser Abschied für immer sein kann. Und dann kommt in einem dieses beklemmende Gefühl hoch, welcher dieser Charaktere nun wieder nach Hause zurückkehren darf, und welcher nicht.


Zu den Charakteren
Über die ganzen Serien fand ich es sehr faszinierend, wie clever „Soukyuu no Fafner“ den Wechsel von Kazuki als Protagonisten zu Soushi schafft, ohne beiden ihr Gewicht für die Story zu nehmen. Das ist nicht leicht, und das Franchise macht es phantastisch.

Soushi war mir zwar an vielen Punkten ganz schön hitzköpfig, was man so eigentlich nicht in diesem Maße von ihm gewöhnt ist, aber seine Reaktionen passen und holen den Zuschauer gut ab, weil man selbst die Emotion nachvollziehen kann.

Kazuki bleibt für mich das ewige Buch mit sieben Siegeln, aber damit hat man sich abgefunden, und das passt dann auch. Man ist zufrieden.

Gott sei Dank verzichtet die Serie weitestgehend auf neue Charaktere und benutzt die, die sie schon hat. Da man hier kaum noch Figuren in der Handlung platzieren muss, kann man hier etwas ausbauen. Dennoch hält sich hier die Serie offensichtlich zurück und fokussiert bewusst stark auf Soushi, Miwa und Maya, die ich hier für die drei stärksten Figuren halte.

Maya hatte mich letzte Staffel schon mehr als überzeugt und ich bin froh, dass hier ihre Geschichte weitergesponnen wird und noch mehr Entwicklung kommt. Miwa fand ich trotz kindlicher Art auch überraschend sympathisch, weil viele Szenen, gerne mit Soushi zusammen, wirklich sehr amüsant und sympathisch anzusehen sind.

Maris ist der neue Gegner der Staffel, der auch ohne weitere Umschweife auch als solcher eingeführt wird. Seinen Verrat als Rückblende zu zeigen war damit die logische Folge, man versteht aber seine Motivation erst am Ende wirklich. Bis dahin wirkt er beinahe etwas motivationslos und macht gefühlt nur mit dem Feind gemeinsame Sache, weil es einfach nur die bessere Alternative zu „Alvis“ und den Fafner-Piloten zu sein scheint.
Auch aus Mitsuhiro macht man meiner Meinung nach zu wenig, gerade da dieser ein zentraler Charakter der 2. Staffel war, ebenso aus Hauptbösewicht Marespero. Dieser hätte mit seinem Namen „Verzweiflung“ so schön in Kontrast zu den Hauptcharakteren stehen können, die sich ja bewusst nicht der Verzweiflung hingeben, aber das wurde mir persönlich ein wenig zu schlecht herausgearbeitet. Aber das ist hier wieder Meckern auf höchstem Niveau.


Fazit
Was soll ich sagen: wer einmal im Universum von „Soukyuu no Fafner“ fußgefasst hat, den wird es nicht mehr loslassen.
Für mich einer der besten Sci-Fi-Mecha-Anime überhaupt, wenn nicht sogar das beste Franchise. Einfach die perfekte Mischung aus Mecha-Action, Epik, Drama und dieser gewissen Note Moral, Ethik und Philosophie.

Und ich kann euch nur sagen: diese letzten Szenen der letzten Folge, mit diesem Lied im Hintergrund, machen die ganze Geschichte, von der ersten Sekunde „Soukyuu no Fafner" bis zur letzten Sekunde „Soukyuu no Fafner BEYOND", zu einem absoluten Meisterwerk.

Post was last edited on 21.10.2022 14:34.
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Rezensionen – Shine Post

Avatar: SabriSonne
Editor
#4
Also wenn das hier keine durchgerutschte Serie war, dann weiß ich auch nicht – zur Airing-Time gerade einmal 6 aktive Schauer.

Verstehe ich eigentlich nicht ganz, denn so schlecht ist die Serie doch gar nicht…


Zur Handlung
Endlich mal ein Idol-Anime, der nicht „Love Live“ oder „Aikatsu“ ist, das war tatsächlich mein erster Gedanke. Dennoch schießt das Genre in den letzten Jahren wie verrückt aus dem Boden, sodass sich die Serie zwar gut anschauen lässt, aber höchstwahrscheinlich im Wust untergehen wird. Woran liegt’s?

Zum Ersten haben wir es mit der typischen Story der unbekannten Idol-Gruppe zu tun, die verzweifelt um die Existenz kämpft. Kein unerwartetes Szenario, aber wenigstens eines, das Dringlichkeit und einen gewissen Zwang mit sich bringt, sodass die Handlung nicht beliebig werden darf. Obwohl das Ziel offensichtlich ist, ist es wenigstens immer ersichtlich und da, sodass der Anime ein gutes Ziel vor Augen hat, auf das er hinarbeiten kann.

Auch in „Shine Post“ bekommt man viel von der Hintergrundarbeit mit. Besonderer Fokus liegt hier auch auf dem Management, was ich v.a. in der letzten Folge beim finalen Auftritt nach all der vorherigen Story tatsächlich mal als clever und sehr umfassend empfand. Denn der finale Auftritt und seine Aufstellung bündelt alle vorherigen Storyelemente und begründet sich auf Geschichten, die vorher abgelaufen sind. Das finde ich dieser Umsetzung sehr interessant, da dadurch der finale Auftritt auch diese zusammenfassende Wirkung bekommt und nicht nur das Ziel verkörpert.

Für 12 Folgen unterhält der Anime eigentlich ordentlich, wenn leider auf Standard-Niveau. Ich fand es interessant, dass alle Mitglieder den gleichen Auslöser hatten, um Idol zu werden, nur leider fand ich dadurch ihre Charaktergeschichten ein bisschen zu ähnlich, weil gefühlt alle mit der gleichen Thematik starten. Man hat dadurch das Gefühl, die Serie kommt nicht wirklich aus dem Quark und dreht sich etwas im Kreis.
Von allen Charaktergeschichten war die von Haru mein absolutes Highlight, da sie am überraschendsten kam und sich durch das Motiv deutlich positiv abhebt. Die anderen Geschichten sind Standard, aber nicht unbedingt schlecht, nur einfach wenig überraschend. Auch die locker leichten Momente machen in der Regel Spaß.

Was für mich gar nicht funktioniert hat war für mich der Manager. Nicht nur charakterlich absolut lahm (er wird auch laufend nur als Manager-kun angeredet!), sondern auch im Hinblick auf eine ganz besondere Fähigkeit. Vielleicht habe ich genau in dem Moment nicht aufgepasst, als die erklärt worden ist, aber ich musste irgendwann googlen, weil ich nicht verstanden habe, warum dieser Mann ab und zu dieses goldene Licht um andere Personen sieht. Wer das auch nicht mitbekommen hat, oder gerne wissen will, liest jetzt den Spoiler.

Er kann sehen, dass eine Person gerade lügt.
Wenn man es weiß, dann durchaus eine interessante Fähigkeit, ansonsten verwirrt sie aber sehr. Denn dadurch bekommt die Handlung eine übernatürliche Note, die die Serie eindeutig nicht braucht und die wenig Sinn macht. Hätte man meiner Meinung nach nicht gebraucht.

Die Musik ist in Ordnung. Ich bin allgemein kein Fan von weiblichen Idols, aber die Lieder lassen sich gut anhören, wenn sie auch sehr generisch und nichts sagend sind. Finde ich etwas schade, da sie vermutlich nicht im Kopf bleiben werden.

Die Optik ist dafür sehr gut gelungen. Ich fand es sehr schön, dass oft auf 3D-CGI der Figuren, gerade bei Tanz-Choreographien verzichtet wird, was einen großen Zeichenaufwand darstellt. Da wäre der Einsatz von CGI deutlich leichter gewesen, nur leider sieht das dann meist dementsprechend aus. Umso erfreuter war ich, dass man hier nicht immer darauf setzt.


Zu den Charakteren
Überall mittelprächtiger Standard, der zwar in die Serie passt, aber nicht wahnsinnig positiv heraus sticht. Gesanglich war die Gruppe aber in Ordnung.

Wie gesagt beginnen alle Charaktergeschichten im Grunde gleich, verlaufen dann nur entsprechend der Persönlichkeiten etwas anders. Vom Grundgedanken keine schlechte Idee, da damit die Handlung in einem Punkt startet, sich mit den Charakteren auf verschiedene Wege aufteilt und sich am Ende wieder in der gemeinsamen Gruppe bündelt, doch leider fehlt es dadurch an tatsächlichem Zug. Und die generischen Charaktere helfen da auch nicht unbedingt weiter.

Für den starken Fokus auf das Management fand ich beide Manager eine Katastrophe. Charakterlich bekommt man hier wirklich null geboten.

Am interessantesten waren da beinahe noch die Fans, die sich die Gruppe nach und nach aufbaut und die die Gruppe unterstützen. Die hatten teilweise bessere Charakterentwicklung als die Hauptfiguren. Schön fand ich dennoch, dass durch ihre Charakterentwicklung auch die der Hauptfiguren angestoßen wurde, was die Figuren insgesamt näher zusammenbringt als man erwartet.

Andere Idols kann ich tatsächlich nicht mal beim Namen benennen.


Fazit
Kein schlechter Idol-Anime, aber auch kein guter.

Positiv fällt sicherlich die konsequent durchlaufende Story mit deutlichem Ziel auf, die auch die Charaktergeschichten gut mit einbaut und einschließt, nur leider fehlt es an Wiedererkennungswert.

Wer auf das Genre steht, ist sicherlich gut bedient, wer darauf verzichten kann, verpasst nichts, wenn er sich „Shine Post“ nicht anschaut.

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Rezensionen – Fafner Exodus (Staffel 2)

Avatar: SabriSonne
Editor
#5
„Soukyuu no Fafner“ Runde 2 – nach 11 Jahren!

Keiner hat damit gerechnet, und als die Serie losging, fällt einem gleich auf, wie wenig Ahnung man noch von der Thematik hatte.

Aber wie schon sein Vorgänger braucht sich auch die Fortsetzung nicht verstecken, ganz im Gegenteil!


Zur Handlung
Die Serie beginnt dort, wo Staffel 1 und Film (Heaven and Earth) aufgehört haben. Sie greift alle Handlungsstränge auf, spinnt sie weiter und bringt neue Komponenten. Die Serie steigt dabei sofort ein und hält sich wenig mit Erklärungen auf. Bei wem also die beiden Vorgänger schon länger her sind, dem empfehle ich, die letzten Folgen der 1. Staffel noch einmal anzuschauen, um die Begriffe wieder parat zu haben.

Wer zu faul ist, hier eine kurze Zusammenfassung (mit Spoilern!)

Die Insel Tatsumiya, auf der unsere Hauptcharaktere leben, ist eine abgeschottete Insel, die ein so genanntes „Mir“ auf der Insel hat. Ein „Mir“ ist die höchste Lebensform der Festum, das als eine Art Supergehirn funktioniert und von den Menschen versucht zu lernen. Dabei geht es in der Regel um Emotionen und den Grundgedanken des Lebens. Diese Informationen werden dann in die Festum übertragen, die entsprechend reagieren. „Mir“ ist dabei nicht automatisch feindlich gesinnt, erlernt aber auch Emotionen wie Hass und Verrat.
Um Informationen von den Menschen zu bekommen, hat jedes „Mir“ einen menschlichen „Core“, der als Vermittler arbeitet. Ebenso gibt es Menschen, die mit dem „Mir“ kommunizieren können, die Esperanto.
Die Technologie der Fafner ist vom Grundkonzept eine Technologie des „Mir“ nachempfunden und benötigt Festum-Gene, um sie zu steuern. Diese sind künstlich erzeugt und werden den Jugendlichen mit einem entsprechend hemmend wirkenden Medikament gespritzt, da ansonsten ihr Körper großen Schaden nimmt. Ebenso sind die Jugendlichen durch die Gene mit ihrem Fafner verbunden, können nur ihn steuern und empfinden mit ihm Schmerz.

Neu an dieser Staffel sind sicherlich die Esperanto, also Menschen, die mit den „Mir“ kommunizieren können. Fand ich persönlich etwas sinnlos, da wir ja in der ersten Staffel mit dem „Core“-Konzept vertraut gemacht worden sind, aber wie sich herausstellt, ist der „Core“ nicht automatisch in der Form aktiv, wie er es auf der Insel unserer Hauptcharaktere ist. Dennoch fand ich, dass die Esperanto überraschend wenig zur Handlung beigetragen haben.

Insgesamt wird die Handlung noch einmal deutlich ausladender, und wer sich schon in Staffel 1 überfahren gefühlt hat, der muss sich jetzt warm anziehen.
Die Handlung zweigt sich spätestens in der 2. Hälfte der 2. Staffel deutlich in zwei getrennte Handlungsstränge auf. Dabei verfolgt einer die neue Geschichte rund um den Baum von Ashoka, den Esperanto sowie dem alten Team, während sich der andere um die Verteidigung der Insel widmet. Dafür stehen Canon und ein neues Team zur Verfügung.

Ich fand beide Handlungsstränge sehr gelungen. Die Handlung ist dabei wieder gewohnt actionslastig und philosophisch, man hat aber eher das Gefühl mitzukommen als in Staffel 1. Beide Handlungen sind im Grunde sehr linear, aber auf keinen Fall schlecht, und zeichnen wieder das altbekannte gnadenlose Bild.
Was sich in der 2. Staffel sehr positiv verändert, ist, dass wir nun nicht mehr nur die Festum als Gegner haben, sondern auch Menschen in Form der „Human Army“. Das sorgt bei unseren Hauptcharakteren schnell zu inneren Konflikten, die es bisher gewohnt waren, namenslose und gefühlslose Festum zu töten und nun vor Mitmenschen stehen. Ein Konflikt, den ich in seiner Ausarbeitung für sehr gelungen und gut portraitiert halte und der mit sehr guter und echter Tiefgründigkeit überrascht.
Dennoch muss man irgendwann zugeben, dass die Handlung zu viel wollte. Man fühlt sich echt von der bloßen Menge an Information erschlagen und kommt irgendwann in das Fahrwasser zu sagen „Das jetzt auch noch...?!". Da hätte man lieber an anderer Stelle besser auslegen sollen anstatt noch mehr Inhalt zu bringen. Denn ich muss zugeben: irgendwann blickt man vor lauter „Operation dies" und „Operation das" gar nicht mehr durch.

Natürlich haben wir auch die typischen Soldaten der „Human Army“, die sich bewusst gegen die eigenen Männer stellen, weil sie deren Meinung nicht teilen, und auch hier gibt es schöne Konflikte, aber diese sind im Verhältnis zu anderen Anime nicht neu und unterhalten auf einem deutlich niedrigeren Level.

Auf deutlich höherem Level, gerade im Vergleich zu Staffel 1, ist die Optik. Ich will gar nicht wissen, was die Serie gekostet hat, aber sie sieht wahnsinnig gut aus. Die Kämpfe sind wie immer auf hohem Niveau und einige Landschaften sind atemberaubend. Ebenso passt sich das 3D-Design der Festum sehr gut ins Bild ein.

Und auch Openings und Ending sind wieder einmal grandios gewählt. Text und Melodie sind wieder hervorragend, ebenso die Titel „EXIST“ und „DEAD or ALIVE“, was die übergreifenden Themen von „Soukyuu no Fafner“ sehr gut unterstreichen.


Zu den Charakteren
Die 2. Staffel bringt einen gewaltigen Schwall an neuen Figuren mit sich, sowohl neue Fafner-Piloten, als auch die „Human Army“.

Hier würde ich für diese Staffel den Schwachpunkt ansiedeln. Bei den neuen Fafner-Piloten hat man eher das Gefühl, dass sie mehr wie ein billiger Abklatsch funktionieren, um die Konflikte der ersten Staffel zu wiederholen. Nicht perse schlecht, aber nicht differenziert genug. Dennoch war die übergreifende Geschichte dieser Piloten emotional und gut anzuschauen.
Die Piloten der „Human Army“ decken da ein breiteres Feld ab, sind doch die einen Freund, die anderen Feind. Doch auch hier steckt nur besserer Standard, der zwar funktioniert, aber in vielen anderen Serien auch so existiert. Sicherlich sind die Figuren durchdachter und vielschichtiger, aber die bloße Fülle macht eine Auslegung beinahe unmöglich.

Neben den Festum die Menschen als neuen Gegner einzubringen, fand ich gut und auch ihre Motivation war nachvollziehbar. Für mich funktionieren alle Parteien sehr gut. Die alten Fafner-Piloten sind älter, haben viele seelische Wunden mitgenommen und übertragen sie meist unbewusst auf andere Charaktere, die so von ihnen beeinflusst werden. Fand ich im Hinblick auf die starke Fokussierung der 1. Staffel auf Emotion sehr gut geschrieben. Und wenn man mal bedenkt, dass andere Serien schon mit 5 Charakteren überfordert sind, und "Soukyuu no Fafner" einfach locker mal die 4-fache Menge sehr zufriedenstellend ausarbeitet ...!

Wen ich nur leider nicht mehr so wirklich greifen konnte waren sowohl Kazuki als auch Soushi. Wie man in der ersten Staffel schon vermutet hatte, zeichnet sich hier immer mehr ab, dass Soushi der eigentliche Protagonist der Geschichte ist. Und charakterlich fand ich sie als Weiterführung der 1. Staffel sehr gelungen, nur leider wird ihre Rolle im Hinblick auf die Fafner, den „Core“ und die Festum so kompliziert, dass man irgendwann einfach nur noch dasitzt, die Klappe hält und „Amen“ sagt. Wieder dieser Moment, wo man nicht weiß, ob Logiklücke oder eigene Dummheit schuld sind.

Mein persönliches Charakterhighlight war für mich eindeutig Maya, die sicherlich die härteste Entwicklung durchmacht. Schön fand ich hier auch, wie sie Akira in die ganze Interaktion mit hineinzieht, sodass auch er sehr stark von ihrer Entwicklung betroffen ist. Das sieht man in so guter Weise geschrieben selten in Anime.


Fazit
Und auch mit dieser Staffel (wenn auch zweigeteilt) zeigt „Soukyuu no Fafner“, dass er der etwas andere Sci-Fi-Anime ist.
Die richtigen Überraschungsmomente bleiben zwar auch hier aus, weil sich die Handlung doch eher linear orientiert, dafür überzeugen wieder Themen und die emotionale Ausarbeitung. Die Serie nimmt sich Zeit, bei vielen Charakteren die Motivation und den Standpunkt zu erörtern und schafft somit das gewohnt gnadenlose Bild des Kriegs. Leider erschlägt der Anime ein bisschen was die Menge des Inhalts angeht, das tut der guten Geschichte jedoch keinen Abbruch.

Post was last edited on 18.10.2022 10:50.
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Rezensionen – Soukyuu no Fafner: Dead Aggressor

Avatar: SabriSonne
Editor
#6
Es ist schon fast eine Sauerei, dass „Soukyuu no Fafner“ ein solches Schattendasein fristen muss – ist er doch auch im heutigen Standard einer der besten Sci-Fi-Anime, die es da draußen gibt.

Aber warum traut sich niemand ran?


Zur Handlung
Müsste man „Soukyuu no Fafner“ zusammenfassen, so würde ich ihn als eher anstrengend, kompliziert, tiefgründig und ausladend beschreiben.

Ja, die Optik lässt selbst für einen Anime von 2004 zu wünschen übrig und wirkt eher wie ein billiger Abklatsch von „Gundam SEED“. Doch wer schon dachte, die Handlung von eben diesem ist schon emotional und gnadenlos, der hat keine Ahnung, was ihn in „Soukyuu no Fafner“ erwarten wird.
Denn die Handlung ist absolut gnadenlos. Die Serie ist nicht wie die typischen Mecha von heute, die zwar auch oft überraschend dramatisch werden, die aber immer irgendwie gut ausgehen und am Ende sind alle glücklich. „Soukyuu no Fafner“ zeigt uns, dass es auch andere Handlungen gibt. Die Kämpfe sind gnadenlos, töten nicht nur Menschen, sondern machen sie auch mental kaputt. Und genau das zeigt dieser Anime.

Ebenso schön ist es, dass es sich hier auch um einen sehr klassischen Sci-Fi-Anime handelt, wie man ihn noch aus den 80ern und 90ern kennt. Hier geht es weniger um irgendwelche fancy Robots oder als Mecha getarnte 0815 Serien, „Soukyuu no Fafner“ orientiert sich eher am klassischen Space Opera und weiß die Epik gut zu nutzen.
Die Handlung selbst ist im Grunde sehr gradlinig und präsentiert einem nach und nach weitere Informationen, um die Grundkonzepte der Festum und Fafner zu verstehen. Sicherlich ist die Idee mit den auserwählten Kindern keine neue und ist in Mecha eigentlich sogar schon Standard, doch auch hier verbirgt sich irgendwann viel mehr, was sich dann deutlich von anderen Serien abhebt.
Überhaupt verbirgt sich hinter allem viel mehr und die Geschichte wird schnell philosophisch. „Soukyuu no Fafner“ traut sich an viele Themen heran und erörtert durchaus gut. Die Kämpfe sehen dabei optisch sehr gut aus und unterstreichen die Thematiken gut, da sie nicht nur Mittel zum Zweck sind, um das Action-Genre zu bedienen. Die Kämpfe haben Inhalt und moralischen Tiefgang und Anspruch. Opening und Ending tun dabei noch ihr übriges, die ich beide für wahnsinnig gelungen halte. Sowohl melodisch als auch textlich unterstreichen sie die Stimmung hervorragend und heben den Anime beinahe noch höher im Anspruch. Allein das Opening „Shangri-La" und das Restaurant, in dem sich alle immer treffen, „Rakuen" zu nennen, was beides übersetzt „Paradies" bedeutet, spricht schon mehr als nur für sich und steht in einem tollen Kontrast zum Thema der Serie. Ebenso interessant klingt auch der OST im Hintergrund, der sich eindeutig an Klassik orientiert und dadurch melodisch einen spannenden Kontrast bietet. Außerdem bleibt er durch diese Besonderheit im Ohr.

Müsste man jedoch den großen Nachteil suchen, so ist es eindeutig das Verständnis. Man kommt irgendwann an diesen Punkt, wo man sich nicht mehr wirklich sicher ist, ob es eine Logiklücke oder die eigene Dummheit ist, weshalb man gerade mit vielen Fragezeichen vor dem Bildschirm sitzt. Sicherlich bleibt auch „Soukyuu no Fafner“ nicht von Logiklücken verschont, aber die Handlung als kompliziert zu beschreiben, ist fast noch untertrieben. „Soukyuu no Fafner“ ist kein Anime für den Hintergrund oder Zwischendurch und benötigt die volle Aufmerksamkeit. Und selbst dann tut man sich manchmal schwer. Und auch der obligatorische Sci-Fi-Kitsch darf an einigen Stellen natürlich nicht fehlen.

Im Endeffekt wird man jedoch mit einem extrem ausladenden und herausragenden Anime belohnt, was sicherlich auch auf einem anderen starken Fokus beruht.


Zu den Charakteren
Für die einen Schwachstelle, für die anderen grandios. Ich muss bestätigen, dass die Charaktere im ersten Moment eher holzig wirken. Sicherlich der Animation und der sehr nüchternen (aber nicht schlechten!) Synchronisation geschuldet.

Wir begleiten unsere Gruppe an Jugendlichen, die aus ihrer heilen Welt gerissen werden, um ihre Insel zu verteidigen. Ich mag hierbei besonders die Tatsache, dass sie MÜSSEN, was zu vielen sehr interessanten Interaktionen und Reaktionen führt.
Ebenso schön finde ich die Figuren im Hinblick auf die Gnadenlosigkeit des Kriegs hin ausgearbeitet.

Interessanterweise bekommt man hier auch schnell das Gefühl, dass die Serie einen interessanten Weg bezüglich seines Hauptcharakters und Protagonisten geht. Beide Rollen liegen in der Regel in ein und derselben Figur, doch hier hat man irgendwie das Gefühl, dass die beiden Funktionen getrennt in den Figuren von Kazuki und Soushi vorkommen. Kazuki ist sicherlich der offensichtliche Hauptcharakter, mit dem man die Geschichte erlebt, aber je länger man schaut, desto mehr hat man das Gefühl, dass es eigentlich Soushis Geschichte ist. Ist sicherlich für viele ein Kommentar auf abgespactem Niveau, aber man sieht so etwas selten und ich fand dieses Gefühl sehr interessant und neu.

Die anderen Charaktere sind sehr gut gewählt und ihren Entscheidungen und Interaktionen logisch. Sicherlich braucht man einiges an Zeit, aber spätestens nach Folge 6 ist man mit ihnen in einem Boot und voll dabei.

Was auch selten in den Charakteren von mir erwähnt wird, sind die Gegner. Normalerweise mittelprächtiger und langweiliger Standard, haben wir es hier mit einer Art von Gegner zu tun, die ich für höchst interessant halte. Die Festum zeichnen eine Mischung aus stupidem, aggressiven Verhalten und menschlichen Emotionen nach, die ich für wahnsinnig gelungen halte. Und je weiter sich der Anime in dieser Thematik vorwagt, desto tiefgründiger werden gerade die Gegner. Leider wird man hier jedoch sehr mit Begriffen und Konzepten erschlagen, was das Anschauen nicht gerade leichter macht.


Fazit
Wer viel Zeit und Motivation hat, sich auf einen ausladenden, tiefgründigen Sci-Fi-Anime einzulassen, der ist bei „Soukyuu no Fafner“ absolut richtig.
Eindeutig an ältere, reifere Zuschauer gerichtet schafft die Serie moralischen Tiefgang und fast schon etwas Philosophisches, lässt aber nicht die Action-Komponente außen vor. Die Charaktere unterstreichen die Thematik perfekt und Kazuki und Soushi sind etwas andere, aber tolle Hauptfiguren.

Ein absoluter Klassiker, den man als Sci-Fi-Fan unbedingt gesehen haben muss! Allein schon wegen dem absoluten Klassiker-OP „Shangri-La“ von Angela, die sich hier wirklich selbst übertroffen haben!

Post was last edited on 18.10.2022 13:47.
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Rezensionen – Mujin Wakusei Survive

Avatar: SabriSonne
Editor
#7
Es gibt immer diese Anime, die man jahrelang, manchmal Jahrzehnte lang, mit sich mit schleift, weil man genau weiß, irgendwann kommt dieser Moment, in dem man den anschauen wird.

Genauso ging es mir mit „Mujin Wakusei Survive“, ein Anime, auf den man wirklich zu 100% Lust haben muss, es dann aber nicht bereut.


Zur Handlung
Wer nun Angst vor 52 Folgen aus dem Jahr 2003 hat, den kann ich mehrerer Hinsicht beruhigen. Erstens sieht der Anime von der Animation her wirklich super aus, was sicherlich viel daran liegt, dass er komplett gezeichnet ist und nicht 2D mit 3D-CGI mischt, wie es heutzutage leider oft der Fall ist. Und zweitens: klingt jetzt blöd, aber die Serie verzeiht sehr das Skipping und Spulen, d.h. wenn euch eine Folge nicht taugt oder euch die Geschichte gerade nicht interessiert, stirbt man nicht, wenn man sie nicht anschaut.

Jetzt wundert ihr euch sicher, wie eine Handlung funktionieren kann, wenn man sie doch augenscheinlich auch gar nicht anschauen muss, um den roten Faden nicht zu verlieren…?!

„Mujin Wakusei Survive“ startet jede seiner Folgen mit einer kleinen Kurzzusammenfassung der vorherigen Folge, sodass man den roten Faden gar nicht verlieren kann.
Und zum anderen ist die Handlung des Anime eher situationsbezogen und spielt nicht unbedingt in einen größeren Zusammenhang hinein. Man mag jetzt meinen, das klingt jetzt schlecht, aber ganz das Gegenteil ist der Fall!
Wer sich mit Storytelling ein bisschen auskennt, der weiß, dass nicht jeder Handlungsstrang für das Große Ganze wichtig sein muss. Sicherlich hat auch „Mujin Wakusei Survive“ eine Haupthandlung, die überraschend anders verläuft als man jemals gedacht hätte, doch nicht jeder Handlungsstrang ist dafür entscheidend. Viele könnte man sogar inhaltlich weglassen, aber dennoch machen sie Spaß zu gucken – warum? Sie machen Sinn und folgen der inhaltlichen Logik. Sie bringen zwar die Handlung nicht perse voran, aber das sie passieren, macht inhaltlich einfach Sinn. Ein gutes Beispiel wäre eine Episode, in der unsere Charaktere mit einem Aufzug durch die Gegend düsen, um Proben des Planeten zu nehmen. Natürlich wird das Ganze das Oberchaos, weil der Aufzug nicht das macht, was er soll. Wenn man darüber nachdenkt, dann brauchen wir die komplette Folge über den Aufzug im Grunde gar nicht, sie bringt die Handlung kaum weiter, doch sie macht dennoch Spaß – warum? Weil es einfach in diesem Moment Sinn macht, dass der Aufzug das Chaos auslöst. Die Idee ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern einfach eine mögliche, logische Schlussfolgerung, die passieren könnte, oder eben auch nicht.

Und so könnte man die Handlung gut zusammenfassen: es sind lauter Schlussfolgerungen aus vorherigen Situationen, die einfach nur ausgeschrieben werden. Braucht sie die Geschichte – nicht unbedingt. Machen sie Spaß – ja!

Sieben Kinder und eine Roboter-Katze, die praktischerweise viele nützliche Eigenschaften hat und damit die Situationen oft extrem erleichtert – na ja, wir haben hier eine Kinderserie, die in der Zukunft spielt und nicht alles muss immer düster und lebensgefährlich sein.

Die Situationen sind meist etwas untertrieben und wirken damit erst auf den zweiten Blick wirklich lebensgefährlich, aber das stört hier kaum. „Mujin Wakusei Survive“ will uns nicht die Bedrohung erklären, sondern vielmehr die Teamleistung und die Belohnung, wenn man sich der Bedrohung gestellt hat.
Die Handlung verläuft dabei in der 1. Hälfte genauso wie man es von der Thematik erwartet, beleuchtet die Charaktere und macht viel Teambuilding. Für einen Anime mit character-driven Plot nicht unerwartet, aber sehr gut umgesetzt. Wie gesagt sind die Situationen nicht perse spannend oder überraschend, aber logisch und im Sinnzusammenhang gut. So müssen unsere Charaktere zu Beginn erstmal ihre Insel erreichen und sich währenddessen noch einem Seemonster stellen. Das ganze dauert schon mehrere Folgen. Hätte man es so lange schreiben müssen – nein, eindeutig nicht. Macht es trotzdem Sinn, dies so lange auszulegen – eindeutig ja, da unsere Charaktere erstmal mit der neuen Situation klarkommen müssen, sich organisieren müssen und schon mit dem ersten Gegner auf die Probe gestellt werden.

Und so verläuft beinahe die komplette erste Hälfte: unsere Gruppe organisiert sich und wird danach sofort auf die Probe gestellt. Alle Entscheidungen werden in Frage gestellt und lassen damit schnell viel Raum für Charakterentwicklung. Sehr positiv war hier insgesamt die Entscheidung gegen die Romantik, obwohl das sicherlich an einigen Punkten möglich gewesen wäre.

In der 2. Hälfte findet dann plötzlich eine Space-Opera-Sci-Fi Story Einzug, die ich in dieser Ausführung so nicht erwartet hatte. Sicherlich bleibt die Geschichte auf ihrem kindlicheren Niveau, dennoch ist die Handlung gut durchdacht und macht Sinn. Sie ist spannend genug, aber nicht zu kompliziert, sodass Auflösungen in der Regel befriedigen und man gerne neue Sachen entdeckt. Ebenso wird die Handlung um einiges gnadenloser und weniger „heile Welt“ wie am Anfang, was zu überraschend ernsten und dramatischen Tönen führt. Das hätte ich in einem Anime für Kinder nicht unbedingt so erwartet.

Die Handlung endet dann zwar typisch Kinderserie, ist aber trotzdem zufrieden stellend. Besonders gut hat mir hier die Doppelbedeutung des Titels „Mujin Wakusei Survive“ gefallen, der im Prinzip nicht nur das offensichtliche Problem unserer Gruppe an Hauptcharakteren meint, nämlich das Überleben auf einem unbewohnten Planeten, sondern auch im übertragenen Sinne weitergesponnen werden kann. Dies sieht man selten in Anime und hat mich gerade in einer Kinderserie sehr angesprochen.
Die übergreifenden Themen sind gut ausgelegt und werden am Ende sogar noch ernster. Man stellt sich oft die Frage des Lebens, des Überlebens und überlegt, welche Art hier die beste ist. Die Thematik geht dabei ebenfalls überraschend tief.

Im Endeffekt überzeugen für mich die Geschichte und deren Auslegung. Eine Geschichte, die hauptsächlich World- und Teambuilding betreibt, aber dennoch mit logisch sehr guten Ideen eine spannende Geschichte erzählen kann.

Aber für eine character-driven Storyline ist ja auch nicht unbedingt die Handlung das tragende Element, sondern …


Zu den Charakteren
Wie bereits gesagt legt „Mujin Wakusei Survive“ sein Hauptaugenmerk auf Teambuilding und die Positionierung seiner Charaktere in der Handlung.

Die Figuren sind charakterlich sehr konträr, was man sicherlich in einem solchen Format erwartet. Dementsprechend schnell kommt es zu Konflikten und Gruppenbildung. Die komplette 1. Hälfte ist nur dafür da, diese Konflikte zu erörtern, Charaktereigenschaften zu etablieren, zu testen und zu ändern. Wer sich für ganz klassische Charakterentwicklung in 4 Schritten interessiert, der ist in dieser Serie somit absolut richtig.

Der Anime nimmt sich Zeit, jeden Charakter mit Jedem der Gruppe zu kombinieren und somit Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen und Interaktionen zu testen. Was mit dem einen Charakter noch funktioniert, funktioniert mit dem nächsten schon nicht mehr so gut und es ist sehr schön zu beobachten, dass der Anime wirklich Zeit dafür verwendet.
Ebenso zeigt sich auch, dass gewisse Charakterkombinationen für gewisse Aufgaben besser geeignet sind als andere und nimmt somit nicht nur das „Team als Ganzes“ in den Fokus.

Jeder Charakter erhält ausreichend Screentime, um seine Motivationen und Charaktereigenschaften zu etablieren. Man bleibt zwar nicht von den typischen Charakterfolgen verschont, dennoch sind sie in der Regel gut geschrieben und zielen gut auf den aktuellen Gefühlszustand der jeweiligen Figur.

Luna ist eine sehr typische Hauptfigur, die jedoch auch Selbstzweifel hat und die Gruppe als Bestätigung benötigt. Insgesamt hatte sie mir zwar etwas zu viel Einfluss auf alles, gerade weil man schnell das Gefühl bekommt, die anderen sind ganz froh, dass sie nichts entscheiden brauchen sondern überlassen einfach zu viel ihr, aber dennoch trägt sie die Serie sehr gut.

Howard und Sharla sind wahrscheinlich die Figuren, die aufgrund ihrer Eigenschaften nicht die sympathischen sein dürften, die jedoch auch die deutlichste Charakterentwicklung durchmachen. Bell überzeugt mit einer sehr nachdenklichen, beinahe moralischen Seite, und Shingo ist von allen der Zerbrechlichste.
Für mich charakterliches Schlusslicht ist eindeutig Menori, deren Charakterfolge ich zu nichts sagend fand und deren Eigenschaften ich bis zuletzt nicht wirklich greifen konnte. Da auch die Handlung nur wenig mit ihr anfangen kann und sie meist in den Situationen nur dabei ist anstatt wirklich zentral zu sein, unterstreicht das meinen Eindruck nur.

Und dann gibt es da noch Kaoru, das meiner Meinung nach verworfene Highlight der Serie. Keine unbekannte, aber dennoch dramatische Charakterstory, und von seinen Fähigkeiten ist er beinahe jedem der Kinder haushoch überlegen. Seinen Schwachpunkt in die soziale Komponente zu verschieben, macht da natürlich Sinn, sorgt aber meistens dafür, dass er in der 1. Hälfte so gut wie keine Screentime und Lines hat, weil er nun mal Einzelgänger ist. Wer also ihn als Lieblingscharakter aussucht, wird am Anfang sicherlich mit wenigen Auftritten gestraft werden. Als dann endlich seine Charakterfolge kam, dachte ich mir nur, dass er jetzt allein in dieser Folge mehr geredet hat als die 20 Folgen davor, und das sagt schon einiges! Die 2. Hälfte rettet ihn zwar und gibt ihm endlich mehr Handlungen on-screen, aber ich hätte ihn gerne mehr und ausführlicher gesehen.

Die anderen Figuren, welche Lebensform es auch immer sein mag, passen gut in die jeweiligen Handlungsabschnitte und arbeiten gut mit der Gruppe. Sie unterstreichen entweder Charaktereigenschaften oder liefern das Gegenteil und sind somit allesamt sinnvoll in der Handlung platziert.


Fazit
Ich war sehr positiv überrascht, aber gleichzeitig hatte ich nichts anderes erwartet. Für mich ist „Mujin Wakusei Survive“ eine Abenteuerserie auf kindlichem, aber dennoch auch düsterem Niveau, das gut mit seinem Setting spielt und starken Fokus auf World- und Teambuilding legt.
Die Figuren sind sehr gut gewählt, haben ihre Licht- und Schattenseiten und werden mit den passenden Situationen immer wieder an ihre Grenzen und darüber hinaus gebracht.

Für mich ein überraschend guter Titel, der im Vergleich zu vielen heutigen Serien nicht überdramatisch wird, sondern einfach mal auf dem ruhigen Boden der Tatsachen bleibt.

Post was last edited on 16.10.2022 10:42.
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Rezensionen – The Case Study of Vanitas (Staffel 2)

Avatar: SabriSonne
Editor
#8
Review "Vanitas no Carte 1" Mir fehlt an jeder erdenklichen Ecke das „Warum?“ – bei der Handlung, bei den Figuren, überall. Und ein Plot, dem eines seiner wichtigsten Standbeine fehlt, steht damit leider auf sehr wackeligen Beinen. Mal schauen, ob Staffel 2 da eher die Nägel bereit hält oder sich doch als die finale Säge entpuppt.

Mit diesen Worten habe ich damals meine Review zur 1. Staffel von „Vanitas no Carte“ beendet. Und warum euch länger auf die Folter spannen – meine Bewertung spoilert ja eh schon, dass Jun Mochizuki doch nicht verlernt hat, wie man gute Stories schreibt!!


Zur Handlung
Wir setzen klassisch dort an, wo die erste Staffel aufhört. Kein langes Geschwätze, kein „Was ist damals passiert“, was ich sehr positiv finde, da man die beiden Staffeln so sehr schön in einem Rutsch durchschauen kann.

Und wo mir in der ersten Staffel überall das Große „Warum?“ fehlte, muss ich auch hier wieder sagen: die Kehrtwende legt die zweite Staffel leider nicht hin. Zu viele neue Figuren, die man nicht erklärt, die aber dringend eine Erklärung nötig hätten und viele übernatürliche, phantastische Elemente, denen auch die Grundlage fehlt. Viel wird einem einfach nur hingeworfen und man hat zu schlucken. Ich habe mich an einigen Stellen wirklich beim Googlen ertappt, weil ich mir selbst die Erklärung zusammensuchen wollte, habe dann aber oft genervt aufgegeben.

Doch wenn sich das Grundproblem nur bedingt gebessert hat, warum ist die zweite Staffel so viel besser als die erste?

Hauptgrund ist sicherlich, dass viele Figuren der ersten Staffel endlich in die Geschichte einsortiert werden. So bekommen Jeanne und Dominique endlich ihre Rollen und wirken nicht mehr so random wie in Staffel 1.
Zum anderen bekommen wir mit der ersten Geschichte der Staffel wahnsinnig spannendes und gutes Storytelling präsentiert. Die Handlung ist mysteriös, dramatisch, emotional und auf angenehme Weise verschachtelt. Hinter jeder Ecke wartet etwas Spannendes und Interessantes, das entdeckt werden will und Lust auf mehr macht. Die Auflösung der ersten Geschichte rund um das magische Biest erfolgt insgesamt gut. Auch die nachfolgenden Geschichten überzeugen von Idee, Storytelling und Pacing.

Was ich jedoch an „Vanitas no Carte“ besonders interessant finde ist, wie die Hauptfiguren der einzelnen Geschichten auf zwar penetrante, aber trotzdem irgendwie angenehme Weise in den Vordergrund gerückt werden. Die Handlung versteht, dass es nicht die Geschichte von Vanitas oder Noe ist, sondern die der jeweils beteiligten Personen. So werden Vanitas und Noe oft nur zu Nebencharakteren, weil es die Geschichte von Anderen ist.
Normalerweise würde man sich daran stören, aber der Anime vermittelt diesen Erzählstil mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass nicht mal ganze Folgen Vergangenheitsmaterial von eigentlich fremden Personen stören, die man nach der Geschichte vermutlich nie wieder sehen wird. Da die Geschichten aus der Sicht der jeweils agierenden Hauptfigur geschildert sind, wirken sie deutlich plastischer und gehen gerade im Vergangenheitsmaterial emotional in die Tiefe. Das hatte ich in der ersten Staffel sehr vermisst, weshalb ich umso mehr überrascht bin, dass es Staffel 2 so dermaßen gut umsetzen kann.

Auch diese Staffel endet mit einem großen charakterlichen Cliffhanger, sodass man sich wahrscheinlich auf eine Fortsetzung einstellen kann. Ich persönlich hatte diesen Charakter so gut wie gar nicht mehr auf dem Schirm, weil er lediglich ein paar kleinere Auftritte in Staffel 1 hatte, doch selbst dort war mir klar, dass dieser Charakter noch zentral werden würde. Klar fehlt bei diesem Charakter das „Warum?“, aber im Moment brauche ich das nicht beantwortet zu haben.


Zu den Charakteren
Schwieriges Thema, weil ich ja schon in Staffel 1 kein wirklicher Fan von Vanitas und seinen seltsamen exzentrischen Ausflügen war. Hat sich daran etwas geändert? NEIN!
Vanitas finde ich immer noch genauso katastrophal wie zuvor, auch wenn wir endlich etwas über seine Vergangenheit erfahren. Mir haben die Szenen zwar gefallen, doch über Vanitas’ dermaßen unsympathischen, selbstverliebten Charakter täuscht auch das nicht hinweg.

So hielt ich mich wieder an Noe, dessen Seiyuu Kaito Ishikawa ich förmlich an den Lippen geklebt bin (welch traumhafte Stimme!). Noe's Charakterstory wurde sogar noch über Dominique erweitert, womit hatte ich nicht gerechnet hatte, da man seine Charakterfolge bereits in Staffel 1 mehr als ausführlich präsentiert bekommen hatte. Über Dominique eine weitere Verknüpfung zu schaffen, bringt damit nicht nur sie als Figur voran, sondern auch Noe. Ein sehr cleverer Schachzug, der beide wieder stärker verbindet und Dominique besser in der Handlung platziert.

Auch Jeanne bekommt nach ihren komischen Auftritten in Staffel 1 endlich eine Position, dennoch bleiben immer noch einige Charakterzüge und Elemente unklar. Nach 24 Folgen als zentrale Figur leider sehr schwach in der Umsetzung.

Mit Nebencharakteren wird Gott sei Dank gespart, sind doch noch aus Staffel 1 mehr als genug Figuren übrig. Interessant war hierbei, dass einige nicht mal wirklich wichtig für Staffel 2 waren, wo ich mich öfters gefragt habe, warum die in Staffel 1 gar so gehypt wurden, wenn man sie im Endeffekt doch nur links liegen lässt.

Meine Meinung: lieber weniger Figuren, die dafür gut platziert.

Es bringt der Handlung nichts, wenn man 20 Figuren einführt, von denen die Handlung 15 im Endeffekt gar nicht braucht! So verschwendet man Screentime für unausgebaute Charaktere, die man sich locker hätte schenken können.


Fazit
Trotz einiger kleiner Fehler, die man nach 24 Folgen besser hätte aufgreifen können, bin ich sehr begeistert, dass die Serie doch nicht abgesoffen ist. Da hatte Staffel 2 nicht nur Nägel, sondern auch gleich Leim und Dübel mit dabei – Gott sei Dank!

Müsste ich nur die zweite Staffel bewerten, würde ich sie jedem sofort empfehlen. Nur leider muss man sich vorher erst mal durch die erste Staffel kämpfen, die ich für absolut verkorkst halte. Wer jedoch durchhält, wird mit einer deutlich besseren zweiten Hälfte belohnt!
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Rezensionen – Fena: Pirate Princess

Avatar: SabriSonne
Editor
#9
„Kaizoku Oujo“ war schon eine besondere Serie: da ging die internationale Version vor der offiziellen japanischen Version los – hat man auch nicht alle Tage!
Und auch so war „Kaizoku Oujo“ eine besondere Serie: man schaut sie ganz begeistert, wenn man jedoch genauer hinsieht, merkt man aber, dass man eigentlich gar nicht so begeistert sein dürfte…!

- Wie geht das dann?!


Zur Handlung
Was die Serie sicherlich schon spontan von sämtlichen anderen „Adventure-Stories“ abheben dürfte, ist das Setting. Aus irgendeinem Grund scheinen die Japaner keinerlei Potential in Piraten-Geschichten zu sehen, so selten kommen sie vor. Spontan fallen mir mit „One Piece“, „Moretsu Pirates“ und „Captain Harlock“ auch nur 3 Serien ein, die sich an das Motiv herangewagt haben.
So ist „Kaizoku Oujo“ schon von Grund auf besonders, weil es nicht nur ein Genre aufgreift, dass sonst niemand zu wollen scheint, sondern es auch konsequent klassisch durchzieht. Für mich ist die Serie v.a. in der 1. Hälfte eine gelungene Mischung aus „Fluch der Karibik“, „Akatsuki no Yona“ und dem „Samurai-Genre“, was der Serie gleichzeitig diesen westlichen aber auch den östlichen Adventure-Vibe gibt. Das macht Spaß und macht bei Abenteurern wie mir schnell Lust auf mehr.

Bei „Kaizoku Oujo“ bekommt man es dann mit der typischen Search-Quest zu tun. Hauptfigur Fena hat von ihrem Vater die Aufgabe bekommen „Eden“ zu suchen und zieht damit auch Jugendfreund Yukimaru und seine Crew in das Abenteuer mit hinein. Ich mochte dabei die Anspielung auf die Geschichte rund um Jeanne d’Arc, obwohl diese zwar eher „Mittel zum Zweck“ war, um eine gewisse Mystik zu erzeugen, aber ich mochte die Idee. Zwar kamen dann manche Auflösungen nicht unbedingt unerwartet, aber bis Folge 10 macht die Geschichte viel Spaß.

Die Optik und Musik tun dabei ihr Übriges aus eigentlich langweiligen Szenen spannende Plätze und mystische Geschichten zu kreieren. Die Animationen sind toll, bleiben als Gesamtkomposition im Gedächtnis, und wenn eine Serie das im heutigen Wust an Serien noch hinbekommt, bei dem man gefühlt schon alles gesehen hat, dann ist das wirklich eine Leistung!
Die Handlung schafft es dabei auch meist, im richtigen Moment den richtigen Hinweis zu geben, sodass man doch niemals den Grund hat, aus Langeweile auszuschalten, obwohl sich manche Stellen schon ziehen.

Und hier kommt nun der Punkt, wo man sich denken sollte: „Eigentlich dürfte mir die Serie gar nicht so gut gefallen.“

Denn dass sich die Serie an vielen Stellen unweigerlich in die Länge zieht, liegt sicherlich daran, dass sie ein Klischee nach dem anderen bedient. Storyelemente kommen genau in der Reihenfolge und mit den Inhalten, wie man sie erwartet, Konflikte liegen schon vorher in der Luft, werden dann aber ausgeschlachtet, obwohl das Rad damit nicht neu erfunden wurde. Man kennt einfach schon alles – oder kann es sich relativ schnell zusammenreimen. Und da wundert man sich schon, warum die Serie dann gefühlt stundenlang Situationen ausarbeitet, deren Ausgang und Ablauf schon klar war, bevor die Situation überhaupt aufkommt.
So verrennt sich die Serie leider zu oft in Konflikte. Diese Zeit hätte man besser dafür verwenden können, um Charakterentwicklung zu schaffen oder mehr Abenteuer-Aspekte einfließen zu lassen.

Und bei dieser Kritik geht es nur bis Folge 10!

Dass die ganze Serie diesen mystischen Unterton hat, bei dem die ganze Geschichte vermutlich ausladender wird als eine klassische Search-Quest, lag von Anfang an in der Luft und störte mich deswegen auch nicht.
Dass man aber am Ende sämtliche Story mit reinen Fantasy-Elementen erklärt, überfuhr mich ehrlich gesagt in den letzten Folgen dann aber doch!

Plötzlich hat man das Gefühl, dass die Serie, die man 10 Folgen lang angeschaut hat, irgendwie nichts mehr mit dem Ende zu tun hat. Und gleichzeitig passt es aber irgendwie doch, denn mit der reinen Grundsituation „Suche nach Eden, dafür hast du einen besonders geschliffenen Stein zur Verfügung“, ist das Thema doch irgendwie schon im Raum. Nichts desto trotz ist man am Ende vom abrupten Wechsel zur Fantasy so dermaßen überrascht!

Warum? - Der Ton der Fantasy ist ein anderer!
In den ersten 10 Folgen hat man es mit mystischer Fantasy zu tun, die Art von Fantasy, die zwar Sinn macht, aber die man im Grunde nicht erklären kann. Und das möchte diese Art der Fantasy auch nicht. Sie ist zwar da, hat aber für sich selbst auch nicht den Drang, sich selbst mit Logik, Verständnis und Erklärung zu füllen. Und sie passt in diesem Moment, mit seinen Rahmenbedingungen, einfach perfekt in die Story – man will keine Erklärung. „Das ist so“, und das nimmt man auch bereitwillig hin.
In den letzten 2 Folgen versucht sich aber die Fantasy zu erklären. Und da wird es nun mal holprig, denn „Kaizoku Oujo“ spielt nun mal nicht in einer Fantasy-Welt, sondern im Hier und Jetzt. Und wenn dann hier Fantasy versucht, eine Logik aufzubauen, dann wird eine Geschichte sehr schnell „praktisch“. Man bekommt das Gefühl, dass die Handlung gar nicht anders hätte aufgelöst werden können als mit dieser wahnwitzigen Idee des Fantasy, was dann einfach nichts mehr mit dem „Realtime-Adventure“ zu tun hat, dass man die ganzen Folgen vorher über gesehen hat.

Aber lustigerweise, egal wie „wahnwitzig“ das Ende auch war, es trifft ins Schwarze!
Es ist praktisch, ja, die Fantasy macht sich selbst zur Lösung aller Sachen, aber es bleibt emotional. Und das reicht manchmal schon, um am Ende doch noch eine gewisse Zufriedenheit im Zuschauer auszulösen.


Zu den Charakteren
So wie die Handlung ein Klischee nach dem anderen bedient, so bedienen auch die Charaktere ein Klischee nach dem anderen.

Die Crew rund um Yukimaru besteht aus einer Ansammlung von Standardfiguren, die zwar sympathisch sind, aber in ihren Charaktereigenschaften, Interaktionen und Konflikten nicht langweiliger hätten sein können. Dass sich auch nur ein Einziger aus der Crew entwickeln darf, macht da die Sache nicht besser. V.a. da der Konflikt schon abzusehen war.

Auch Fena und Yukimaru sind in ihrer Konstellation nicht besonderer, sind aber ebenfalls sympathisch genug, dass man sie beobachten und verfolgen will. Überhaupt funktioniert es sehr gut, ein Teil dieser Reise zu werden, weil die Crew trotz uninnovativem Design mitreisend genug ist, um den Zuschauer abzuholen. Technisch gesehen ist das Charakterdesign jedoch absolut langweilig.

Bei Yukimaru fehlt es mir insgesamt zu sehr an Eigeninitiative. Er macht alles, „weil Fena es so will“. Das spielt natürlich Fena ungemein in die Karten, weil sie dadurch nicht zur typischen „Damsel in Distress“ wird, aber mich hat Yukimaru die ganze Serie hinweg eher an ein Schoßhündchen als an einen selbstständigen und v.a. denkenden Charakter erinnert.

Doch auch Fena empfand ich als weniger gelungen als gedacht, und das, obwohl sie als Hauptfigur der Serie eigentlich sehr gut funktioniert.
Zum einen ist sie mir viel zu idealistisch und naiv, was mich schnell nervte. Des Öfteren dachte ich mir, ob sie sich selbst eigentlich reden hört, so doof sind manchmal ihre Kommentare und Reaktionen. Zum anderen ist sie mir trotz aktivster Rolle in der ganzen Search-Quest eindeutig zu passiv. Man hat eher das Gefühl, sie lässt sich von einem Platz zum nächsten spülen, anstatt selbst irgendwann mal das Schwimmen zu lernen. Und kombiniert mit der Tatsache, dass man am Ende alles mit dem „Das ist dein Schicksal“-Slogan zu erklären versucht, macht die Figur nicht besser.

Da fragt man sich natürlich unweigerlich, wie solch ein Cast überhaupt funktionieren kann?!
Ich glaube, es liegt viel in der Sache begründet, dass sie „echt“ wirken. Die Reaktionen sind nachvollziehbar, die Konflikte, auch wenn man sie kommen sieht, sind passend zum Charakterdesign, jeder verhält sich so, wie er sollte, keine Figur ist in sich unlogisch. Während sich z.B. am Ende alle freuen, als sie „Eden“ erreicht haben, ist Fena aus irgendeinem Grund mega enttäuscht. Sie denkt sich „Das soll’s jetzt gewesen sein?!“. Und das passt! Denn auch als Zuschauer denkt man sich „Das soll’s jetzt gewesen sein?!“ Und schon hat man wieder im richtigen Moment den emotionalen Bezug, weshalb auch der unspektakulärste Cast im Endeffekt doch funktionieren kann.

Aus den Nebencharakteren macht man meiner Meinung nach dann insgesamt jedoch zu wenig. Die Piratenbräute waren absolut verheizt, was ich sehr schade fand, auch die Begleiter der ersten Folge waren plötzlich einfach weg.


Fazit
„Kaizoku Oujo“ ist ein Phänomen: man hat mega Spaß es anzuschauen, und ist auch zufrieden, wenn man es beendet hat. Bewertet man aber den technischen Standpunkt der Serie, dürfte sie eigentlich gar nicht funktionieren.

Im Nachhinein bin ich jedoch mehr als zufrieden mit der Serie, obwohl ich mir jetzt sogar denke, vielleicht wäre das als Film noch besser geworden, weil dadurch die Handlung kompakter gewesen wäre, aber für Abenteurer wie mich, die mal etwas anderes als die typischen Fantasy-Ritter-Geschichten sehen wollen, ist die Serie sicherlich eine willkommene Abwechslung, die trotz reichlich Fehler absoluten Spaß macht!

Erinnert mich irgendwie an „Akatsuki no Yona": hört genau in dem Moment auf, als die Story eigentlich losgehen müsste, wird aber trotzdem von allen gefeiert!
Tja, manchmal kann man Sachen einfach nicht erklären...! 😅

Post was last edited on 16.08.2022 09:16.
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Rezensionen – Night Head 2041

Avatar: SabriSonne
Editor
#10
Kennt ihr das? Ihr schaut diese mega komplizierten Time-Travel-Parallel-Universe-Storylines und meint, ihr habt das voll drauf – bis ihr euch mal hinsetzt, 3 Gramm drüber nachdenkt und euch so denkt „Hä?!“


Zur Handlung
Genauso würde ich „Night Head 2041“ beschreiben.

Wenn man nämlich mal außen vor lässt, dass es eine Art „Fortsetzung“ des bekannten „Night Head Genesis“ ist, was aber mit eben genanntem so ziemlich nichts zu tun hat (selbst die beiden Hauptfiguren haben ein komplettes Make-Over bekommen!), dann ist die Handlung an sich schon kompliziert genug. Und wer bei „Genesis" schon überfordert war, dem empfehle ich diese Serie eindeutig nicht!
Lustigerweise kommt die Komplexität jedoch gar nicht im Hinblick auf die Grundidee per se, sondern eher deswegen, wie es erzählt wird.
Zu Beginn startet die Geschichte noch ganz unspektakulär wie jeder x-beliebige Super-Power-Anime, den man sonst so kennt, mit Menschen, die plötzlich Superkräfte bekommen, diese dann nicht kontrollieren können und stellenweise zu Berserkern werden, vor denen die Menschheit geschützt werden soll. So weit so gut.
Relativ schnell mischt sich dann auch ein ziemliches interessantes Beiwerk mit ein, nämlich die mysteriöse Vernetzung der Kirihara-Brüder mit den Kuroki-Brüdern. Ich muss tatsächlich sagen, dass mich diese Idee von Anfang an sehr gut gecatched hat und ich war gespannt auf mehr. Aber gleichzeitig war das auch der Punkt, wo die Handlung begann holprig zu werden. Denn die Beziehung der Geschwisterpärchen zueinander wurde sofort als „Paradoxon“ betitelt – und Paradoxons sind leider oft „entweder, oder“. Sie haben ein so hohes Potential, in den falschen Händen das absolute Chaos anzurichten, denn sie beschwören das Chaos durch ihre bloße Sinnfrage förmlich herauf, können aber auch grandios werden.

Bei „Night Head 2041“ hatte ich die Hoffnung, dass es gut werden würde. Die Serie machte am Anfang einen soliden und gut durchdachten Eindruck. Und selbst als ich die Serie jede Woche verfolgte, blieb das Gefühl. Das Gefühl war jedoch gerade in der 2. Hälfte oft schneller weg als erwartet, als ich mir einfach abends im Bett einige Sachen durch den Kopf habe gehen lassen: ich konnte plötzlich manche Zusammenhänge nicht mehr finden, wusste nicht mehr, wer mit wem wieso weshalb warum zu welchem Zeitpunkt in welcher Parallelwelt unterwegs war oder welche Szene in welche Zeitepoche gehörte. Die Vergangenheitsszene, die das Paradoxon der Geschwister erklären sollte, änderte sich auch laufend im Gesamtzusammenhang, sodass ich viel zu oft mit dem sprichwörtlichen Fragezeichen über dem Kopf die Folge verfolgte und ich auch immer wieder einige Szenen und Folgen noch einmal nachschauen musste.
Sicherlich liegt das auch daran, dass ich die Serie wöchentlich gesehen habe, und vermutlich werde ich sie mir am Stück noch einmal antun, aber auch das ändert einen entscheidenden Fakt nicht: die Auflösung des Paradoxons um die Brüder kommt viel zu spät!
Erst in der allerletzten Folge erfahren wir, was es mit dem Paradoxon tatsächlich auf sich hat. Ich verstehe den Sinn dahinter, die Spannung soll aufrecht erhalten werden, außerdem trägt es die gesamte Handlung, doch wenn sich eine ohnehin schon komplizierte Story auf die Auflösung eines Storyelements stützt, dass dann erst aufgelöst wird, nachdem die Handlung im Prinzip durch ist, dann kann ich mir hier durchaus vorstellen, dass hier viele genervt das Handtuch werfen, weil sie der Handlung schlicht und einfach nicht mehr folgen können.

Denn die Handlung ist im Grunde nicht schlecht – und das ist schade!
Das Paradoxon war von seiner Grundidee echt super, die Kämpfe sahen klasse aus, auch das CGI kann man durchaus als gelungen bezeichnen, obwohl man gerade in der Mimik deutlich mehr hätte rausholen können, und auch das Mystery motiviert sehr gut. Das Skript ist clever genug, dem Zuschauer immer nur Häppchen an Informationen zu geben, die sich gut ins Gesamtbild einfügen und das allgemeine Rätsel immer ausladender machen.
Doch dann braucht es leider auch an einigen Stellen einige Auflösungen, damit man nicht nur mit Fragen erschlagen wird. Es funktioniert einfach nicht, seinen Zuschauern nur Fragen ins Gesicht zu klatschen, ohne dann auch mal anzufangen, einige davon zu beantworten. Ansonsten kann man der Handlung schlicht und einfach nicht mehr folgen, weil man vor lauter Fragen gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Und so zerbricht man sich immer wieder unnötig den Kopf, weil man ständig das Gefühl hat, man hat irgendwo die Antworten auf die Fragen überhört oder übersehen, doch in den meisten Fällen waren sie tatsächlich noch nicht da.

Ein anderes Konzept, was mir auf dem Papier auch sehr gut gefallen hat, was aber in der Praxis dann leider etwas gescheitert ist, war das „Rollen-Prinzip“ der Figuren. Wer seine Rolle erfüllt hat, der verschwindet aus der Welt und landet wieder in seiner eigenen Zeitlinie. Klingt cool, v.a. da einige Charaktere noch nicht einmal wissen, welche Rolle sie überhaupt zu erfüllen haben, doch das Problem ist, dass für mich zu oft nicht ersichtlich wurde, wer in welche Parallelwelt gehört und wer überhaupt eine Rolle zu spielen hat. Einige Figuren lösen sich auf, andere Figuren nicht. Wer gehört überhaupt wo hin?!

Fragen über Fragen, die die Handlung nicht unbedingt weniger komplex machen. Und wenn man dann auch noch bedenkt, wie unspektakulär das Endergebnis dann war, dann dachte ich mir natürlich „So viel Aufwand für DAS?!“
Aber es gibt natürlich auch diese Art von Handlungen, wo der Weg das Spannende ist und nicht das zentrale Problem. An sich ist das Problem auch nicht schlecht, es ist nur eines, dass man schon tausende Male gesehen hat. Selbst Kinderserien nehmen sich diese Thematik oft her, weshalb es nicht wirklich interessant ist, das Problem am Ende zu lösen. Interessanter waren da tatsächlich die Rätsel, und auf die bekommt man auch durchaus zufrieden stellende Antworten.


Zu den Charakteren
Aber was mein größtes Problem war, waren die Figuren als Solche!

Sie sind im Verhältnis zur Storyidee einfach zu schwach!

Die Handlung ist so vielschichtig, so komplex, auch wenn die Idee im Endeffekt nicht unspektakulärer hätte sein können, und dann stellen die Produzenten solche Eimer rein!

Die einzigen, die ich tatsächlich sympathisch fand, waren die Kuroki-Brüder Takuya und Yuuya. Sie sind auf dem gleichen Stand, was das Verständnis der Handlung angeht, wie die Zuschauer, was den Zugang leicht macht und die beiden schnell zu nachvollziehbaren Figuren macht. Es dauert nicht lang, bis man sich die beiden Jungs aussucht, um mit ihnen zusammen die Handlung zu ergründen, und für diese Funktion finde ich beide sehr gut gelungen. Takuya ist der deutlich offensichtlichere Charakter, deutlich emotionaler gesteuert, den man schnell einschätzen und verstehen kann, während über Yuuya ein Großteil des Mysteriums läuft und er deswegen im Endeffekt interessanter wird. Zwei nicht unbedingt vielschichtige Charaktere, aber durchaus sehr gelungen.

Das kann man von den anderen Figuren nicht unbedingt behaupten, von denen viele so sehr Standard waren, dass es tatsächlich fast weh getan hat.
Die Teammitglieder von Takuya und Yuuya fand ich eine Vollkatastrophe, so billig und langweilig waren ihre Charaktereigenschaften und Storylines. Ebenso die Wissenschaftler und Organisationsleiter, die einfach nur den typischen Archetyp verkörpert haben. Da ist tatsächlich nichts Interessantes dran.
Besonders unglücklich fand ich jedoch die Gestaltung der Kirihara-Brüder. Unsympathisch bis zum geht nicht mehr! Wie Halbgötter fliegen sie förmlich durch die Handlung, sind von ihrem ganzen Charakterdesign super unnahbar für den Zuschauer und werden selbst in für sie traurige oder dramatische Szenen nicht wirklich sympathisch. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt einen besonderen Draht zu ihnen, um ehrlich zu sein, waren sie mir total egal! Man will so oft spulen, aber das wäre bei dieser Serie tödlich!
Im Endeffekt fand ich sie nur im Hinblick auf das Paradoxon interessant, weil einfach die Idee als Solche spannend genug war, doch mit Empathie hatte das bei mir nichts zu tun. Man kann sie eher dulden, weil man die Kuroki-Brüder und deren Geschichte sympathisch findet. Und so schaut man sich die Szenen oft nur an, weil man einfach nicht spulen darf, wenn man sich nicht jede Chance auf Verständnis nehmen möchte.

Und auch mit dem Motivationen war es so eine Sache. Nachvollziehbar ja, spannend nein. Vom typischen Kindergarten „Du hast meinen Bruder geschlagen!“ über Weltherrschaft bis Weltuntergang-Verhindern, alles dabei. Aber halt nichts wirklich Innovatives wie bei der Handlung selbst.


Fazit
Schwierig.

„Night Head 2041“ hat was, das lässt sich nicht abstreiten. Durch den Aufbau der Handlung entsteht immer wieder diese Motivation weiterzuschauen, weil man doch die Antworten auf all die Fragen haben möchte. Aber das eigentliche Kernproblem, kombiniert mit nicht unbedingt sympathischen Figuren, mit denen man sich irgendwie noch nicht mal wirklich beschäftigen will, macht das Schauen manchmal wirklich nervig. Und schon steckt man in der Zwickmühle aus „cooler Handlung“ und „blöden Figuren“.

Ob da jetzt das Storytelling bzw. die Umsetzung der Idee tatsächlich schlecht war, ob die Informationen einfach zu spät kamen oder ob ich einfach zu blöd für die Serie war – ich kann’s tatsächlich nicht sagen!
Wer die Art von Sci-Fi-Setting mit Paradoxon und Parallelwelten mag, am besten einfach selbst ausprobieren und dann eine eigene Meinung bilden - Potential ist mehr als genug da! Vielleicht muss ich’s bei Gelegenheit selbst einfach noch einmal anschauen…!

Gefallen hat's mir nämlich doch irgendwie...

Post was last edited on 16.10.2021 03:24.
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Rezensionen – The Case Study of Vanitas

Avatar: SabriSonne
Editor
#11
Ich hatte tatsächlich mal überlegt, mir den Manga zuzulegen. Ich bin ein großer Fan von Jun Mochizuki’sPandora Hearts“ und auch das Cover von „Vanitas“ hatte mich gleich sehr angesprochen – jetzt, nach dem ersten Teil des Anime, bin ich sehr froh, dass ich kein Geld investiert habe.


Zur Handlung
Es stimmt natürlich, dass der Manga nicht unbedingt so sein muss wie ein Anime, das weiß ich natürlich. Ein Anime hat viel mehr unnötiges Zeug, und schon allein die Synchro an sich lässt Figuren oft deutlich anders wirken als sie auf dem Papier geplant waren.
Nichts desto trotz empfand ich die Geschichte als „sehr holprig“. In der einen Szene dachte ich noch „Wow, das könnte spannend werden“, denn das Potential ist allein aufgrund der bloßen Idee von der Mystik schon da, und in der nächsten Szene wechselte dann meine Stimmung zu „Was für ein Sche*ß!“.

Für mich ist „Vanitas“ eine Geschichte, die auf dem Papier super klingt, praktisch aber schlecht umgesetzt ist. Meiner Meinung nach verrennt sich die Handlung viel zu oft in sinnlose Unterhaltungen, überdramatische Auftritte, die im Endeffekt noch nicht einmal die Handlung vorangebracht haben, und zu häufige Stimmungsschwankungen. Ständig passiert irgendwas – man weiß nur nie was oder warum!
Stattdessen hat man eher das Gefühl, Vanitas und Noe rennen vollkommen hirnlos durch die Weltgeschichte, treffen auf ihrem Weg allerlei, immer seltsamer werdende Gestalten, von denen keiner wirklich sympathisch wird. Ich habe mich wirklich laufend gefragt „Wo soll das hinführen? Was ist der Sinn dieser Handlung?“
Aber es geht zu Beginn schon los: „Noe, der von seinem Meister den Auftrag bekommen hat, nach dem Buch von Vanitas zu suchen“und dann?!
Nach dem Satz ist die Geschichte für Noe im Grunde eigentlich schon vorbei - und das war in Folge 1! Nach Folge 1 hat Noe schon keinen Beweggrund mehr, und das ist dann auch der Punkt, wo es erzähltechnisch wild wird.

Und das finde ich fatal, denn eigentlich kennt man den Sinn der Handlung. Vanitas verkündet ja jedes Mal großflächig, wie er alle Vampire mit dem Buch beeinflussen will, aber das man mal ein „Warum?“ präsentiert bekommt, war dann wohl zu viel verlangt. So wirkt die Handlung eher wie ein einziger Ego-Trip eines schrägen Typen, den man mit seinen seltsamen Charaktereigenschaften und Vorlieben auch nie wirklich richtig einsortieren kann. Sicherlich, es fehlt noch die 2. Hälfte der Geschichte und gerade an Folge 12 dieser Staffel hat man gemerkt, dass „Vanitas“ durchaus weiß, wie man Geschichten strukturiert und spannend aufbaut, doch das zeigt die Serie leider viel zu selten.

So mischen sich nur wenige, vom erzähltechnischen Standpunkt tatsächlich gute Folgen in die 12 Folgen Laufzeit der Serie. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Vergangenheitsfolge von Noe, die mir persönlich sowohl inhaltlich als auch emotional sehr gut gefallen hat. Hier sieht man, wie einfach es wäre, eine gute Folge zu schreiben, wenn man sich einfach an ein paar Basic-Regeln vom Storytelling und Plot-Aufbau (diese sind übrigens „Was?“, „Warum?“, „Wie?“ und „Warum jetzt?“) hält, und „Vanitas“ setzt das hier sehr gut um. Doch das bleibt leider die Ausnahme, was mich insgesamt schwer enttäuschte und das Zuschauen manchmal wirklich anstrengend machte, weil man einfach kein Ziel vor Augen hat. Stattdessen hat man zu oft das Gefühl, die Figuren blödeln einfach nur sinnfrei in der Gegend herum, was mich insgesamt schnell nervte.
Doch das Potential wäre da! Die Idee mit einem magischen Buch ist zwar nicht ungewöhnlich, aber auch nicht zu verbraucht und klingt insgesamt interessant. Vampire funktionieren immer, und gerade die Action war klasse. Und auch optisch sieht die Serie wirklich klasse aus!

Mir fehlt jedoch insgesamt einfach zu sehr das „Warum?“ der Handlung. Aber, wie gesagt, das ist bisher die 1. Hälfte – mal schauen, was die 2. bringt!


Zu den Charakteren
Ich bin ehrlich: der Einzige, der mir gefallen hat, war Noe.

Alle anderen fand ich so weltfremd und eigenartig, dass ich persönlich nichts mit ihnen anfangen konnte.

Bei Vanitas, unserem Titelhelden, fiel mir besonders die Synchro negativ auf. Nicht, dass Natsuki Hanae schlecht spricht, er klingt nur haargenau wie ein anderer Synchronsprecher, Souma Saito. Und jedes Mal dachte ich mir: „Natsuki Hanae, der seine Stimme so verstellt, dass sie wie die von Souma Saito klingt, wenn dieser normal redet – hätte man nicht gleich Souma casten können?“
Kombiniert mit seinem exzentrischen und egoistischen Auftreten fand ich es extrem schwer, Vanitas als sympathischen Hauptcharakter zu akzeptieren. Man erfährt nichts über ihn, sein Charakter grenzt fast an bipolare Persönlichkeitsstörung, so unberechenbar und gegenteilig sind seine Auftritte und dann stellt man ihm auch noch einige Figuren an die Seite, die auch nicht viel besser sind als er selbst.
Ich mein, Jeanne – was ist das für eine Figur?! Was will sie? Welches Problem hat sie? Welche charakterlichen Beziehungen hat sie? Warum fühlt sie sich so zu Vanitas hingezogen? Und er sich so zu ihr?
Wieder einmal fehlt überall das „Warum?“. Und Charaktere brauchen nun mal einfach ein sinnvolles „Warum?“, um ihnen Beweggründe, Entwicklung und Interaktionsgrundlagen zu geben. Wenn man als Zuschauer jedoch nur ungenügend mit dem „Warum?“ dahinter versorgt wird, dann tut man sich in diesem Fall wirklich schwer.

Noe ist zwar in diesem Sinne auch nicht unbedingt perfekt, aber er bekommt noch das größte „Warum?“. Bei ihm hat man zumindest das Gefühl, dass man nachvollziehen kann, warum er so handelt wie er handelt, bzw. wo er hin will. Und Kaito Ishikawa spricht die Rolle wirklich hervorragend!
Man merkt schnell, dass er wahrscheinlich der deutlich wichtigere Charakter im Vergleich zu Vanitas ist, der für die Handlung noch deutlich entscheidender werden wird. Kombiniert mit seinem zwar naiven, aber unglaublich goldigen Charakter, macht es ihn als Figur sehr liebenswert und sympathisch, weshalb man ihm insgesamt sehr gerne zuschaut. Seine Reaktionen geben im Hinblick auf seinen Charakter und seine eigene Geschichte Sinn, sodass er als Figur logisch funktioniert. Und das bisschen Logik braucht die Serie auch dringend.

Die Logik bei ihm wird jedoch wieder durch sein weibliches Pendant, Dominique, revidiert, eine Figur, die es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte. Sie hat nichts zu Handlung beigetragen, sondern das Bild nur umso wilder gemacht, weshalb man gut auf sie und ihre hysterische Art hätte verzichten können. Und da die Geschichte sie auch schnell dropt, verstärkt sich der Eindruck nur.

Insgesamt lässt die Geschichte sehr viele seiner Figuren schnell wieder fallen. Ich hoffe sehr, dass alle Gefallenen ihre Chancen in Staffel 2 bekommen.


Fazit
Ich hoffe schwer, dass sich die Serie in der 2. Hälfte rettet, denn ansonsten sehe ich Schwarz!

Mir fehlt an jeglich erdenklicher Ecke das „Warum?“ – bei der Handlung, bei den Figuren, überall. Und ein Plot, dem eines seiner wichtigsten Standbeine fehlt, steht damit leider auf sehr wackeligen Beinen. Mal schauen, ob Staffel 2 da eher die Nägel bereit hält oder sich doch als die finale Säge entpuppt.

Post was last edited on 16.10.2021 03:26.
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Rezensionen – To Your Eternity

Avatar: SabriSonne
Editor
#12
„Fumetsu no Anata e“ war tatsächlich ein Anime, den ich mir ausnahmsweise aktiv vorher ausgesucht hatte.
Dann ging die Serie los, ich war mega gespannt – und was kam?! „Typ auf dem Niveau eines Säuglings trifft auf burschikoses kleines Mädchen, das ihm das Leben zeigen will“Dororo 2.0 ?!


Zur Handlung
Ich werde nicht um den heißen Brei herumreden, weil man schon an den rot gefärbten Sternen sieht, dass mir die Serie nicht gefallen hat. Interessanterweise hat mir aber das, was ich gesehen habe, inhaltlich gar nicht mal so schlecht gefallen, nur leider funktioniert für mich das Storytelling aus mehreren Gründen nicht.

Aber bevor wir uns um diese Aspekte kümmern, erst mal ein paar Fakten, weshalb der Anime sicherlich ein breites Publikum ansprechen dürfte:
  • Ein sehr angenehmer Slice-of-Life mit toller Geschichtsauswahl über das Erwachsenwerden oder „Healing“ als solches und interessanten, starken Themen
  • Sehr gute Story-Hauptfiguren, die charakterlich stark sind, um die jeweilige Geschichte gut zu tragen
  • Sehr emotionale Momente
  • Eine sehr schön gezeichnete, sehr farbenprächtige Fantasy-Welt, in der es viel zu entdecken gibt
  • Ein zur Stimmung sehr gut passendes Opening
Und solche Themen sind in gewisser Weise einfach „Mainstream“. Der Anime bringt Themen und Emotionen, die einfach ein großer Teil der Zuschauer gerne sehen möchten und viele Menschen anspricht. Geschichten über „Healing“ (wie das Genre heißt), oder auf gut Deutsch „Der Reise zu sich selbst“, gibt es verhältnismäßig wenig und hebt das sonst so trockene Slice-of-Life-Genre doch in seiner Qualität deutlich nach oben, weil es sich irgendwie runder anfühlt als gewohnt. Und schon sind viele Zuschauer bedient und sehr zufrieden. Und wenn man auf oben erwähnte Punkte wert legt und diese einem zusagen, dann halte ich hier niemanden auf, die Serie gerne zu probieren.

Lustigerweise bin auch ich persönlich jemand, dem solche Inhalte sehr zusagen. Aber trotzdem funktioniert bei mir die Serie überhaupt nicht, und das aus mehreren Gründen.
Ich habe nur bis knapp zur Hälfte geschaut, weshalb ich das ganze Ausmaß der Geschichte nicht bewerten kann. Und vielleicht sagen jetzt einige „Aber das Beste wäre noch gekommen!“, aber wenn man bis dahin nicht mal kommt, dann hat das meiner Meinung nach auch einen gewissen Grund.

Was mich zuerst mächtig störte, und was ich auch gleich als meine Einleitung hergenommen habe, ist die offensichtliche Ähnlichkeit zu „Dororo“ von 2019. Ich bin ehrlich, ich war auch kein Fan von „Dororo“, aber diese Serie habe ich wenigstens mit Ach-und-Krach durchgeschaut.
Für mich war „Dororo“ im Endeffekt einfach abwechslungsreicher – denn ich habe „Fumetsu“ abgebrochen, nachdem ich nach Geschichte 2 gemerkt habe, dass sowohl Geschichte 1 über March als auch Geschichte 2 über Gugu dem gleichen emotionalen Schema folgen. Natürlich sind sie handlungstechnisch komplett unterschiedlich, ebenso hat man aufgrund von bloßer Sympathie zu den Charakteren einen ganz anderen Bezug, aber emotional betrachtet, v.a. am Ende der jeweiligen Geschichten, sind sowohl die erzählten Emotionen in der Geschichte als auch die ausgelösten Emotionen beim Zuschauer absolut gleich!
Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn eine Handlung zu Beginn storytechnisch repetitiv ist (ich meine, alle Krimis sind in gewisser Weise irgendwo identisch), aber ich habe entschieden etwas dagegen, wenn eine character-driven-Storyline, also eine Geschichte, die über die Emotionalität und Charakterentwicklung der Figuren funktioniert, in 2 aufeinander folgenden Geschichten den absolut selben Weg im Hinblick auf die zentrale Emotion geht. So dachte ich am Ende von Geschichte 1 rund um March mir noch „Ja, die Serie ist es, die Serie ist so viel besser als Dororo“, aber nach Geschichte 2 kam die pure Ernüchterung, weil einem das „emotionale Grundgerüst“ der Serie wie ein Zaun ins Gesicht geschlagen wird. Als hätte sich der Autor gesagt: „Funktioniert 1x, also funktioniert es auch 2x“ – oder da mangelte es an Kreativität!

Und da fand ich „Dororo“ deutlich besser. Es passiert einfach viel mehr. Es ist emotional deutlich unterschiedlicher, probiert deutlich mehr Themen aus, wechselt mehrfach den Genre-Schwerpunkt.
Denn wenn man mal bedenkt: 2 Geschichten, die emotional komplett gleich verlaufen, und wir sind schon in Folge 13! Von 20 wohl gemerkt!!
Gut, die Handlung von March war von den Schauplätzen her deutlich ausladender, weshalb die Länge durchaus ihre Berechtigung hat, aber bei Gugu ist das eine andere Sache. Ich bin ehrlich: dadurch dass der Anime immer Montagabends kam, also zu Beginn der Arbeitswoche, kam es dann doch mal vor, dass ich die eine oder andere Folge schlicht und einfach vergessen habe. Bei der Geschichte von Gugu muss ich sogar peinlicherweise gestehen, dass ich zwischendrin tatsächlich 3 Folgen verpasst habe – ich habe also im Endeffekt nur seine Einführungsfolge und die beiden Finalfolgen seiner Geschichte aktiv „ongoing“ angeschaut. Und wisst ihr was? Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ich hätte mit den 3 Folgen irgendetwas verpasst!!
Natürlich hatte ich die 3 Folgen nachgeholt, als ich mit Folge 11 wieder dabei war, aber im Nachhinein hätte ich mir das tatsächlich schenken können.
A) weil die Story genauso lief, wie ich sie mir zusammenreimen konnte und
B) weil sie sich inhaltlich so dermaßen im Kreis dreht.
Gugu kommt nicht aus dem Quark, faselt aber die ganze Zeit davon, wie sehr er alles ändern wird, und welche Rolle Rean in seiner Geschichte einnehmen wird, war im Moment ihres ersten Auftritts klar. Dennoch verschwendet „Fumetsu“ geschlagene 6 Folgen auf eine Geschichte, die man auch in der Hälfte der Zeit locker hätte erzählen können, und nachdem diese Story ein identisches Ende wie Geschichte 1 über March findet, war das der Punkt, wo mich die Handlung einfach verloren hat.

Aber mein tatsächlich größter Kritikpunkt, war ein anderer…


Zu den Charakteren
Das ist natürlich Geschmackssache, aber ich bin ein Typ, der mit Kindern als Protagonisten einer „Erwachsenenserie“ einfach nichts anfangen kann. Mir fehlt da schlicht und einfach der emotionale Bezug bzw. ich frage mich laufend, warum man die Figuren nicht ein paar Jahre älter hätte machen können.

Fushi treibt das Ganze noch auf die Spitze, denn er sieht zwar erwachsenen aus, ist aber mental auf dem Niveau eines Säuglings. Und es tut mir Leid, aber so ein Charakterdesign funktioniert einfach nicht!
Er wirkt deplatziert in seiner eigenen Handlung, weil er keinerlei Fähigkeiten hat, sich selbstständig in der Geschichte zu bewegen oder eine Position zu beziehen. Jetzt ist dies bei „Fumetsu“ sicherlich der Handlungsschwerpunkt, aus Fushi eine tatsächliche Person zu machen, und ich weiß, dass da sicherlich viele Zuschauer ihre Freude daran haben, aber für mich funktioniert es bei der Serie nicht.
„Ja, aber dann „Dororo“ anschauen! Hyakkimaru ist doch genau der gleiche Charaktertyp!“
Das denken sich sicher jetzt einige, und ja, Hyakkimaru ist wirklich haargenau der gleiche Grundcharakter, aber bei „Dororo“ funktioniert das Konzept. Warum? Weil es neben Hyakkimaru einen weiteren zentralen Protagonisten gibt – Dororo.
Durch Dororo bekommt die Serie einen stabilen Fixpunkt, mit dem sich auch Hyakkimaru über die komplette Serie hinweg identifizieren kann und somit eine charakterliche Grundposition in der Handlung bekommt. Fushi hingegen ist allein bzw. mit ständig wechselnden Fixpunkten (die dann als Solche keine mehr sind!) und die dann auch gar nicht mal das primäre Ziel haben, aus ihm eine tatsächliche Person zu machen, sondern eher mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind. So fliegt er damit über die Handlung mit ihren persönlichen Protagonisten hinweg und steht deswegen oft im Hintergrund, weil die Handlung nicht weiß, was sie mit ihm machen soll.
Dass er sich auch nicht wirklich artikulieren kann, tut dabei noch sein Übriges, wo auch Hyakkimaru den Vorteil hatte, dass der Großteil der Interaktion über Dororo läuft, die ihn dann einfach mitzieht.

Die sonstigen Figuren der beiden Geschichten, die ich tatsächlich von der Serie gesehen habe, fand ich durch die Bank weg hindurch gut gelungen. Ich fand es schön, dass sie die Hauptakteure ihrer eigenen Geschichten waren, doch für mich drehten sich viele zu sehr im Kreis oder kamen nicht aus dem Quark. Das hat meiner Meinung nach aber eher am Storytelling und nicht am Charakterdesign per se gelegen.


Fazit
„Fumetsu“ ist die eindeutig farbenfrohere Version von „Dororo“ und geht auch einen deutlichen Schritt weg vom semihistorischen Setting, würde mich aber jemand nach einer Empfehlung zwischen den beiden Serien fragen, würde ich eindeutig „Dororo“ nennen.

Thematisch hat „Fumetsu“ sicherlich seinen Reiz, auch der Hauptcharakter wirkt ebenso auf viele interessant, aber man muss damit als Autor auch umgehen können. „Fumetsu“ kann das nicht, weil es seine Hauptfigur Fushi einfach nicht in der Handlung platzieren kann, da dem Charakter einfach die Rahmenbedingungen fehlen. Und einen Auftritt mit „er ist halt da und guckt“ zu begründen, hat für mich nichts mit „Platzierung in der Handlung“ zu tun. Von der identischen, sich wiederholenden Emotion in einer character-driven-Story mal ganz zu schweigen…

Wen das Charakterprofil von Fushi reizt, dem empfehle ich eindeutig „Dororo“, und wer auf „episodische Fantasy-Drama-Geschichten mit episodischen Protagonisten, aber einem weißhaarigen Main Lead, der alle Geschichten irgendwie zusammenhält“ steht, dem sage ich nur eins: „Mushishi

PS: Das ist die Meinung einer Person, die die Serie abgebrochen hat! Gerne auch mal in andere Rezensionen schauen, die die Serie ganz gesehen haben^^
Post was last edited on 16.10.2021 03:27.
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Rezensionen – Pokémon: Der Film - Geheimnisse des Dschungels

Avatar: SabriSonne
Editor
#13
„Pokémon - Geheimnisse des Dschungels"
oder: „Pokémon" meets „Dschungelbuch" und „Avatar" - und kombiniert beides richtig gut!


Zur Handlung
Nach Jahren habe ich einfach spontan auf den Film geklickt. Mein letzter Pokémon-Film war „Arceus und das Juwel des Lebens“, den ich gelinde ausgedrückt beschi**en fand. Auch die neuen Staffeln mit den neuen Pokémon haben mich nicht mehr wirklich angesprochen, weshalb ich hier meine Pokémon-Karriere auf Eis gesetzt habe.

Als ich das Cover von „Pokémon – Geheimnisse des Dschungels“ gesehen habe, wusste ich gleich, dass dieser Film das besondere Extra haben würde. Denn schon das Bild allein versprüht eine Tiefgründigkeit und Emotionalität, die man bei anderen Filmen vergeblich sucht. Es wirkt nostalgisch, warm und erinnert an Familie.
Und genau das ist auch das Thema des Films: Familie

Es geht nicht um das typische Adventure, dass wir sonst aus Pokémon gewohnt sind, noch um irgendwelche legendären Pokémon oder magische Artefakte. Es geht um eine Familie aus Pokémon, die einfach nur ihre Heimat verteidigen wollen. Nicht mehr, und nicht weniger.

Wenn es um die Verteidigung von Pokémon geht, muss man natürlich nicht lange warten, bis Ash davon Wind bekommt, doch ich war überrascht, wie lange es dann doch tatsächlich gedauert hat, bis wir Ash auf die Leinwand bekommen. Stattdessen führt der Film seine Handlung über den neuen Hauptcharakter Koko ein, der ganz nach Dschungelbuch-Manie im Grunde die gleiche Geschichte bekommt wie Mogli. Klar, es wird nicht gesungen und aus den Wölfen des Dschungelbuchs wurden die Affen aus Pokémon, aber im Grunde kennt jeder die Geschichte und die mit ihr verbundenen Konflikte.
Dennoch funktioniert es in Pokémon wieder! Das Setting ist so sympathisch und familiär, dass es einem nur das Herz erwärmen kann, selbst wenn man Elemente schon 10 Meilen gegen den Wind vorhersehen kann.

Pokémon geht aber noch einen Schritt weiter und kombiniert das ganze noch mit Avatar. Ich weiß nicht, ob es euch auch so gehen wird, aber ich habe mich bei manchen Szenen, Bildern und Storyelementen so sehr an diesen Film erinnert gefühlt.
Hierrüber läuft dann der Großteil der Sci-Fi-Scientist Geschichte, die nicht weltbewegend war, aber als Bedrohung gut genug funktioniert, um die Handlung ins Rollen zu bringen. Und wenn man bedenkt, dass man hier immer noch einen Kinderfilm vor sich liegen hat, macht es die Sache sogar sehr gut.

Aber wie gesagt, das ist nicht das Kerngeschäft von Pokémon.
Auch dieser Film bleibt der Linie treu. Es geht um die Gemeinschaft, Freundschaft, Zusammenarbeit, Eintreten für seine Ideale, Grenzen überschreiten und im richtigen Moment auch Loslassen und Weitergehen können. Im Hinblick auf diese Aspekte ist der Film ganz groß, obwohl er viele Thematiken sehr offensichtlich anschneidet, beschreibt er sie klar und storytechnisch gut untermauert. Damit ergibt sich am Ende trotz vieler bekannter Storyelemente ein sehr schönes und v.a. zufrieden stellendes Gesamtbild.


Zu den Charakteren
Zu Ash und Pikachu brauche ich wahrscheinlich nichts mehr sagen – genauso „Kraft der Freundschaft“ wie zu den Anfängen in den 90ern! Was mich eher überrascht hat, dass die beiden vollkommen ohne irgendwelche Mitstreiter unterwegs sind, aber wahrscheinlich bin ich einfach schon zu lange aus Pokémon raus, um diese Änderung in der Erzähltechnik mitbekommen zu haben.
Ebenso wieder mit von der Partie ist Team Rocket, das weiterhin mit eindeutig zu viel Screentime nervt und noch genauso auf den Kopf gefallen ist wie eh und je, aber immer wieder für Lacher sorgt.

Aber entscheidender sind sowieso die Hauptakteure des Films, allen voran Koko.
Normalerweise würde ich einen Charakter wie ihn hassen! Hüpft herum wie ein Affe, ist absolut altruistisch und der typisch nicht-denkende Shounen-Charakter.

Aber ich mochte ihn!
Koko ist niedlich, und trotz seines Verständnisses, dass er ein Pokémon ist, überraschend menschlich in seinem Verhalten. Seine Reaktionen und Konflikte sind zwar vorhersehbar, aber vollkommen nachvollziehbar, sodass man sich schnell emotional an ihn binden kann. Und ihm zwar diesen befremdlichen affenähnlichen Charakter zu geben, ihn aber auch deutlich genug noch als „Mensch“ darzustellen, macht ihn deutlich weniger nervig als ich dachte.

Was da sicherlich viel beigetragen hat, ist die Tatsache, dass die Zarude sprechen können. Wären diese stinknormale Pokémon, hätte der Film nie im Leben funktioniert!
Erstens hätte Koko nie sprechen gelernt, was zu einem erheblichen Verlust an Menschlichkeit bei ihm geführt hätte, zweitens hätte man den Film nie so einleiten können.
Und gerade die Einleitung macht meiner Meinung nach den Film besonders: normalerweise starten wir mit Ash, der durch die Weltgeschichte schreitet, ein Problem vor die Füße geworfen bekommt und dieses dann zu lösen versucht.
Hier starten wir mit Koko, der zwar auch durch die Weltgeschichte schreitet, ein Problem vor die Füße geworfen bekommt und dieses dann zu lösen versucht – aber es ist eben nicht Ash! Wir starten mit dem tatsächlichen Hauptcharakter der Geschichte und bekommen dadurch eine vollkommen andere Art des Zugangs in die Geschichte, die sich maßgeblich auf Sympathie und Empathie auswirkt. Denn hätten wir wie immer mit Ash angefangen, dann wäre Koko einfach nur eine dieser abertausenden Figuren gewesen, die Ash auf seiner mittlerweile 25 Jahre andauernden Reise kennen gelernt hat. Und damit wäre dieser Film mit einer „hätte auch in jeder Staffel zu jeder Zeit passieren können“ – Stimmung im Nichts verschwunden.

So wird die Figur zum Hauptcharakter, deren Geschichte es auch ist: Koko.
Das ist nicht die Reise von Ash, das ist die Reise von Koko - es ist nicht wieder Ash, der sich vollkommen hirnrissig eine Geschichte zu eigen macht, die einfach nicht seine ist!
Und um meinen Anfang wieder aufzugreifen: man sieht es sogar am Cover. Ash und Pikachu sitzen am Rand, Koko und sein Affen-Ziehvater sind in der zentralen Mitte - und genau diese bildliche Vorlage setzt der Film perfekt um!


Fazit
Wirklich ein wunderschöner Pokémon-Film!

Das Pferd mal von der anderen Seite und nicht über Ash aufzuzäumen, bringt eine ganz neue Erfahrung im Hinblick auf Sympathie und Empathie mit sich und macht nicht Ash zur Hauptfigur, sondern gibt dem Ehre, dem Ehre gebührt. So übernimmt Koko das Ruder, macht Ash damit zum Nebencharakter und gibt dem ganzen Film damit eine nicht zu erwartende Nostalgie, Sympathie und Familiarität, die hier trotz bekannter Storyelemente gut zündet und das Zuschauererlebnis sehr langlebig machen wird.

Von mir beide Daumen hoch!

Post was last edited on 05.12.2021 14:42.
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Rezensionen – Kono Yo no Hate de Koi o Utau Shoujo Yu-no

Avatar: SabriSonne
Editor
#14
„YU-NO“ ist wieder einmal einer dieser Anime, die in der breiten Masse untergegangen sind – und das vollkommen unverdient! Denn „YU-NO“ traut sich an eines der am technisch schwersten Geschichtendesign überhaupt, und macht die Sache auch noch durchaus ordentlich!


Zur Handlung
Was ist das eines der am technisch schwersten Genre?!
Euch ist sicher bewusst, dass es Storylines gibt, die relativ „einfach“ und „simpel“ zu schreiben sind, bei anderen Geschichten fragt man sich, wie da ein normal denkender Mensch überhaupt drauf kommen konnte. Zur Randinformation, das technisch so ziemlich „einfachste“ Thema ist das klassische Ganbatte, gerade aus dem Bereich Sport, weil da die Handlung im Prinzip schon von vornherein da ist und man diese nur noch mit ein bisschen Drama, Romanze oder was auch immer aufpeppen muss.

An ein ganz anderes Kaliber an Handlung traut sich „YU-NO“, die sich nichts anderes als die Königsklasse ausgesucht haben: Zeitreise mit Paralleluniversen und allem, was dazu gehört. Und man muss es der Serie zu Gute halten – sie macht es insgesamt gut!
Doch was macht diese Art der Handlung zur Königsklasse? – es ist die Komplexität!
Handlungen mit Zeitreisen allein verlangen von den Autoren ein hohes Maß an Genauigkeit und Klarheit, denn wirklich keine Situation darf zufällig geschehen. Jedes noch so kleine Detail wird entscheidend, damit danach die Zeitreisesituationen auch Sinn machen KÖNNEN. Kombiniert man das ganze noch mit einer unendlichen Zahl an Paralleluniversen, sind zwar zum Einen die erzähltechnischen Möglichkeiten grenzenlos, zum Anderen steigt das Schwierigkeitsniveau aber auch ins Unermessliche. Da fehlerfrei durchzukommen, ist eigentlich unmöglich!

Zugeben: „YU-NO“ ist keine Serie, die extrem komplex ist und damit wahnsinnigen Wert auf „um die Ecke denken“ legt, aber das möchte die Serie nicht. Stattdessen geht „YU-NO“ den ganz klaren Weg einer „Hauptgeschichte“, die immer wieder durch kleine „Nebenkapitel“ von ihrem zentralen Weg abkommt und sich dann innerhalb dieser „Nebenkapitel“ in Zeitreisen, Zeitschleifen und Paralleluniversen stürzt.

Doch hier zeigt sich gleich ein Fehler, der zumindest mir das Verstehen an einigen Punkten immer wieder schwer gemacht hat: man bekommt kein Gefühl dafür, wann die „Hauptgeschichte“ verlassen und die „Nebenkapitel“ angefangen werden.

Hauptcharakter Takuya wird nach erfolgreichem Abschluss eines Kapitels immer wieder an den Anfangspunkt auf einen Berg in der Nacht zurück teleportiert, von dem aus er wieder in die Handlung startet. An sich ein gutes und v.a. wiederkehrendes System, um der Handlung etwas an Struktur zu geben, es bringt bloß alles nichts, wenn man als Zuschauer nicht abschätzen kann, welche Handlungspunkte für die Charaktere nun tatsächlich passiert sind und welche Teil des Kapitels waren, von dem aus sie nun zurückgesetzt werden. Sowohl Takuya als auch wir als Zuschauer erleben ja die ganze Handlung, bei anderen Figuren bin ich mir mehr als unsicher, was sie nun wissen und was nicht. Einige wissen so gut wie alles, die nächsten wissen gar nichts, die Serie geht aber überhaupt nicht darauf ein und lässt die Handlung mit Takuya einfach weiter laufen. Wir haben in den Abschnitten nach den Kapiteln so gut wie keine Wiederholungen, keinen Informationsaustausch, weshalb ich mir nicht vorstellen kann, dass die Freunde von Takuya überhaupt noch eine Ahnung haben, was hier eigentlich vorgeht. Und da diese ja als Mitstreiter fungieren sollen, macht es für mich das Nachvollziehen vieler Reaktionen schwer. Das ist natürlich verständlich, da ansonsten die Handlung eindeutig viel zu ausladend wird und man sich vor Storysträngen gar nicht mehr retten kann, dennoch hätte hier mehr Information für die Struktur sehr geholfen. Besonders auffällig wird dies bei Mio, die gerade zu Beginn extrem motiviert versucht, das Rätsel der seltsamen Steinformationen und Gewitter zu lösen, sobald ihr Kapitel jedoch abgeschlossen ist, scheint sich ihr Forschergeist wie in Luft aufgelöst zu haben. Weil sie das Rätsel zu ihrer Zufriedenheit lösen könnte? Weil wir nun in einer Parallelwelt sind, in der sie den Forscherwillen nie hatte? Weil sich die Zeitlinie verändert hat und das Problem in dieser Form gar nie zustande kam?

Wir erfahren es nicht!

Und hier tuen sich dann die Logiklücken auf, was wirklich schade ist! Wir wissen lediglich, dass sich nach jedem erfolgreichen Kapitel die reale Welt von Takuya leicht verändert, aber da wir in den nächsten Szenen keinen Vergleich bekommen, wie es vorher abgelaufen ist, können wir oft nicht sagen, was sich wann wie verändert hat. Klar, einzelne Figuren schon, gerade bei denen, die im Kapitel zentral waren, doch was das für den Gesamtverlauf mit allen Figuren bedeutet, ist leider zu oft nicht ersichtlich.
Ansonsten präsentiert sich der Handlungsaufbau als sehr logisch und gut strukturiert. Die einzelnen Kapitel bauen sehr logisch aufeinander auf, haben immer ein gutes Maß an Informationen für den Zuschauer, der ausreichend Erklärungen bekommt, aber nie so viel, dass man zielsichere Vorhersagen machen kann, sodass die Motivation leidet.

Die Nebenkapitel folgen dabei den weiblichen Nebencharakteren, was in einem solchen Format zu erwarten war. Nacheinander wird eine Dame nach der anderen verarztet, was zwar repetitiv wirkt, aber durch gute Ideen langfristig motiviert. Die Handlungen sind dabei unterschiedlich gestaltet und unterhalten mit gutem Mystery meist bis zum Schluss, gerade in der 1. Hälfte.
Besonders stark ist für mich gleich das erste Kapitel rund um Ayumi, wo ich förmlich vor dem Bildschirm geklebt bin. Die anderen Geschichten sind auch stark, aber die stärkste gleich zu Beginn zu nehmen, ist Fluch und Segen zugleich.

Nach der 1. Hälfte, die sich deutlich mehr auf Slice of Life mit ein ordentlichen Portion Psycho und Crime fokusiert, macht „YU-NO“ dann ab Folge 18 eine absolute Kehrwende und geht in Richtung Fantasy-Adventure weiter. Die Hinleitung zu dieser Geschichte funktioniert storytechnisch hervorragend, sodass die 2. Hälfte zwar deutlich anders, aber zu keinem Zeitpunkt losgelöst von der Handlung ist. Denn die 2. Hälfte macht nicht nur genretechnisch einen extremen Bruch, sondern auch von der Gesamtstimmung. Man findet sich im typischen Isekai-Setting wieder.
Mit Takuya als Ritter in einer Fantasywelt mit breitem Schwert, zahlreichen Monstern und allerlei magischen Helferlein
Vorbei ist die komplexe Handlung mit Paralleluniversen und Zeitreise, ab jetzt läuft die Handlung vollkommen gradlinig bis zum Ende sauber durch. Wenn andere Anime so solide abliefern würden, wie „YU-NO“ in der 2. Hälfte, dann wären sicher viele Anime auf einem anderen Niveau, nach der so starken und interessanten 1. Hälfte wirkt es bei „YU-NO“ jedoch beinahe seltsam. Trotz gelungener Hinführung wirkt die neue Geschichte viel zu fremdartig, sodass man meint, man schaue 2 grundverschiedene Titel. Und das hatte bei mir doch deutliche Auswirkung auf das Finale.
Durch diese 180°-Kehrtwende vergisst man nämlich viel zu schnell die 1. Hälfte der Serie. So gut wie kein bekannter Charakter taucht mehr auf, wenn dann in abgeänderter Form als eine andere Figur, sodass man schnell in das Fahrwasser des 1.000x gesehenen Fantasy-Adventure kommt. Und auch das Finale der Serie gibt es in vielen Titeln in eben dieser Form, sodass man es leider eher als "Finale des 10 Folgen Fantasy-Adventure" verbucht und nicht als "Finale der 26 Folgen Gesamthandlung".
Somit enttäuscht "YU-NO" im Gesamterlebnis des Großen Ganzen. Es war nicht schlecht, versteht mich nicht falsch, es war sogar inhaltlich relativ gut, aber durch den großen Bruch, sowohl genre- als auch stimmungstechnisch, kann man die Gesamthandlung als Zuschauer kaum noch als solche zusammenhalten.

Ein finales Problem hatte ich dann dennoch mit der Serie, und das betrifft sowohl den Protagonisten selbst sowie den Hauptantagonisten, deshalb schnell weiter…


Zu den Charakteren
Takuya ist der typische Hauptcharakter einer Visual Novel, den wir schon so oft gesehen haben. An ihm merkt man leider, dass die Vorlage doch noch ein Eroge war, sodass die Handlung immer wieder mit unnötigen perversen Situationen, Sprüchen oder Handlungen genervt wird. Ein Teil seines Gehirns scheint im Glied zu stecken, dass manchmal ganz offensichtlich das Denken für ihn zu übernehmen scheint, was für mich bei einer so guten Storygrundlage wirklich unnötig war.
Ansonsten funktioniert Takuya als tragende Figur eigentlich gut. Er ist sympathisch genug, dass wir ihm zuschauen wollen, doch leider ist er insgesamt als Figur zu passiv. Er hilft immer nur den anderen, aus reinster Nächstenliebe offensichtlich, hilft sich selbst und seiner eigenen Storyline jedoch überhaupt nicht. So wird seine Geschichte eher durch Zufall gelöst, weil sich in den Kapiteln immer wieder Hinweise auf seine Person verstecken, doch man verschenkt hier Potential, da Takuya nie auf die Idee kommt, diesen Hinweisen auch zu folgen.
Was für mich aber das größte Rätsel rund um Takuya bleibt ist, warum er bei seinen Zeitreisen und Parallelwelt-Besuchen eigentlich nie auf sich selbst trifft. In jeder Welt müsste es ihn doch genauso geben wie alle anderen Figuren, doch aus einem mir rätselhaften Grund scheint das bei Takuya nicht der Fall zu sein. Auch der Anime geht nicht auf dieses Phänomen ein, sodass man es schlussletztendlich einfach hinnimmt, doch auch hier mogelt sich der Logikfehler hinein.

Der Antagonist wird leider Opfer des großen Bruchs, obwohl dieser eigentlich clever gewählt ist. Doch leider fehlt nach seinem frühen Aufdecken als Antagonist bis zu den Auftritten am Schluss eindeutig die Screentime, sodass ich mich tatsächlich gefragt habe, OB der überhaupt noch Hauptgegner ist oder sich seine Figur durch das Rückstellen auch irgendwie in Luft aufgelöst hat.
So bleibt der Bösewicht einfach „nur“ böse, doch auch bei den anderen Figuren fehlt es insgesamt etwas an Tiefgang. Zu viele sind tatsächlich nur Standardkost, die meist nur dadurch positiv im Gedächtnis bleibt, weil die Handlung stark ist und diese nicht davor zurück schreckt, auch mal den einen oder anderen tatsächlich aus zu sortieren.


Fazit
Obwohl „YU-NO“ doch Fehler macht, nimmt es den Kampf in der Königsklasse auf – und liefert ab!

Mit 26 Folgen präsentiert die Serie in gutem Tempo eine zwar zu Beginn deutlich komplexere Handlung als in der 2. Hälfte, die sich jedoch überraschend sicher und zielsicher im schwierigen Handlungsthema bewegt.
Für mich stören im Gesamteindruck die auffälligen, aber wirklich schwer zu vermeidenden Logikfehler der Zeitreisen und Paralleluniversen, und auch der starke Bruch gerade ab Folge 18, der trotz guter Hinführung eine Zusammenfassung als Gesamtstory schwer macht. Im Finale auch keine zentralen Figuren der 1. Hälfte mitwirken zu lassen, löst die Isekai-Handlung nur noch weiter ab.

Dennoch braucht sich „YU-NO“ nicht im Schatten verstecken, sondern präsentiert sich insgesamt als sehr sehenswerte Serie, die man jedoch zwingend am Stück mit großer Aufmerksamkeit schauen sollte, da man ansonsten schnell raus sein könnte.
Post was last edited on 16.10.2021 03:42.
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Rezensionen – The World Ends with You: The Animation

Avatar: SabriSonne
Editor
#15
Ich liebe einfach diese Serien, an die man einfach so gar keine Erwartungen hat, die sich im Endeffekt aber als kleine Goldgrube entpuppen…!


Zur Handlung
„Subarashiki kono Sekai“ hatte ich am Anfang wirklich Null auf dem Schirm. Dass sich diese „blah blah blah: The Animation“ – Serien in den letzten Jahren nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben, ist sicherlich allgemein bekannt, dementsprechend war auch „Subarashiki“ nicht wirklich ins Auge gefallen. Als ich es plötzlich mit der 1. Folge entdeckt hatte, sprach mich das Cover an, ich klickte darauf…

Was dann kam, hat tatsächlich überraschend gut motiviert, um es bis zum Ende durchzuziehen!
Zuerst gefielen mir Optik und Synchro (Kouki Uchiyama als Neku). Der Stil von „Subarashiki“ ist anders, das fällt sofort auf. Der Zeichenstil hat etwas comic-haftes, was sich meiner Meinung nach stark von den typischen Anime abgrenzt, aber trotzdem noch dem typischen Animestil treu bleibt. Die Farben sind knallig, wirken aber aufgrund des in der Regel grauen Hintergrunds zu keiner Zeit überladen oder erschlagend, weshalb man die Serie wirklich gut gucken kann. Manchmal hat die Serie auch einen leichten CG-Charakter, aber selbst das sieht gut. Optisch war ich wirklich sehr zufrieden.

Was mich jedoch von Anfang an deutlich mehr überraschte, war der deutliche Schlag in Richtung Psycho und Thriller. Schaut man sich „Subarashiki“ nämlich im ersten Moment an, erwartet man ein hirnloses Handy-RPG, in dem einfach sinnlos gegen irgendwelche Monster gekämpft wird und am Ende kommt der Bosskampf. Und ja, „Subarashiki“ funktioniert im Grunde so, sodass man von den einzelnen „Missionen“ oder „Wochen“ nicht unbedingt die absolute Tiefgründigkeit erwarten darf, viel interessanter ist das Konstrukt drum herum! Allein die Frage, was es mit dem Spiel als Solches auf sich hat, mit all seinen Regeln und Eigenheiten, gibt immer wieder Motivation, tiefer in die Serie einzutauchen und weitere Schichten freizulegen.
Denn die Regeln des Spiels haben es in sich: jeder Spieler muss in der Realen Welt (Realground) gestorben sein, damit er überhaupt zum Teilnehmer wird. Gewinnt er dann seine Woche, steht es ihm frei, ob er wieder zum Leben erweckt werden möchte oder ob er zu einer höheren Existenz aufsteigen möchte, was in diesem Fall die Reaper des „Reaper’s Game“ sind. Auch Reaper können weiter aufsteigen.
Somit präsentiert sich das Spiel als tatsächlicher Kampf um Leben und Tod, was man in der Thematik eindeutig nicht vermutet hätte.

Aber das deutlich Spannendere ist doch:
Möchte er dann tatsächlich auch teilnehmen, muss er einen Preis dafür zahlen: die Sache, die ihm im Moment am wichtigsten ist.
Und sind wir doch mal ehrlich – das ist cool!
Die Serie beschäftigt sich also nicht nur den Todesursachen seiner Figuren, sondern auch mit deren Psyche und ihren wichtigsten Sachen. Dadurch wirken die Figuren insgesamt sehr dreidimensional, weil man in jeder Folge irgendwas Neues oder Überraschendes über sie erfährt. Wirklich jede zentrale Hauptfigur hat eine versteckte, teils sehr gegenteilige Seite an sich, die zwar in der Kombination nicht unbedingt neu ist (z.B. der typische „harte Schale, weicher Kern“ – Charakter), aber interessant genug ist, um Allen ein ordentliches Maß an nachvollziehbarer Motivation mit auf den Weg zu geben. Und das macht dann auch die Motivation zum Zuschauen aus. Man will, dass jeder Charakter in irgendeiner Form Erfolg hat, doch „Subarashiki“ macht schon in den ersten Folgen klar, dass es nicht diese Art von Serie wird, sondern seine Figuren sehr gerne von einem tiefen Loch ins nächst tiefere wirft. Stattdessen zeigt „Subarashiki“ einen tatsächlich verzweifelten Kampf seiner Hauptfiguren, den sie im Nachhinein gefühlt im Grunde nie gewinnen konnten. So knallt die Serie immer wieder am Ende seiner „Missionen“ mit riesengroßen Hämmern, in denen die Geschichte trotz Erfolg doch immer wieder in einer Tragödie zu enden scheint, aus der v.a. Hauptcharakter Neku nicht zu entfliehen scheinen kann. Somit im Hinblick auf das Thriller-Genre wirklich sehr stark.

Doch man merkt „Subarashiki“ natürlich seine Videospiel-Vorlage an.
Im Netz habe ich mehrfach die Kritik gelesen, dass der Anime die auch lockere und lustige Art der Vorlage nicht wirklich auffangen konnte und sich nur auf die Thriller-Elemente stützt. Ich habe das Spiel nicht gespielt und mich stört der Fokus auf den gut umgesetzten Thriller wenig, da der Spannungsbogen gut läuft, dennoch kann ich die Kritik nachvollziehen. Viele haben den Charakter des Videospiels nicht in diesem Ausmaß fühlen können.

Was man jedoch deutlich fühlt, ist das typische Chapter-Concept. Neku befindet sich insgesamt 3 Wochen im Spiel und braucht für jede „Woche“ einen Partner. So entstehen 3 einzelne Abschnitte, die zwar logisch gut aufeinander aufbauen, aber trotzdem sehr für sich wirken, sodass sich die Geschichte gefühlt in 3 getrennte Teile aufspaltet. Die einzelnen Missionen sind dann auch nicht wirklich spannend, weil es im Grunde nur darum geht, irgendwelche Boss-Kämpfe zu bestreiten, sodass hier die Serie eindeutig versagt. Die Kämpfe laufen zwar flüssig und passen sich gut in die Optik des Anime ein, wirken aber schon sehr Videospiel-mäßig und sind somit eindeutig Geschmackssache. Ich muss zugeben, dass ich gerade die Bosskämpfe gerne übersprungen habe.
Die meisten Informationen werden dann meist in die Phasen zwischen den „Missionen“ gelegt, sodass schnell der repetetive Aufbau sichtbar wird. Somit sind Spannungspunkte zu offensichtlich gesetzt bzw. nicht gesetzt, was zwar als Cliffhanger meist hervorragend funktioniert, die Motivation beim Zuschauen teilweise aber einer Folge von Euphorie bis Langeweile schwanken lässt.

Doch wie gesagt, ist das nicht das primäre Ziel von „Subarashiki“. Tragendes Element ist sicherlich Neku, der mit seinen verlorenen Erinnerungen so überhaupt keinen Plan hat, was eigentlich abgeht. An sich ist der Gedächtnisverlust eines der einfachsten Storyelemente, weil es von seiner bloßen Natur her schon genügend Mysterium erzeugt und als Grundmotivation deswegen oft zu billig wirkt, hier funktioniert es als Hauptelement jedoch sehr gut, weil wir mit Neku zusammen und Schritt für Schritt die Regeln des Spiels und alle Besonderheiten entdecken dürfen.
Und die haben es wirklich in sich! Allein die Tatsache, dass jeder Spieler seinen wertvollsten Besitz als Preis zahlen musste, macht das Spiel als Solches psychisch deutlich einnehmender als jemals gedacht. Manche Figuren überlegen sich die Teilnahme lieber zweimal, während andere Figuren erst lernen müssen, dass man es sich vorher besser zweimal hätte überlegen sollen. Der psychische Druck ist immens: soll ich sterben oder das mir Wichtigste dafür aufgeben, in der Hoffnung, dass ich wiedergeboren werde?
Und man wird in „Subarashiki“ schnell lernen müssen, dass hier vieles böse nach hinten losgehen kann...!


Zu den Charakteren
Wie gesagt versteckt sich hinter allen tragenden Figuren deutlich mehr, als man im ersten Moment erwartet und in jeder Figur lässt sich viel entdecken. Dennoch sind die Konstellationen Standard und auch die Charaktertypen sind in der Dynamik nicht besonders. Dennoch greifen Storyline und Charakterdynamik toll ineinander, beeinflussen sich gegenseitig und schieben sich somit nur zusammen als Einheit meist gut voran.

Neku funktioniert als „Hauptfigur ohne Erinnerungen“ gut, um ins Spiel einzuführen. Da er im Endeffekt eine entscheidende Rolle für das Spiel spielen wird, schon allein aufgrund der Tatsache, dass er der einzige Charakter ohne Erinnerungen ist, macht ihn das für die gesamte Handlung spannend. Mit jeder Frage, die er beantworten kann, tun sich gefühlt 10 neue auf, die auch insgesamt gut und zufrieden stellend beantwortet werden können. Nichts desto trotz ist er der typisch blasse Protagonist, dem es irgendwie an Charaktereigenschaften mangelt.

Die anderen Figuren wirken da schon deutlich plastischer. Da diese zwar auch dramatische Storylines mitbringen, diese aber nicht unbedingt das Mysterium um Neku voranbringen, müssen diese mehr durch Charaktereigenschaften und Interaktion als durch Story überzeugen. In beiden Bereichen kann man nicht unbedingt meckern, obwohl die Charaktertypen ziemlicher Standard sind. Ergänzt man jedoch Motivation und Hintergrundstory der jeweiligen Figur, entstehen insgesamt Figuren, die als Partner für Neku interessant genug sind, um auch hier gut die Story zu tragen. Es ist schlicht und einfach spannend hinter die ganzen Fassaden zu blicken und alle Puzzleteile zusammen zu setzten.

Wer der große Spielmacher ist, kam insgesamt zwar nicht unerwartet, gerade weil der Anime deutlich Hinweise gibt, aber insgesamt passt es gut. Nur bei der Motivation war ich enttäuscht – ich hatte deutlich mehr erwartet! Das Mysterium wirkt so ausladend, und dann war DAS nur die Grundmotivation für den ganzen Zirkus… da lässt sich bekanntlich darüber streiten.

Wer für mich jedoch eine einzige Enttäuschung war, waren die Reaper und Gegenspieler. Sie waren schlicht und einfach langweilig und funktionierten für mich nur schlecht als Antagonisten und Hindernisse. Sie wirkten im Vergleich zu den interessanten, mehrschichtigen Hauptfiguren schon langweilig und billig, weshalb ich gerne auf den einen oder anderen hätte verzichten können. Die Handlung rund um Neku gibt nämlich eindeutig genug her, um auch ohne diese Statisten mit Baumstamm-Charakter gut zu tragen. Da waren teilweise unsere Hauptfiguren manchmal deutlich antagonistischer, sollte man eine hinterfotzige oder egoistische Art bei dem einen oder anderen entdecken. Und bei solchen Hauptfiguren hätte es diese Holzpuppen-Antagonisten eindeutig nicht gebraucht, da sich die Hauptfiguren schon genug allein gegenseitig die Messer in den Rücken hauen.


Fazit
Ich war sehr überrascht, wie gut „Subarashiki kono Sekai“ tatsächlich war!

Das Mysterium rund um das Spiel und Neku tragen wirklich hervorragend und machen die Handlung bis zu Letzt interessant. Die finale Auflösung hat man gefühlt zwar schon überall gesehen und wirkte im Verhältnis zur düsteren Stimmung beinahe naiv und kindlich, dennoch geht die Handlung gut zu Ende.

Trotz Standardfiguren gibt es viel zu entdecken, und dass sie immer wieder von einer Tragödie in die nächste rennen, macht die Handlung überraschend düster und psychisch deutlich aufwühlender als erwartet.

Ein Anime, der wirklich positiv überrascht hat.

Post was last edited on 16.10.2021 03:28.
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Rezensionen – 86: Eighty Six

Avatar: SabriSonne
Editor
#16
„86“ war eine dieser Serien, die ich aus der Season wirklich anschauen wollte (normalerweise entscheide ich mich eher spontan^^), und was soll ich sagen…
Am besten könnte man es vielleicht so ausdrücken: das finale Fazit wird extrem unterschiedlich ausfallen, je nachdem, WANN man sie in seiner Animekarriere anschaut.


Zur Handlung
Was meine ich mit diesem Satz?
Ich habe mit „86“ so meine Probleme gehabt. Jede Woche habe ich neu bewertet; sollen es nun 3,5 oder doch nur 3 Sterne sein?! Und der Grund dafür ist relativ einfach.

„86“ macht nichts Neues – so gar nichts!
Wer wie ich schon seit Jahrzehnten Anime schaut, auf die 1.000 Serien zugeht und ein Fable für Mecha hat, der wird von der Plakativität der Thematik in „86“ beinahe wie mit einem Zaunpfahl erschlagen.
Die Handlung ist perse nicht schlecht, und v.a. in Sachen Emotionen kann die Serie gut punkten, doch es ist alles viel zu offensichtlich. Und das nicht mal in dem Sinne, dass die Storyline vorhersehbar wäre (was sie aber in gewisser Weise auch ist), sondern eher deswegen, dass man das Gefühl bekommt, alles passiert nur, um dir am Ende diese emotionale Sterbethematik immer wieder ins Gesicht zu schlagen.

Bei so vielen Szenen hatte ich das Gefühl, dass die wirklich nur dafür da sind, um eine spätere emotionale Szene gekünstelt noch emotionaler zu machen. Und das wirkte auf mich in einer grotesken Weise beinahe unsympathisch, weil ich somit nicht nur die Handlung vorhersehen, nein, sogar meine eigenen, kommenden Emotionen vorhersehen konnte. Und irgendwann war ich davon echt genervt!
„86“ versucht auf eine dermaßen plakative Art diese „Familie“ aus Soldaten aufzubauen, nur um sie dann immer wieder mit absolut erwarteten Schicksalsschlägen zu konfrontieren, dass es mir wirklich irgendwann zum Hals raus hing. Da fühlt man sich beinahe wie „Shingeki no Kyojin", das ebenfalls in vielen Folgen zahllose Figuren für den Zuschauer schmackhaft und sympathisch machen wollte, nur um sie dann noch in der gleichen Folge als Kanonfutter vor die Hunde (oder besser Titanen^^) zu werfen. Und es tut mir Leid, für mich funktioniert der emotionale Bezug so nicht!

Nichts desto trotz hat die Handlung eine tolle Gesamtthematik, auch wenn sie nicht neu ist. Rassismus, Rassentrennung und das Aufopfern der Kleinen für die Großen. Über die Charaktere und ihre persönlichen Erfahrungen mit allen Thematiken fand ich die Darstellung sämtlicher Aspekte sehr gelungen und facettenreich. Klar sind viele Figuren in ihren Standpunkten festgefahren, leider auch oft ZU festgefahren, aber dadurch bieten sich an vielen Punkten der Geschichte angenehme, interessante und aufschlussreiche Diskussionen.
Die Kämpfe waren optisch naja, dennoch wirken sie bombastisch und einschüchternd, was in der Thematik noch einmal zusätzlich positiv wirkt. Viele Kampfausgänge waren mir zwar zu plakativ und zu „das musste jetzt für diesen Charakter unbedingt sein“, nichts desto trotz reicht an einigen Stellen, v.a. bei den häufiger auftauchenden Personen, der Grad an Emotionalität vollkommen aus.

Besonders angenehm fand ich hier die Darstellung der Kämpfe für die beiden Seiten (Soldaten, Elite): für die Elite und die Offiziere wirkt es eher wie ein Videospiel, auf dem Icons durch die Gegend huschen und auch mal welche verschwinden, während draußen auf dem Schlachtfeld der tatsächliche Kampf um Leben und Tod stattfindet. Ein sehr schöner Kontrast, der noch einmal zusätzlich die unterschiedlichen Meinungen und Standpunkte darstellt und vertieft. Die Elite kennt die Kämpfe nicht anders, für sie sind die Soldaten „austauschbare Icons“ – kann man ihnen dann ihre Sicht auf die Dinge tatsächlich übel nehmen?
Die Geschichten unserer beiden Hauptfiguren Lena und Shin fand ich sehr unterschiedlich und damit für ein breites Publikum gut geeignet. Shins Geschichte war im Endeffekt für mich mehr heiße Luft als tatsächlich spannend und auch die Auflösung seines Charakters war für mich nicht wirklich interessant, weil sie zu erwarten war und auch genauso verlief wie es zu erwarten war. Ebenso verlief auch seine Charakterentwicklung. Einfach klassisch.
Wer mich tatsächlich immer wieder vom Abbrechen abgehalten hatte, war Lena. Ich hätte nicht erwartet, dass mir ihre Figur und die mit ihr verbundenen Emotionen und Storyelemente so gut gefallen würden. Sie ist für mich storytechnisch die so ziemlich wichtigste Stütze und vereint in ihrer Figur so ziemlich beide Welt perfekt. Das macht das Gesamterlebnis im Hinblick auf die Story wirklich gelungen.


zu den Charakteren
Wie bereits gesagt, enttäuschte für mich Shin etwas. Das ging für mich schon am Anfang los, weil sich die Serie nicht klar dafür entscheidet, ob sie aus Shin nun den „Lone Wolf“ oder den „kameradschaftlichen Anführer“ machen wollte. Für mich sind das zwei unterschiedliche Charaktertypen, weil der „Lone Wolf“ einfach keine kameradschaftlichen Eigenschaften hat und für sich arbeitet. Somit konnte ich Shin schon zu Beginn nicht richtig als Figur greifen. Seine Geschichte war okay, enttäuschte aber im Endeffekt, da „86“ einem dies als „Non-Plus-Ultra“ verkauft, was sie dann aber nicht ist. Man erwartet einfach deutlich mehr, vom Mysterium, vom Beweggrund, von der Emotion.

Die anderen Soldaten des Bezirks sind typische Standardfiguren in Standardkonstellationen und Standardsituationen. Wie gesagt, versucht der Anime auf krampfhafte und plakative Weise uns diese Figuren als Zuschauer auf „Teufel komm raus“ sympathisch zu machen, damit wir mehr mitfühlen, sollte ihnen etwas zustoßen. Bei mir hatte es nur leider genau den gegenteiligen Effekt, weil für mich dadurch zu offensichtlich wurde, DASS ihnen etwas zustoßen wird. Wie gesagt, da wird einem nicht nur der Zaunpfahl sondern gleich der ganze Zaun ins Gesicht geschlagen.
Ebenso konnte ich die allgemeine Aufopferungsbereitschaft dieser Figuren kaum nachvollziehen. Warum für eine Elite das eigene Leben auf’s Spiel setzen? Für das eigene Leben gerne, das ist auch für uns behütete Zuschauer nachvollziehbar, aber warum soll ich den Kampf ziehen, nur weil mir jemand am anderen Ende einer Funkverbindung das sagt?!

Charakterliche Rettung war für mich deswegen eindeutig Lena. Ihre Emotionen sind echt, v.a. als sie merkt, dass hinter ihren Icons auf dem Interface tatsächliche Menschen versteckt sind. Ihre „Revolution im System“ kam zwar zu erwarten, dadurch dass sie aber eine sehr plausible Charakterentwicklung vollzieht, passt es gut ins Gesamtkonzept und macht ihre Figur umso sympathischer.
Ebenso sympathisch fand ich, dass sie bis zu Letzt auf Granit gebissen hat. In vielen anderen Serien werden solche Figuren zum Helden einer Bewegung, die sich plötzlich verselbstständigt und beinahe eine idealisierte Form der Revolution vorlebt. In „86“ sehen wir aber, dass das nicht automatisch der Fall ist, was mir wirklich sehr gut gefallen hat.


Fazit
„86“ ist keine schlechte Serie aus dem Bereich Mecha.

Aber meiner Meinung nach hängt die finale Bewertung extrem davon ab, wie viele Animeserien man selbst schon gesehen hat: ist man der blutige Anfänger und neu im Genre, wird man sicherlich positiv überrascht sein, wie tiefgründig und emotional ein Anime (trotz Vorurteile als Kinderserien) tatsächlich sein kann. Schaut man aber schon seit Jahren, wird man sich vielleicht sagen: „Die Serie hätte so auch schon vor 10 Jahren kommen können“ – und kam vielleicht auch schon so.

Für mich hat sich die Serie v.a. durch ihre wirklich schön gestalteten und endlich mal tatsächlich emotionalen letzten 5 Minuten gerettet, die in mir endlich dieses positiv warme Gefühl von Nostalgie und Verlust ausgelöst haben, auf das ich so lange gewartet habe. Ansonsten sprach mich die Serie emotional null an!

Deswegen heute zwei Bilder, eines für die langjährigen Gucker, das andere für die, die sicherlich von der Tiefgründigkeit von Animes überrascht sein dürften.

Post was last edited on 16.10.2021 03:29.
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Rezensionen – B: The Beginning - Die Nachfolge

Avatar: SabriSonne
Editor
#17
„B: The Beginning – Next Succession“ – wäre nicht „B: The Beginning – Downfall“ oder „B: The Beginning of the End“ besser?! Vor allem hört die Serie wieder mit einem Cliffhanger auf…!
(Warnung: enthält teilweise Spoiler aus Staffel 1!)


Zur Handlung
Das Schlimme ist, von Handlung kann in der Fortsetzung eigentlich nicht mal die Rede sein! Sollte das eine Fortsetzung werden? Sollte das die Plotholes der 1. Staffel füllen? Oder sollte das eine gänzlich neue Storyline werden?
Vielleicht hätten sich die Macher vorher auf eine Version einigen sollen. Denn so hat man in der 2. Staffel eher das Gefühl, dass man nur an den Erfolg der 1. Staffel anknüpfen wollte, ohne aber genau zu wissen wie.

Schon die 1. Staffel war im Nachhinein für viele ein zweischneidiges Schwert gewesen: entweder man hasst sie oder man mag sie.
Ich persönlich fand die 1. Staffel von „B: The Beginning“ nicht schlecht, obwohl sich hier schon zeigte, dass die Macher nicht so genau wussten, wo sie inhaltlich und genretechnisch eigentlich hinwollten. Die Handlung schimpft sich nämlich als „Crime“, wobei nur der geringste Teil tatsächlich klassischer Krimi ist. Im Endeffekt präsentierte sich „B: The Beginning“ als Sammelsurium aus Crime, Fantasy, Super-Power und Sci-Fi, was an sich keine schlechte Kombination ist, in seiner alleinigen Fülle aber den Anime damals schon etwas erschlagen hat und es schwer gemacht hat, eine klare und erkennbare Linie zu halten. Die Serie wollte innovativ sein, verrannte sich aber mehrfach in den Standard eines jeden x-beliebigen Sci-Fi-Mystery und wurde damit für viele zu einer Enttäuschung. Dennoch bleibt das allgemeine Potential der Idee nicht verborgen und bringt damit auch gute bis sehr gute Storyelemente mit sich, die der 1. Staffel einen gewissen Suchtfaktor nicht mehr streitig machen können. Man wollte wissen, was passiert und wie das große Ganze aussieht. Im Endeffekt nicht so „groß“, wie man vielleicht erhofft hatte, aber dennoch zufrieden stellend.

Dann kam Staffel 2.
Nach der 1. Folge entschied ich mich erst einmal dazu, auf YouTube einige Zusammenfassungen anzusehen, weil die 1. Staffel ja nun doch schon einige Zeit zurück liegt und ich die genauen Zusammenhänge nicht mehr parat hatte. Dass man aus der 1. Staffel im Nachhinein nicht mal alle Zusammenhänge mitbringt, stimmte doch überraschend nachdenklich, weshalb ich gespannt war, was die 2. Staffel überhaupt vorhat.
Die 1. Staffel endete mit dem Cliffhanger, dass Kirisame, ein tot geglaubter Charakter und ehemaliger Beschützer von Kokuu, überraschenderweise noch am Leben ist. Eben dieser Kirisame wird nun tragender Charakter der 2. Staffel, ebenso seine Handlanger, die ebenfalls überlebt hatten. Mit diesen Charakteren sucht sich „B: The Beginning“ nur leider eine Storyline aus, die weder innovativ noch spannend ist. Eine tot geglaubte Figur wieder auf die Leinwand zu bringen, die dann auch noch selbst idealistischen Zukunftsvisionen hinterher rennt, schlägt in den Plot mit genau der gleichen Intensität ein wie ein Rachemotiv, das zwar logisch ist, aber nicht automatisch als Motivation spannend ist. Dementsprechend schnell ist man von der Grundstoryline der 2. Staffel gelangweilt und schaut mehr genervt als motiviert zu, wie Kokuu zu Beginn hin- und hergerissen ist, ob er zu seinem ehemaligen „Freund“ zurückkehren soll oder nicht. Auch die Konflikte wirken nicht wirklich spannend und sind mehr als vorhersehbar, weshalb ich mich schon fragte, warum die 2. Staffel sich eben dies als Main-Storyline aussuchte.

Und dann machte die 2. Staffel noch einen zweiten großen Fehler: sie lässt Keith als Hauptfigur fallen!
Keith wird am Anfang der Serie schnell in die Geschichte hinein gezogen, nachdem er absichtlich in eine Falle von Kirisame läuft und sich entführen lässt. Doch statt als Plotdivice für die anderen Charaktere zu fungieren und der Handlung einen wertvollen Beitrag über seine dramatische und spannende Rettung zu liefern, sitzt Keith die Sache im wahrsten Sinne des Wortes nur aus. Nach Unterhaltungen mit mehreren wichtigen Figuren, bleibt Keith im Endeffekt nur „das Mittel zum Zweck“, um überhaupt die Unterhaltungen als Solche geschehen zu lassen. Und wer jetzt hofft, hier mit spannenden und relevanten Informationen versorgt zu werden, der irrt gewaltig.
Somit verliert die 2. Staffel nicht nur ihren Hauptcharakter, sondern versucht ihn dann auch noch mit unfähigen, teilweise sogar sinnfreien Figuren zu ersetzen. Und das sieht dann tatsächlich wirklich jeder, selbst wenn man von Storytelling so gar keine Ahnung hat.

Die Handlung insgesamt aber als schlecht zu bezeichnen, wäre ihr gegenüber aber dennoch ungerechtfertigt. Sie schließt zum einen gut, aber zu vorhersehbar, an die 1. Staffel an und bringt mit Kirisame genau den Charakter in den Vordergrund, den man dort als Zuschauer auch haben wollte. Kokuu bekommt mehr Tiefgang, doch auch dieser Konflikt ist schon zu verbraucht. Die Animationen sind wieder auf dem gewohnt hohen Niveau und die Kämpfe sehen sehr gut aus. Da die meisten Kämpfe sowie die Charaktere aber im Grunde sinnlos sind und ihnen der storytechnische Unterbau fehlt, wirkt einfach Vieles zu beliebig und die Konflikte, wenn man sie denn so nennen kann, verpuffen beinahe in der Luft.


Zu den Charakteren
Wirkliche Charakterentwicklung oder Perlen darf man hier nicht erwarten. Man könnte jetzt damit argumentieren „Ja, sind auch nur 6 Folgen…“, es gibt aber genug Beispiele, die aus weniger Zeit schon mehr herausgeholt haben.

Über Keith kann ich leider nichts schreiben, weil er mehr Schatten seiner Selbst ist und keinerlei Funktion in der Handlung hat. Er ist nur dafür da, um Erklärungsunterhaltungen in die Serie zu bringen, die sonst nicht da gewesen wären, und versuchen, die Plotholes der 1. Staffel zu füllen. Ebenso wenig überzeugen die Figuren der RIS, die mental genauso weit sind wie in Staffel 1 und sich auch nicht weiter entwickeln. Besonders nervig fand ich hier Lily, die mittlerweile nur noch auf den Kopf gefallen zu sein scheint. Auch Yuna ist überflüssig wie ein Tropf!

Für mich rettet tatsächlich Kokuu mit seinem Konflikt mit Kirisame die Handlung und auch die Charaktere. Seine Handlung ist das Einzige, was der 2. Staffel überhaupt ihre Daseinsberechtigung gibt, denn Kirisame funktioniert als „Gegenspieler“ mit seiner Motivation überhaupt nicht. Noch schlimmer sind fasst nur die Mitläufer, die so ziemlich gar keinen Grund für irgendetwas zu haben scheinen, sich vollkommen sinnlos verhalten und dadurch wie austauschbarer Standard wirkt.
Auch die anderen bleiben nicht im Gedächtnis, es mangelt an Motivation oder Sinn, sodass sich der Anime wirklich viel Müll und v.a. Zeit hätte sparen können, wenn man sich wirklich nur auf die wichtigen Figuren konzentriert hätte. Ich fand zwar Kirisame und seine Interaktion mit gewissen anderen Figuren gerade am Ende zwar noch einmal spannend, im Endeffekt rettet das die Serie aber auch nicht mehr.


Fazit
Eigentlich müsste ich die Serie schlechter bewerten – aber ich kann irgendwie nicht!
1. Grund: die 1. Staffel hatte irgendetwas an sich, was ich mochte, und ich bringe es nicht über’s Herz, die 2. Staffel dann so dermaßen schlecht zu bewerten, weil ich immer noch an das Potential glauben möchte.
2. Grund: ich müsste meine ganze Liste auf aS überarbeiten, weil dann im Verhältnis gesehen alle anderen „schlechten Serien“ noch schlechter wären – und darauf hab ich einfach keinen Bock!

Insgesamt weiß ich nicht, was „B: The Beginning“ mit seiner 2. Staffel eigentlich wollte. Zu viele Figuren, die keiner wirklich gebraucht hat, man verliert am Anfang auch gleich noch seine Hauptfigur und Kokuu allein kann mit seiner Story im Endeffekt leider auch nicht alles ausgleichen.
Wer die 1. Staffel gesehen hat, kann sich die 2. Staffel zur Vollständigkeit gerne antun, wirklich sehenswert ist sie aber nicht. Man hat eher das Gefühl, dass sich die 2. Staffel mit ihrer „Handlung“ eher tarnt, um im Grunde lieber die Plotholes zu füllen, die in der 1. Staffel übrig geblieben sind – und selbst das macht die 2. Staffel nicht mal gut!

Post was last edited on 16.10.2021 03:30.
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Rezensionen – BNA

Avatar: SabriSonne
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#18
Die Tiere sind los! Und als Hauptfiguren funktionieren sie überraschend gut!


Zur Handlung
Wenn man ehrlich ist, dann ist die Hauptstory gar nicht so außergewöhnlich oder überragend. Ein paar verrückte Wissenschaftler, ein paar Experimente und eine übernatürliche, unsterbliche Macht, die jeder für sich gewinnen will.
Da denkt sich der regelmäßige Anime-Fan natürlich gleich „Wow, hab ich ja noch NIE irgendwo anders gesehen…!“, und wenn man tatsächlich nur die Idee als solche bewerten müsste, dann ist das tatsächlich der Standard vom Standard.

Gott sei Dank traut sich „BNA“ jedoch mit seinem Setting in unbekannte Gefilde vor und erschafft trotz mittelprächtiger Storyline eine Geschichte, die sich tatsächlich als „Besonders“ schimpfen lassen darf.
Alle relevanten Figuren zu Gestaltenwandlern zu machen, ist dabei nur der Anfang. Schnell werden auch die Themen Rassismus und Weltentrennung eingeführt, die die Handlung gewinnbringend ergänzen, ohne zu aufdringlich oder dominant zu sein. Die Geschichte bleibt im Kern nämlich bis zum Schluss die Mischung aus Sci-Fi und Fantasy, und möchte nicht vorrangig Gesellschaftskritik üben. Die Thematik aber gekonnt einfließen zu lassen, gibt der Handlung trotz dem unrealistischen Fantasy-Element Nachvollziehbarkeit, Realismus und eine gewisse Realität, die sich auch mit unserer Welt deckt. Somit ist der Zugang leicht.

Was den Zugang zusätzlich erleichtert ist der Einstieg über Michirus Geschichte. Diese ist zwar auch wieder der Standard vom Standard, aber aufgrund der Sympathie, die wir Michiru gegenüber empfinden, sind wir schnell emotional bei der Sache. Außerdem sorgt die Tatsache, dass sich Michiru nicht einfach „normal“ in einen Tiermenschen verwandelt, sondern sie sich aus irgendeinem unbekannten Grund im Vergleich zu allen anderen nicht mehr zurück verwandeln kann, gleich zu einem spannenden Mysterium. Sofort haben wir eine sinnvolle Story vor uns, die gut einleitet, hervorragend ins Setting passt und genügend Motivation erzeugt, dass wir uns mit dem Rätsel beschäftigen wollen. Die Auflösung selbst war auch wieder nur der Standard vom Standard, v.a. wenn man diese Art des Sci-Fi-Mystery schon kennt, dennoch ist sie zufrieden stellend.

Die zweite Main-Storyline beschäftigt sich mit einem mysteriösen, unsterblichen Wesen, dass wir in der zweiten Hälfte der Geschichte kennen lernen. Auch diese Idee ist wieder Standard vom Standard, doch kam sie unerwartet, weil bis dato der Anime trotz Fantasy-Genre eine sehr realistische Aufmachung hatte. Durch die Einführung wird der Anime jedoch überraschenderweise nicht weniger realistisch, sondern erweitert die Welt tatsächlich nur noch einmal. Es gibt Tiermenschen, warum nicht auch ein Unsterbliches und Übernatürliches?! Die Idee ist so fern ab der Realität, dennoch passt es hervorragend in den Gesamtzusammenhang, dass es der Serie neuen Pepp gibt und das reine Sci-Fi-Mystery von Michiru gekonnt erweitert. Im Endeffekt hätte Michirus Geschichte nämlich nicht bis zum Ende motivierend tragen können. Eine Geschichte einzuführen, die nicht nur interessant ist, sondern im Nachhinein auch inhaltlich gut zu der von Michiru passt, erweitert die Serie gut, löst in einem Rutsch gleich beide Mysterien auf und rundet die Serie final gut ab.
Die beiden Hauptfiguren Michiru und Nazuna beinahe schon als Spiegel zu benutzen, gibt der Handlung zusätzlichen Pepp. Über diese beiden Figuren wird eindrucksvoll gezeigt, wie eine unterschiedliche Umgebung und Umwelt eine ähnliche Ausgangssituation unterschiedlich beeinfluss kann. Außerdem entsteht über diese beiden Figuren das Verbindungsstück der beiden aufkommenden Storylines, sodass am Ende der Serie ein sehr runder Gesamteindruck übrig bleibt. Die Story wirkt im Endeffekt zwar gradlinig, aber kompakt und lässt wenige Storylines in der Luft hängen, sodass man am Ende mit dem Gesamterlebnis „BNA" sehr zufrieden ist.

Der Animationsstil ist zwar einfach, aber zu jeder zeit flüssig und ansehnlich. Die Kämpfe und Verwandlungen sind schön, ebenso fand ich die Darstellung der Figuren sehr gelungen. „BNA“ bekommt es gut hin, die Tiermenschen in ihrer menschlichen Form zwar unterschiedlich zu gestalten, ihnen aber dennoch ausreichend Merkmale zu geben, dass man menschliche und tierische Form in einen Zusammenhang bringen kann und die Figuren in beiden Formen auch wieder erkennt. Im Endeffekt hat man nämlich jeden Charakter optisch gesehen doppelt vorliegen, sodass man auch schnell mit der Fülle an Figuren erschlagen hätte werden können, „BNA“ liefert in diesem Bereich jedoch sehr gut ab.


Zu den Charakteren
Trotz der Tiermenschen schafft es „BNA“ ebenso, sympathische Charaktere auf die Leinwand zu zaubern. Und hier spielt die Serie ganz klar ihre Stärke aus!

Den Hauptteil der Serie verfolgen wir Michiru und Shirou, die sich schnell von einer Zweckgemeinschaft zu einem guten Team zusammentun. Hierbei fand ich es angenehm, dass Michiru als „Neuling“ in AnimaCity nicht wie eine Klette an Shirou klebt und sich von ihm mitschleifen und ständig retten lässt, sondern auch selbst auf Erkundungstour geht, selbst andere Tiermenschen kennen lernt und selbst die Welt erforscht. Serien, die wie „BNA“ eine Fantasy-Welt einführen, machen oft den Fehler, dass sie eine Leitfigur präsentieren, die sowohl dem Neuling als auch dem Zuschauer in den ersten Folgen schnell die Regeln dieser Welt beibringen oder gar auf dem Silbertablett servieren. Mit der aktiven Michiru bekommt der Zuschauer nun jedoch eine Figur an die Hand, mit der wir zusammen die neue Welt und ihre Regeln und Normen erkunden können. Das macht das Gesamterlebnis weniger rational und macht schnell Lust auf mehr. Ebenso angenehm fand ich in diesem Zusammenhang, dass uns die beiden Hauptfiguren nicht automatisch als Team präsentiert werden. Beide Hauptfiguren gehen getrennte Wege, jeder hat seine eigene Motivation und seinen eigenen Weg, den er gehen möchte und der nicht unbedingt die Anwesenheit des jeweils anderen benötigt. Somit entstehen 2 Storylines nebeneinander, die im Endeffekt auf das gleiche hinauslaufen, sich aber nicht gekünstelt übermäßig voneinander abhängig sind, um die Handlung voran zu bringen und die Charaktere immer wieder zusammen zu führen.
Michiru funktioniert dabei in ihrer Funktion perfekt! Sie ist extrovertiert ohne dabei nervig zu sein; sie ist eine typische Heldenfigur mit vielen heroischen Charaktereigenschaften, dennoch ist ihr Charakter dreidimensional und vielschichtig. Sie wird immer wieder von Zweifeln heimgesucht, ist überfordert, kennt sich nicht aus – und zeigt damit Schwäche! Somit entsteht schnell ein guter Mix, der die Figur sympathisch macht und der wir gerne folgen wollen.

Mit der Sympathie ist es bei Shirou da schon eher so eine Sache, weil er als Wolf-Tiermensch natürlich das Konzept des „Lone Wolf“ verkörpert. Das Ganze macht er dann auch noch auf eine solch stellenweise asoziale Weise, dass er im ersten Moment zwar cool, aber nicht unbedingt der Sympathiebolzen ist. Aber auch hier ändert sich das im Verlauf der Handlung, da man auch ihn deutlich besser kennen lernt. Seine Beweggründe entpuppen sich zwar am Ende auch wieder als der Standard vom Standard, dennoch passen sie zu seiner Geschichte und erklären damit auch seine Charaktereigenschaften sinnvoll. Insgesamt ist damit zwar die Charakterentwicklung überschaubar, aber zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar und logisch.

Überhaupt sind die meisten Charaktere sehr sinnvoll und nachvollziehbar gestaltet. Viele sind zwar tatsächlich wieder nur der Standard vom Standard, dennoch machen alle in der Handlung Sinn und leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesamtstory. Die böse Organisation empfand ich in ihrer Grundmotivation als im Nachhinein eindeutig zu vorhersehbar und langweilig, als Gegner macht sie aber ihre Sache gut und bringt die Geschichte damit insgesamt schnell und gut voran.


Fazit
"Der Standard vom Standard" – wie oft habt ihr das hier gelesen?!

Im Endeffekt ist „BNA“ tatsächlich auch nicht mehr. Wer schon länger im Animebereich unterwegs ist, der wird von der Handlung als solche nicht unbedingt beeindruckt werden, weil sie in zu vielen Punkten Standard und damit leider auch nicht innovativ ist. Dennoch überzeugt „BNA“ final doch durch sein Setting, die sympathischen Figuren, das gute Tempo und durch die gekonnte Vernetzung der beiden grundsoliden Main-Storylines, die dadurch wenig Angriffsfläche für Fehler bieten.

Im Herzen bleibt „BNA“ zwar der Standard vom Standard, dennoch hebt es sich auch als Ausnahme unter dem Standard ab, und wird damit zu einem Anime, der bei jedem auf die „must-have-seen“-Liste gehört!

Post was last edited on 16.10.2021 03:31.
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Rezensionen – SK8 the Infinity

Avatar: SabriSonne
Editor
#19
Nach einer gefühlten Ewigkeit wagt sich nach „Air Gear“ tatsächlich mal wieder jemand an das Genre „Skate“ heran, und ist dabei überraschend weniger kitschig und typisch „Ganbatte“ als erwartet…!


Zur Handlung
Bei „Sk8“ ist tatsächlich der Name Programm – es geht um Skateboard Fahren. Ich, die normalerweise einen großen Bogen um Sport-Anime aufgrund des mehr als vorhersehbaren Storytellings macht, bei dem einfach keine wirkliche Spannung aufkommen will, war am Anfang auch wenig angetan, doch die Idee mit Skateboards ist im Animebereich praktisch nicht vorhanden und hebt damit die Serie als Solche schon von sämtlichen anderen Sport-Anime ab. Und wenn ich tatsächlich nur das Skateboard Fahren als solches bewerten müsste, bin ich sehr positiv von der Animation und von der Darstellung der Technik beeindruckt. Die Boards sind zu jeder Zeit voll animiert und verschwinden nicht hinter irgendeinem „Wisch“, wenn sich das Boards während eines Tricks schneller bewegt. Ganz im Gegenteil, die Tricks werden ausführlich animiert, ebenso die Personen, die diese Tricks durchführen. Hier sieht man die große Liebe zum Detail!
Insgesamt gefällt der Animationsstil sehr gut. Dieser ist zwar sehr bunt, wirkt aber zu keiner Zeit überladen und damit unangenehm – Daumen hoch!

Überhaupt steckt in der Serie eine große Liebe zum Detail, sodass ich mich schnell an meine eigene Jugend auf dem Board zurück erinnert gefühlt habe. „Sk8“ vermittelt dabei zwar das typische Gefühl von „unsere Sportart ist die beste der Welt“, aber auf ganz sympathische Art und Weise, welches das Gefühl von Freiheit und Leidenschaft ungefiltert überträgt. Kombiniert mit extrem sympathischen Hauptcharakteren macht das das Einfinden ins Genre leicht und motiviert bis zum Ende.

Dennoch verrennt sich „Sk8“ gerade gegen Ende immer mehr in eine Mischung aus „Ganbatte“ und „Fighting Shounen“, was dann leider in der Finalfolge gipfelt.
Dass die Rennen deutlich spektakulärer als in der Realität dargestellt werden, stört wenig und war im Grunde auch zu erwarten, aber am Ende wirkt das ganze mehr wie der typische Shounen-Kampf bei „Naruto“, in dem sämtliche Regeln der Physik außer Acht gelassen werden. Das steht in einem sehr unschönen Kontrast zur sonstigen Stimmung der Serie, die ich gerade zu Beginn sehr schätzen gelernt habe. Wie oft haben sich unsere beiden Hauptcharaktere auf die Nase gelegt, wie oft waren ihre Gesichter von Oben bis Unten mit Pflastern zugekleistert – und am Ende? Da bremst Ranga einfach mal bei voller Fahrt mit seiner nackten Hand auf dem Asphalt! Jedem normalen Menschen hätte es da im wahrsten Sinne des Wortes die Hand abgerissen – „Sk8“ schießt über das Ziel hinaus! Ich fand die Serie nicht wegen dem spektakulären Skaten sehenswert, sondern aufgrund des realistischen Gefühls, das einen in die eigene Jugend zurück versetzt!
Ebenso unrealistisch empfand ich die Reaktion der Skaterwelt auf Ranga, der mit einem frisierten Board fährt. Dem hätte ich was erzählt! Alle Statisten fahren mit normalen Boards, nur unsere Hauptfiguren haben teilweise Technik eingebaut, die beinahe an Betrug grenzen würde! Somit empfand ich den Hype um die Charaktere in der Szene als äußerst unpassend und stellenweise sogar ungerechtfertigt. Dies hinterließ einen negativen Beigeschmack. Ebenso wird hier das Thema „illegales Straßenrennen" als sehr erstrebenswert dargestellt. Sogar die Polizei taucht das eine oder andere Mal auf, sodass unsere Hauptfiguren im wahrsten Sinne des Wortes flüchten müssen - gefährlich!

Die Dramen der Serie sind zwar auch zu erwarten, sind aber erzähltechnisch spannend umgesetzt. So haben wir im zentralen Kerndrama das Prinzip des Spiegelbilds im Hintergrund, da sich dieses bei zwei anderen Figuren in genau der gleichen Art und Weise einige Jahre zuvor abgespielt hatte. Das Endergebnis dieses Dramas war jedoch das der negativen Art, weshalb unser Hauptcharakter Reki damit einer tatsächlich existierenden und extrem realistischen Folge seines Verhaltens gegenüber steht und nun aktiv entscheiden kann, ob er einen anderen Weg wählen möchte. Dieser tatsächliche Vergleich, wie es auch laufen könnte, gibt der Handlung eine angenehme Tiefe und hält die Geschichte im Kopf.

Überhaupt überzeugt Hauptcharakter Reki auf ganzer Linie – und das nicht aufgrund seiner charakterlichen Eigenschaften, sondern wegen seiner Rolle in der Serie.
Reki wird zu Beginn als der klare Hauptcharakter eingeführt, der mit Ranga einen typischen zweiten Hauptcharakter zur Seite gestellt bekommt. Jeder andere Sportanime hätte diese Lehrmeister-Schüler-Thematik nun bis zum Abwinken ausgenutzt und am Ende das absolute Traumduo auf die Leinwand gezaubert, doch „Sk8“ macht etwas Neues: Ranga übernimmt als Wunderkind das Ruder des Protagonisten und schießt Reki damit im Grunde aus seiner eigenen Serie!
Und das macht das Kerndrama deutlich intensiver als es eigentlich ist! Rekis Sinnkrise wird im wahrsten Sinne des Wortes noch dadurch unterstrichen, dass er stellenweise so gut wie keine Screentime hat und sich alles nur um Ranga zu drehen scheint. Man nimmt ihm tatsächlich die Rolle des Protagonisten und lässt ihn im Regen stehen, ohne ihm eine neue Rolle zu zuweisen. Somit greifen Kerndrama und Erzähltechnik so was von perfekt ineinander, wodurch ein im ersten Moment durchaus zu erwartendes Drama ein extrem überraschend emotionales Erlebnis wird, von dem fast nicht die Augen lassen kann.

Die anderen Geschichten fallen da natürlich im Vergleich deutlich ab. Sie sind zwar schön und sorgen auch dafür, dass die Charaktere untereinander gut vernetzt werden, doch sie sind mittelprächtiger Standard, denen das Besondere fehlt. Und da der Konflikt rund um Reki und Ranga dieses Besondere tatsächlich hat, wirkt es beinahe so, als würden die anderen Dramen abgehängt werden.


Zu den Charakteren
Reki und Ranga als Hauptfiguren funktionieren, wie bereits geschrieben, hervorragend. Die Rolle das Protagonisten relativ schnell von Reki an Ranga weiterzugeben, unterstreicht nicht nur ihren Konflikt, sondern macht die Dynamik interessant und hebt sie von vergleichbaren Titeln ab.
Ranga ist jedoch im Vergleich zu Reki beinahe langweilig, was ich so zu Beginn nicht erwartet habe. Reki ist eigentlich der typische Shounen-Hauptcharakter, der sonst immer mit dem Kopf durch die Wand rast, aber hier überzeugt das Konzept auf voller Linie. Reki ist zwar wie vergleichbare Rollen alles andere als perfekt, doch während sich andere Shounen-Hauptcharaktere mit Glück, lautem Schreien oder der Kraft der Freundschaft zum Perfektionismus katapultieren, reagiert Reki auf das Scheitern wie ein ganz normaler Mensch. So fühlt man sich ihm schnell nahe und man leidet förmlich mit ihm mit, was der Serie eine ganz andere Art von Realismus gibt.

Der Nebencast ist leider nur besserer Standard, der kaum im Gedächtnis bleiben wird. Tausend mal gesehen, kann man dazu nur sagen. Ebenso bekannt sind die Charakterkonstellationen, -eigenschaften und Konflikte zwischen ihnen, sodass die Nebencharaktere schnell im allgemeinen Wust untergehen werden.

Wer jedoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird ist Antagonist ADAM.
Er hat diese extrem passionierte Art an sich, die schon leicht an einen Psychopathen erinnert und es einem nur eiskalt den Rücken hinunterlaufen lässt. Seine Geschichte und seine spätere Erlösung in seiner Rolle sind zwar ebenfalls nicht unerwartet, doch allein seine Figur als solche ist extrem einzigartig und spannend. Er ist der Typ Charakter, den man nicht einschätzen kann, dem man aber gleichzeitig auch alles zutrauen würde. Eine sehr explosive Mischung, die all seine Auftritte interessant macht und einen immer wieder in seinen Bann zurückzieht.


Fazit
„Sk8“ ist eine Serie, die ein unverbrauchtes Genre aufgreift und sich dabei als Solche schon von anderen Sport-Anime abgrenzt, die sich jedoch zu häufig in den Unrealismus eines Shounen verrennt. Im Endeffekt hatte ich dadurch das Gefühl, die Serie verliert den eigentlichen Kern seiner Erzählung, nämlich das hervorragend ausgearbeitete Kerndrama rund um Reki und Ranga, aus den Augen.

Das Kerndrama mit cleverer Erzähltechnik zu kombinieren, hebt die Geschichte gut von anderen Serien ab und wird emotional im Gedächtnis bleiben. Im Endeffekt hätte es hierfür jedoch nicht alle Charaktere der Serie gebraucht, was einen negativen Beigeschmack hinterlässt.

Ingesamt kann „Sk8“ für seine Laufzeit jedoch gut überzeugen und ist damit ein Anime, der selbst Sport-Anime-Hassern wie mir sehr gut gefallen wird.

Post was last edited on 16.10.2021 03:32.
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Rezensionen – King’s Raid: Successors of the Will

Avatar: SabriSonne
Editor
#20
„King’s Raid“ war wieder diese Art von Serie, die man einfach angefangen hat, weil aktuell nichts Besseres lief. Als Anime-Version eines Handy-Spiels erwartet man auch nicht dementsprechend viel, doch es soll anders kommen: zum einen bedient „King’s Raid“ das typische „The Animation“-Klischee, zum anderen gibt es Punkte, die überraschend gut sind!
Aber das macht das Bewerten schwer…!


Zur Handlung
„King’s Raid“ ist wie der erste Blick vermuten lässt ein klassischer Titel des Epic Fantasy, also dem klassischen Kampf „Gut gegen Böse“, getarnt als Fantasy-Adventure mit den typischen Helden. Ich bin dem Genre allgemein nicht abgeneigt und muss sagen, dass „King’s Raid“ dem Genre auf angenehme Art sehr gerecht wird. Die Kämpfe sind vollkommen in Ordnung, ebenso die Reise durch die Fantasy-Welt genauso wie die grundsätzlichen Story-Ideen. Zwar typische Ideen, aber gut umgesetzt.

Was die Serie jedoch nicht gut umsetzt ist der Aufbau der Geschichte. Viele Folgen sind nach dem typisch episodenhaften Stil gestaltet, in dem unsere Helden neue Bekanntschaften machen, diesen dann bei ihren persönlichen Problemen helfen, nur um danach weiter ihres Weges zu ziehen. Das wundert in diesem Genre natürlich nicht. Die Serie schafft es zwar, in vielen Fällen viele Charaktere wieder aufkommen zu lassen, aber insgesamt wirkt die Geschichte dadurch mehr wie ein aus Einzelfetzen zusammengeflickter Teppich, wo einfach das Muster fehlt. Viele Figuren hatten tatsächlich das Potential, deutlich mehr in die Handlung einzugreifen, was dem Anime storytechnisch sicherlich einiges mehr an Tiefe gegeben hätte. Doch leider nutzt „King’s Raid“ gute Vorlagen nur bedingt aus.

Die Gesamtstoryline ist insgesamt klassisch, nämlich die typische „Search-Quest“, um den Oberbösewicht aufzuhalten, und diese funktioniert in der Regel ordentlich. Die Schauplätze sind schön gestaltet und man wird im richtigen Tempo immer wieder mit neuen Informationen versorgt. Das sorgt oft genau im richtigen Moment wieder für einen neuen Motivationsschub, da auch ich des Öfteren mit dem Gedanken „Abbruch“ gespielt habe, mich dann aber doch einige Elemente wieder zum Weitergucken bewegt haben. Dennoch sind die Storyelemente nicht innovativ und dürften vielen Fans des Genres bekannt vorkommen, sodass sich die Handlung stellenweise etwas zieht. Über die technische Umsetzung kann man aber kaum meckern.

Worüber man jedoch sehr meckern muss, ist der Erzählstil als solcher. „King’s Raid“ erzählt 2 Storylines parallel, nämlich die der beiden Hauptcharaktere Kasel und Rihito. Doch aus irgendeinem Grund schaffen es die Produzenten nicht, diese auch parallel zu erzählen! Stattdessen versteifen sie sich auf einen episodischen Aufbau, in dem entweder NUR die eine Story oder NUR die andere Story pro Episode vorkommt – von der jeweils anderen sieht man die ganze Folge nichts! Das wirft einen nicht nur als Zuschauer mehrfach ohne Vorwarnung aus dem Geschehen und Zusammenhang, sondern nervt stellenweise auch in der Motivation. Da endet nämlich schon mal die eine Geschichte mit einem überraschenden Cliffhanger, nur damit man dann in der nächsten Folge mit der anderen Storyline belohnt wird und auf den Cliffhanger warten kann. Ich muss zugeben, so ein Storytelling habe ich noch nie gesehen – ich war tatsächlich überrascht! In negativer Hinsicht…
Wer sich vorher die Mühe macht, welche Folge welche Storyline ist, kann sich im Endeffekt tatsächlich zwei komplett voneinander getrennte Serien anschauen…!

Positiv überrascht war ich jedoch von einzelnen Storylines, die ich in einem solchen Format eindeutig nicht erwartet hätte. Einige Figuren entpuppen sich über kurz oder lang als Charaktere mit spannenden Hintergrundgeschichten und doppeltem Boden, was mich nicht nur storytechnisch überraschte sondern auch bei genannten Figuren teilweise sehr überraschend kam.
Ebenso beeindruckte mich die Umsetzung des Themas der Zweiklassengesellschaft und des Rassismus, was gerade im Hinblick auf heutige Tendenzen wirklich passend umgesetzt wurde. Nur leider werden manche Figuren in dieser Hinsicht nicht so stark eingesetzt, wie man es sich für manche gewünscht hätte. Viele, gerade feindliche Figuren, werden nach einer Folge fallen gelassen, obwohl es für die Figur selbst keinerlei mentale Veränderung gab, weshalb ich es schade fand, dass viele hier nicht mehr auftauchten und in anderen Formen ihren Fremdenhass auslebten. „King’s Raid“ ist zwar mutig genug, das Genre knallhart anzusprechen, traut sich dann aber zu wenig, das volle Potential auszuschöpfen. Dennoch habe ich Verständnis, weil das natürlich nicht der Fokus des Genres ist.

Und auch das Drama in der Handlung, gerade in der von Rihito, war überraschend stark und hatte ich im klassischen Happy-go-Lucky Fantasy-Adventure in dieser Auslegung und Intensität nicht erwartet. Dies fiel insgesamt sehr positiv ins Gewicht.


Zu den Charakteren
Hier würde ich die extreme Schwäche der Serie ansiedeln – allen voran unsere Hauptcharaktere.

Kasel ist der typische Held mit Helfer- und Heldensyndrom, für den Freundschaft an oberster Position steht. Alles in allem ein klassischer Held, dem es meiner Meinung nach jedoch an Persönlichkeit mangelte. Ihm fehlt die Grundmotivation als solche bzw. redet sich immer mit seiner Aufopferungsbereitschaft raus – wo ich dann sagen muss: so altruistisch ist kein Lebewesen! Und entwickeln tut er sich in dieser Hinsicht leider auch überhaupt nicht!

Die beiden Damen im Feld, Cleo und Frey, empfand ich eher als schmuckloses Beiwerk, gerade Frey konnte ich als Figur kaum fassen. Ich habe ihren Charakter einfach nicht verstanden. Cleo hat zwar als laute Figur eine nachdenkliche Seite, die sich nach und nach zu erkennen gibt, sodass man hier wenigstens von Charakterentwicklung sprechen kann, doch auch diese Charakterkonstellation ist nicht innovativ oder spannend.

Wer für mich in der Gruppe die Dynamik noch etwas rettet, ist Roi. Er ist die Stimme der Vernunft und des rationalen Denkens und hat irgendwann auch keine Probleme damit, sich Kasel und seiner Aufopferungsbereitschaft in den Weg zu stellen. Leider braucht seine Figur einfach zu lange, um endlich zu zünden – man muss sich knapp bis zur Hälfte gedulden! Bis dahin läuft er im Hintergrund mit (ich habe das Charakter-Projekt gemacht, und ich kann euch sagen, ich hatte in der 1. Hälfte kaum eine Chance gehabt, überhaupt ein Bild von ihm zu bekommen!!), sagt kaum was, macht nur ein paar coole Kampfmoves, sodass man ihn eher als den „coolen stillen Wolf“ abstempelt. An sich nichts schlechtes, das ist ein guter Charakter, dennoch braucht auch ein solcher Charakter Screentime und Motivation. Die Auflösung seiner Figur war insgesamt noch die Interessanteste, kam aber für mich tatsächlich zu spät.

In der anderen Gruppe rund um Rihito fällt mit neben Rihito selbst nur Tamm positiv auf.
Rihito hat die dramatische Storyline des Anime, die nachvollziehbar und dadurch realistisch genug ist, um sie für den Zuschauer mehr als nur interessant zu machen. In dieser Auslegung hatte ich eine solche Thematik nicht in einem Fantasy-Adventure erwartet. Aber dass seine kleine Schwester Lupine eher Mittel zum Zweck war als eine eigene Stoyline zu bekommen, nervte mich dann doch: sie macht im ersten Moment nämlich den Eindruck, dass ihre Figur zentral wird. So war die Enttäuschung im Endeffekt groß.
Ganz anders ist da Tamm, der im ersten Moment als Nebencharakter daher kommt , der dann aber mit einer kleinen niedlichen Romanze zwischen ihm und einem jungen Menschen-Mädchen überrascht. Diese sprengt dann die Rassentrennung und steht in schönem Kontrast zum Rassismus der Serie. Das gibt der ganzen Geschichte eine ganz andere Form von Emotionalität und sorgt dafür, dass sie im Gedächtnis bleiben wird.

Oberbösewicht Marduck ist Standard. Sein Beweggrund ist zwar nicht neu, aber dennoch nachvollziehbar, sodass er in seiner Funktion abschließend eine gute Figur gemacht hat. Seine Helferin Maria wird jedoch die Figur sein, die ihn gegen Ende auf jeden Fall in den Schatten stellen dürfte, aber schaut euch das lieber selbst an^^

Die sonstigen Nebencharaktere in ihrer schier endlosen Zahl sind in Ordnung, passen zur Welt und runden damit den Gesamteindruck gut ab. Dennoch versteckt sich hier nur der klassische Standard.


Fazit
„King’s Raid“ ist lustigerweise ein Anime, dem man kaum ansieht, dass er aus dem Jahr 2020 stammt – dafür kleben sowohl Handlung als auch Charaktere viel zu sehr am normalen Fantasy-Standard!

Und das macht tatsächlich die finale Bewertung unglaublich schwer. Zum einen überrascht „King’s Raid“ mit guten Ideen, die man in dieser Auslegung in vergleichbaren Serien überhaupt nicht hat, wie z.B. der Rassismus oder der extreme psychische Druck, der vor allem auf Rihito lastet, dennoch wiegen die Fehler, vor allem im Charakter von Kasel und im dermaßen missratenem Storytelling, das es nicht hinbekommt, zwei Geschichten tatsächlich parallel zu erzählen, genauso stark.

Ich kann da heute nur ein „Geht so“ geben, weil ich dazu nur sagen kann: selbst ausprobieren und schauen, was der persönliche Geschmack dazu sagt.

Post was last edited on 16.10.2021 03:33.
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Rezensionen – Ein Fremder am Strand

Avatar: SabriSonne
Editor
#21
„Umibe no Etranger“ war ein Anime-Film, der mich ab dem ersten Trailer sofort ansprach: ich habe nichts gegen BL und der Animationsstil war einfach nur wunderschön. Aber dann verliert sich der Film irgendwo unterwegs und findet keinen geradlinigen Weg mehr zurück.


Zur Handlung
Der Film hat eine sehr überschaubare Laufzeit von einer guten Stunde, wenn man das Ending noch abzieht sogar noch weniger. Man verschwendet also nicht viel Zeit und wem das BL-Genre noch komplett fremd ist, kann hier gut testen und muss sich nicht stundenlang durch OVAs aus den 90ern oder ganze Serien quälen. Ebenso bleibt das Genre immer noch besonderes und hebt sich automatisch durch seine Frische von normalen Romanzen ab.

Das sind aber schon die einzig positiven Worte, die ich zur Handlung finden konnte.

Was mir nämlich sofort in den ersten Minuten auffiel war das rasante Tempo, dass der Film an den Tag legt. Ich verstehe natürlich, dass eine knappe Stunde Laufzeit nicht viel Zeit ist, um eine gute Story zu erzählen und das dadurch vieles schneller geschehen muss, aber „Umibe no Etranger“ übertreibt.
Was in normalen Serien die Haupthandlung für 12 Folgen darstellt, handelt der Film in gerade einmal in den ersten 12 Minuten durch. Die einzelnen Handlungsabschnitte geben zwar in der Reihenfolge Sinn, bauen aber im Grunde überhaupt nicht aufeinander auf, weil sowohl inhaltlicher als auch emotionaler Bezug fehlt. Die Szenen sind schneller vorbei, als man Zuschauer Chance hat, emotional davon betroffen zu sein, sodass schnell eine Distanz zur Geschichte entsteht. Ebenso ist für Emotionen, gerade am Anfang, kein Platz, wodurch viele Entwicklungen und Reaktionen wie aus dem Nichts daher geschossen kommen und damit stellenweise unlogisch wirken. Es fehlt schlicht und einfach der storytechnische und emotionale Unterbau, um die Geschichte nachvollziehen zu können. Und das geht in einem emotional betonten Genre wie Romance überhaupt nicht!

Nach gut 20 Minuten habe ich mich dann gefragt, wo die Handlung eigentlich hin will. Wir haben nach einer im Grunde nicht existierenden Kennenlern-Phase schon die erste Rejection-Story, die dann aber genau anders herum verläuft, als es die ersten 12 Minuten angedeutet haben. Vom Grundkonzept ja nicht schlecht, da Rejection ein absolutes Standard-Muster für Romanzen ist, aber dadurch, dass die Beziehung von vornherein nie etabliert wurde, macht für mich die Dramatik an dieser Stelle einfach keinen Sinn. Man hat einfach keinen emotionalen Bezug zur Romanze, man versteht ja kaum, wo die Figuren als solche ihren emotionalen Bezug definieren. Und hier scheitert für mich klar die Romanze in ihrer Grundfunktion, nämlich eine Liebesgeschichte zu erzählen.

Mit der Rivalin gegen Hälfte des Films wird die Serie zwar dann wieder klassischer, weil man das Motiv kennt und dadurch zumindest die Reaktionen wieder nachvollziehbar wirken, aber dieses Motiv wirkt hier mehr als Mittel zum Zweck statt als tatsächliches Storyelement. So wirkt der ganze Film eher wie ein zusammengeflickter Teppich, der in der knappen Stunde Laufzeit zu viele Einzelstory-Elemente verknüpfen will, ohne jedoch auf Emotion und Unterbau Wert zu legen.


Zu den Charakteren
Unsere beiden Hauptfiguren Shun und Mio fand ich im ersten Moment doch sehr sympathisch, weshalb ich den Film überhaupt bis zum Ende gesehen habe.

Ihre Beziehung wirkt trotz dem fehlenden Unterbau irgendwie niedlich, weshalb man den beiden gerne zuschaut. Da jedoch die Etablierung ihrer Gefühle am Anfang jedoch im wahrsten Sinne des Wortes so dermaßen in die Hose geht, kann man die Gefühlswelt beider Figuren nur schwer nachvollziehen.

Bei Shun klappt das insgesamt noch am besten, da er mit einigen sinnvollen Vergangenheitsszenen ausgestattet wird, die zumindest teilweise sein späteres Verhalten Mio gegenüber verständlich machen. Da aber er in den Anfangsszenen derjenige ist, der in Sachen Romanze die Schritte auf Mio zu macht, steht seine spätere Entwicklung im starken Widerspruch zum Anfang. So kann man den Charakter vom Verhalten her nicht einschätzen und macht damit eine Bindung schwierig.
Noch schwieriger gestaltet es sich aber bei Mio, der von Jetzt auf Gleich eine charakterliche Kehrtwende von 180° hinlegt. Ohne Vorwarnung oder storytechnischen Auslöser geht er plötzlich auf die Beziehung ein und ist damit von einer Sekunde auf die andere gefühlt 10 Schritte weiter als Shun. Genau in die Phase noch einen Zeitsprung von geschätzt 4 Jahren zu legen, in denen sich beide Figuren nicht gesehen haben, macht die Sache noch weniger nachvollziehbar, sodass man bereits am Anfang sämtlichen emotionalen Bezug verliert.

Die weiteren Charaktere empfand ich da im Vergleich deutlich angenehmer. Sie bereichern den Film gut und sind in ihrer Anzahl auf die wesentlichen Rollen beschränkt. Den Nebencast kann man hier durchaus als gelungen bezeichnen, der auch deutlich nachvollziehbarere Reaktionen hatten. Da diese aber eher aus absoluten Standard-Storys bekannt sind, ist man sich ihrer charakterlichen Funktion sehr bewusst und kann hier schnell auf Vorwissen aus anderen Serien zurückgreifen. Somit ist es tatsächlich der altbewährte Standard, der hier den Film ein bisschen rettet.

Fazit
Ich hatte tatsächlich mehr erwartet – das gebe ich offen zu.

Für mich scheitert die Romanze als Solche, weil am Anfang einfach keine Zeit dafür verwendet wird, die romantischen Gefühle zu etablieren. Stattdessen entsteht sie aus vollkommen widersprüchlichen Reaktionen aus dem Nichts heraus, denen es an Nachvollziehbarkeit fehlt. So wirkt die frühzeitige Rejection-Phase absolut Fehl am Platz, genauso die emotionale Enttäuschung. Die Story rettet sich zwar leicht mit der aufkommenden Hetero-Rivalin, aber das ist klassischer Standard im BL (und als Dreiecksbeziehung sowieso!)

Aber ich meine, wie soll das auch funktionieren: wie soll man sich emotional auf die Sparflamme in der Romanze einlassen, wenn das Feuer am Anfang auf dem Bildschirm noch nicht mal die Chance bekommen hat zu brennen…?

Post was last edited on 16.10.2021 03:34.
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Rezensionen – Talentless Nana

Avatar: SabriSonne
Editor
#22
Munou na Nana hatte ich um ehrlich zu sein überhaupt nicht auf dem Schirm. Zufällig darauf gestoßen, weil mein Lieblingssprecher Yuichi Nakamura eine Hauptrolle synchronisiert, der Trailer erinnert an Assassination Classroom, die erste Folge verspricht auch nichts Weltbewegendes, und dann - BAAM!


zur Handlung
Hier kam meiner Meinung nach der größte Schock, und das im positivsten Sinne!
Die erste Handlung präsentiert sich als sehr unspektakulär und man bekommt schnell das Gefühl, dass es sich wieder um den typischen "Magical School" Anime handelt, in dem es einfach um Menschen mit besonderen Kräften geht. Ich war kurz davor, die Serie wieder aufzugeben, aber dann kamen die letzten Szenen der 1. Folge: ich bin tatsächlich mit einem ungläubigen "NO WAY!!" vom Stuhl gesprungen!!

Danach war ich gehypt!
Die Geschichte rund um Nana, die versucht die "Feinde der Menschheit" auszulöschen, ist dermaßen spannend geschrieben, dass man förmlich am Bildschirm klebt. Allein schon die Tatsache, wer die tatsächlichen "Feinde der Menschheit" sind, lässt in diesem Format mehr Interpretationsspielraum als in Serien mit vergleichbaren Thematiken und hebt den Anime damit auf eine interessante Meta-Ebene.
Selbst die kurze Zeile in Beschreibung "die Feinde der Menschheit allein durch den Einsatz von Intelligenz und Manipulation auszulöschen" bekommt in diesem Anime eine ganz neue Bedeutung, da es hier wirklich Intelligenz und Manipulation vom Feinsten benötigt, um diese Feinde auch tatsächlich aus dem Weg zu räumen. Und das macht die Handlung spannend! Zu oft denkt man als Zuschauer, die Serie hat sich in eine Sackgasse geschrieben, weil man sich trotz einer ganzen Woche Kopfzerbrechen zwischen den Cliffhangern einfach nicht vorstellen kann, wie Nana dieses Problem lösen soll. Die präsentieren Lösungen wirken dann im Anschluss umso zufriedenstellender, weil sie nicht nur in sich extrem logisch sind, sondern eben auch diesen Drang eine Lösung finden zu wollen, wunderbar befriedigen. Dabei wechselt die Handlung auch gekonnt zwischen Comedy und Psychothriller, was hervorragend zur Dynamik beiträgt. Die Geschichte präsentiert sich dabei mal lustig, im nächsten Moment moralisch total verwerflich, sodass man schnell emotional angesprochen wird. Man ist immer auf dem Sprung, hinter jeder Ecke, hinter jedem Charakter verbirgt sich irgendetwas Spannendes, das entdeckt werden will.
Gerade die Episoden-Hauptcharaktere sind sehr dabei tiefgründig und stellenweise überraschend gestaltet, viele Storylines schockieren mit unerwarteten Wendungen, die einen immer wieder in die Handlung zurückziehen. Die Auflösungen vieler Figuren ist dabei in der Regel genau an den richtigen Punkten gesetzt, um den Zuschauer wieder in seinen Bann zu ziehen, sodass insgesamt nur wenige Durststrecken entstehen und damit ein gutes Pacing erzeugt.

Warum dann aber nicht 5 Sterne?!
Es wird schnell repetitiv. Die erste Hälfte der Serie verfolgt man ausnahmslos Nana, wie sie gegen die Feinde der Menschheit vorgeht. Und obwohl die Strategien dabei unterschiedlicher nicht sein könnten bzw. sein müssen, laufen die ersten Folgen immer wieder in einem gleichen Schema ab, sodass man die Höhepunkte am Ende der Folge im Grunde schon weiß. Da es aber weniger um das Ziel, sondern mehr um den Weg dahin geht, verzeiht man das Serie in der Regel, da der Weg einfach zu interessant ist.
Zur Hälfte versucht sich die Serie zunehmend in Drama und versucht die Figur von Nana mehr zur ergründen, sodass die Kämpfe gegen die Feinde der Menschheit zunehmend in den Hintergrund rücken. Hier empfand ich die Sprünge zwischen Comedy und Psychothriller als zu hart, um die Handlung wirklich gewinnbringend zu vermitteln. Im Gegenteil: das Zuschauen wird stellenweise sogar anstrengend. Ebenso fällt das Kopfzerbrechen zwischen den Folgen immer mehr weg, sodass man beim wöchentlichen Gucken schnell den Faden verliert, weil mehrere Handlungen und Figurenmotive ineinander laufen, deren Auslegung man leider nicht mehr ins kleinste Detail weiß. Hier empfehle ich, die Serie möglichst in einem Rutsch zu schauen, was bei der Folgenanzahl sicherlich kein Problem darstellt.

Das Finale der Serie hängt zwar Storytechnisch ziemlich in der Luft, ist aber dennoch zufriedenstellend, weil die Serie dennoch einen kleinen Abschluss findet, zumindest für die Hauptfiguren Nana und Michiru. Alles andere bleibt jedoch ungelöst, weshalb ich sehr auf eine 2. Staffel spekuliere.


zu den Charakteren
Großes, nein, größtes Lob an Rumi Ookubo, die Sprecherin von Nana!
Nana präsentiert sich sofort zu Beginn als sehr zweischneidiges Schwert, die nach Außen hin eine andere Persönlichkeit verkörpert, als sie es innerlich tatsächlich ist. Dieser Unterschied wird durch den häufigen Einsatz von inneren Monologen als Erzähltechnik aufgezeigt, und Rumi Ookubo synchronisiert beide Parts so konträr voneinander, dass man meinen könnte, Nana hätte zwei Synchronsprecherinnen! Eine hervorragende Leistung, die Nana nicht nur extrem Vielschichtig macht, sondern auch für die Charakterentwicklung einen wertvollen Beitrag leistet.

Überhaupt fokussiert die Handlung sehr auf Charakterentwicklungen. Hinter den meisten handlungsrelevanten Figuren steckt mehr, als man im ersten Moment sieht. Von Vergangenheitsgeschichten bis hin zu fragwürdigen Persönlichkeiten, die entdeckt werden wollen, ist alles dabei. Besonders interessant wird es, da sich natürlich die meisten Figuren nicht entdecken lassen wollen, sodass es auch hier wieder "Intelligenz und Manipulation" braucht, um die Geschichten zu verstehen.

Was jedoch meiner Meinung nach trotz der spannenden und interessanten Figuren leidet ist die Sympathie. Die meisten Figuren sind nicht unbedingt Sympathiebolzen, viele nerven und leider gibt es auch im wichtigeren Support-Cast mehrere Figuren, die genauso dumm sind, wie sie sich verhalten. Besonders auffällig ist dies bei den beiden Charakteren, die jeweils Feuer und Eis als ihre Spezialfähigkeit benutzen, und die sich die ganze Serie nur durch ihre elementare Rivalität definieren. Und diese einfach gestrickten Figuren, die im Endeffekt kaum Persönlichkeit mitbringen, stören in dem teilweise sehr vielschichtigen Cast erheblich, weil der Niveauunterschied schnell sichtbar wird.

Mein persönlicher Minuspunkt war jedoch Kyouya. Da er von meinem Lieblingssprecher synchronisiert wird, war er der Grund, weshalb ich überhaupt in die Serie hineingeschaut habe, und die Leistung von Yuichi Nakamura war auch wie erwartet sehr stark, aber der Charakter enttäuschte für mich auf ganzer Linie. Nicht, weil er unterinteressant ist, oder einfach gestrickt wäre, das Problem ist die Screentime. In der Handlung soll er als Gegenpart von Nana fungieren, der die Geschichte von anderen Blickwinkeln und Richtungen aufrollt, was stellenweise auch gut gelingt, aber aufgrund der fehlenden Screentime hat man leider auch zu oft das Problem, dass man sich nicht in seinen Denkvorgang hineinversetzen kann. So taucht er leider ohne großen Erklärungen oft in Szenen auf, in denen man ihn nicht erwartet, oder er zieht Schlussfolgerungen, wo schlicht und einfach der Unterbau fehlt, um diese nachvollziehen zu können. Und diese Tatsache ist in der sonst so durchdachten Handlung für den Gegenpart von einer hervorragend ausgelegten Nana natürlich ein kleiner Dorn im Auge. Da hätte man mit Screentime wirklich einiges retten können.
Ebenso überzeugt Michiru leider lange Zeit nicht, weil ihre Handlung und ihre Figur leider zu langsam voranschreiten. Man bekommt sogar irgendwann das Gefühl, dass die Handlung noch nicht bereit für sie ist, was für mich in einer guten Handlung meiner Meinung nach nicht sein darf. Die Auflösung war zwar dennoch zufriedenstellend, hätte man aber insgesamt besser aufbauen können.


Fazit
Für mich eine der unerwarteten Überraschungen am Ende von 2020!
Hervorragendes Storytelling, gutes Pacing und eine Handlung, die ganz anders verläuft, als der Trailer vermuten lässt. Die Handlung lässt dabei insgesamt mehr Interpretationsspielraum als erwartet, schafft auch stellenweise den Sprung in die Meta-Ebene durch das Aufwerfen von ethischen Konflikten.

Ansonsten präsentiert sich Munou na Nana als andere Anime als erwartet, der v.a. für Leute Spaß machen wird, die gerne eine Sitzposition am vordersten Rand ihres Stuhls bevorzugen. Selten hat man eine Serie vor sich, bei der die Begriffe "Intelligenz" und "Manipulation" so herausragende Rollen spielen!

PS: Ich habe extra versucht, meine Rezension so zu schreiben, dass ich euch das "BAAM!" der ersten Folge nicht versaue - ich hoffe, es ist mir gelungen! Gebt der Serie eine Chance und lasst euch wie ich damals vom Stuhl fegen!
Post was last edited on 16.10.2021 03:40.
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Rezensionen – The Irregular at Magic High School: Visitor Arc

Avatar: SabriSonne
Editor
#23
Ich habe damals ja schon die erste Staffel kommentiert und damals schon geschrieben, dass Mahouka Koukou eine Serie ist, die mehr falsch als richtig macht, der man aber auch alle Fehler verzeihen will - aber was war das denn?


zur Handlung
Die Handlung setzt nach dem Film an, den ich jedoch damals aufgrund der mehr als vorhersehbaren Story, die dann auch noch mega langweilig und unspektakulär daher kam, zur Hälfte hin abgebrochen hatte. Dementsprechend fehlten mir einige Figuren, aber ich konnte mich nicht überwinden, den Film ein weiteres Mal anzufangen.

Nichts desto trotz war ich von der 1. Staffel motiviert genug, der 2. Staffel trotz dem schlechten Film eine neue Chance zu geben. Kombiniert mit der Tatsache, dass mir auch wieder das Charaktere-Projekt angeboten wurde, begann ich motiviert - was kann ich sagen: nach 3 Folgen habe ich das Projekt freiwillig wieder abgegeben (und das allein spricht schon für sich!), weil ich nicht dachte, ich würde die Serie bis zum Ende durchschauen. Ich habe irgendwann nur noch aus "Ach, mal schauen, wo die Serie im Moment ist" immer mal wieder in die Serie hineingeschaut, weil sie nur wenig mit der Sympathie der 1. Staffel gemein hat.

Die Handlung ist stellenweise so vorhersehbar, dass es wehtut. Kombiniert mit der Tatsache, dass man die ganze Zeit das Gefühl hat, die Produzenten wissen selbst nicht genau, wo sie eigentlich hinwollen, macht es das Zuschauererlebnis beinahe zu Nichte. Viele Handlungsabschnitte wirken dermaßen fehl am Platz, Zusammenhang und logischer Aufbau werden beinahe komplett über Bord geworfen und dass die Kämpfe mit Tatsuya immer noch zu einseitig verlaufen, bricht der Action nun endgültig das Genick. Es gab selbstverständlich auch einige gute Ideen und Auflösungen, versteht mich nicht falsch, aber ich persönlich kann einer ganzen Folge Kampf mit einem overpowered Tatsuya als Hauptakteur einfach nichts abgewinnen. Es will einfach nicht recht Spannung aufkommen.

Hauptproblem der Erzählung, oder besser gesagt der Erzählweise ist jedoch, dass wir keine wirkliche Hauptfigur präsentiert bekommen. Es ist mehr als offensichtlich, dass Tatsuya bereits in den ersten Folgen als Hauptfigur in den Hintergrund tritt (wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass er doch zu overpowered für einen sinnvollen Erzählfluss ist), aber es kommt leider niemand nach, um die Rolle zu besetzen. So hat man ständig das Gefühl, dass in jeder Folge die Rolle der Hauptfigur wechselt, teilweise mehrfach in der Folge. So fehlt schnell der emotionale Bezug und die Handlung wird beliebig.

Überhaupt präsentiert sich die Handlung als "sehr beliebig". Storytechnisch haben wir nichts Weltbewegendes, das sich auch durch die Umsetzung nicht positiver von anderen Sci-Fi-Geschichten seiner Art hervorhebt. Die Gefahren und Gegenspieler sind Standard und wenig aussagekräftig. Bei einigen Figuren würde ich sogar von tatsächlicher Dummheit sprechen.

Besonders negativ fällt jedoch der immer penetranter werdende Fanservice auf. Die Damen sind stellenweise nur noch so spärlich bekleidet, dass nur noch delikate Körperregionen verdeckt werden und auch die Synchro verstärkt an einigen Stellen diesen Eindruck. Besonders abstoßend empfand ich jedoch, dass tatsächlich auf die Liebesbeziehung der Geschwister eingegangen wird, und das ausgerechnet von Miyukis Seite, die in der 1. Staffel noch mit Intelligenz geglänzt hat. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber ich kann einer Geschwister-Romanze mit Inzuchtfaktor wenig bis gar nichts abgewinnen! Ich persönlich empfinde das fast schon als gestört, so widerstrebt mir der Gedanke! Und während Staffel 1 das ganze noch als übertriebene, aber dennoch nachvollziehbare Bewunderung verkauft, wird mir das in Staffel 2 eindeutig viel zu romantisch.

Nichts desto trotz habe ich bis zum Ende irgendwie durchgehalten. Einige Kämpfe waren ansehnlich, manche Figuren überraschten mit hinsichtlich ihrer Auflösung und auch einige Cliffhanger waren passend gesetzt. Doch oft wurde ich in der darauffolgenden Folge enttäuscht, weil entweder die Auflösung zu schwach war oder Figuren einfach im Nichts verschwunden sind. Überhaupt braucht die Handlung oft sehr lange, bis irgendetwas passiert. Besonders fällt dies in den letzten beiden Folgen auf, die zwar von der Idee her gut waren, die jedoch von der Aufteilung der Handlungsabschnitte dramatisch schlecht war. Während nämlich in der letzten Folge gefühlt 90% der Finalhandlung verläuft, kann man Folge 12 allein mit dem Satz "Tatsuya und Miyuki gehen auf einen Empfang" zusammenfassen - und dafür 20 min?!


zu den Charakteren
In dieser Sektion werde ich mich kurz fassen, da ich bereits einige Aspekte erwähnt habe.

Insgesamt kommt keine Figur wirklich zum Zug, da keiner die Rolle der Hauptfigur übernehmen darf. Die alten Figuren der 1. Staffel tauchen so gut wie gar nicht mehr auf, was ich sehr enttäuschend fand, da an ihnen sehr viel Sympathie hängt. Die neuen Figuren hingegen sind mittelprächtiger Standard und definieren sich v.a. über sexuell zweideutige Szenen, bei denen man sich stellenweise fragt, ob Inzucht die neue Art von angestrebter Beziehung ist. Somit will keiner wirklich im Gedächtnis bleiben, wodurch für die Serie an diesem Punkt eindeutig versagt hat. Die Handlung hat nach der 1. Staffel schon eindeutig zu viele Figuren, von denen man die Hälfte nicht wirklich kennt, und nach der 2. Staffel kennt man gefühlt 3/4 des Casts nicht! V.a. da in den Finalfolgen außer Tatsuya und Miyuki eh niemand mehr auftaucht, sondern sich eher noch Zeit genommen wird, eine weitere neue, noch unnötigere Figur einzuführen, die dann auch noch unnötiger Weise bei den beiden einzieht (Ich bin ehrlich: an dem Punkt hab ich mir nur noch gedacht: "Wtf?!")

Nachdem Tatsuya als Main zurücktritt, nimmt keiner diese Rolle ein. Am ehesten hätte ich noch Miyuki erwartet, doch sie wird während der ganze Serie als "Tatsuya, ich liebe dich ja so" potraitiert und besitzt keinerlei Eigeninitiative mehr. Weder von Aktionen, noch von Kommunikation überzeugend steht sie meistens am Bildschirmrand und sucht nur noch körperliche Nähe - was ist passiert?


Fazit
Um den Anfang wieder aufzugreifen: was war denn das?

13 Folgen, in denen was passiert, aber gleichzeitig auch nichts passiert, weil sowohl passendes Pacing als auch Hauptfiguren fehlen. Die Handlung dümpelt teilweise eine ganze Folge ohne Handlung dahin, was ich bei einer Serie mit nur 13 Folgen als fatal erachten würde, ebenso fehlen interessante und nachvollziehbare Beweggründe.

Der Inzucht-Beziehung zwischen Miyuki und Tatsuya mehr Raum zu geben, empfand ich persönlich als untragbar, weil mich eine solche Art der Beziehung eher anwidert als anspricht, dazu die Tatsache, alle bekannten Charaktere der 1. Staffel möglichst weit auf das Abstellgleis zu schieben.

Würde ich die Handlung zusammenfassen müssen, würde ich sagen "irgendwas mit Magie und bösen Organisationen, in dem eine Geschwisterliebe vorkommt und mit einer Handlung, in der die Finalfolgen so ziemlich nichts mit der vorausgegangenen Geschichte zu tun haben."

Und dazu kann ich nur eins sagen:

Post was last edited on 19.08.2022 05:56.
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Rezensionen – Naruto Spin off! Rock Lee & seine Ninja-Kumpels

Avatar: SabriSonne
Editor
#24
Letztes Jahr war es Prosieben MAXX, das mich per Zufall dazu gebracht hat, Naruto Shippuuden endlich fertig zuschauen, nachdem ich es vor Jahren abgebrochen hatte. Dieses Jahr zeigte mir Prosieben MAXX einen Spin-off, den ich im Leben wahrscheinlich nie angeschaut hätte - Danke, Fernsehen!


zur Handlung
Zu Naruto brauche ich an diesem Punkt wahrscheinlich nichts mehr sagen. Ich gehe schwer davon aus, wer sich für diesen Spin-off interessiert, kennt die Originalserie, weshalb ich mich nicht darauf konzentrieren werde.

Bei Rock Lee no Seishun haben wir es mit einem klassischen Slapstick-Spin-off im Chibi-Style zu tun. Das muss man mögen. Die Bilder sind sehr bunt und wild und können schnell ermüden. Da es aber wenige Anime in einem solchen Style gibt, empfand ich das ganze als angenehme Abwechslung. Nichts desto trotz sollte man sich entweder sehr viel oder sehr wenig Zeit für diese Serie lassen, da diese überdrehte Darstellung über einen längeren Zeitraum doch anstrengend wird.

Inhaltlich begleiten wir ausnahmsweise mal nicht Naruto, was für mich das Highlight war. Naruto ist ein sehr polarisierender Charakter, den man entweder mag oder hasst. Ich fand ihn ihm immer "ganz okay", eine ganze Comedy-Serie mit ihm hätte ich aber sicherlich nicht gebraucht, dafür ist er eindeutig zu nervig. Stattdessen schnappt sich die Serie Team Guy als Main Lead, was die cleverste Entscheidung überhaupt war. Die Charaktere haben sich im Verlauf des Anime zu Lieblingen entwickelt, sind aber aufgrund der Tatsache, dass sie 1 Jahr älter sind wie die anderen Teams, losgelöst genug vom Main-Cast des Anime, obwohl sie natürlich auch zum Main-Cast der Serie zählen. Aber dazu in der Sektion "Charaktere" mehr.

Inhaltlich erwarten uns zweigeteilte Episoden mit in der Regel nicht aufeinander aufbauenden Geschichten. Diese schwanken in ihrer Qualität verständlicherweise beträchtlich, da Humor bekanntlich geschmackssache ist. Bei einigen Folgen kugelt man sich vor Lachen, andere Folgen überspringt man ganz, weil einem der Humor so gar nicht liegen will. Am wenigstens haben mir dabei die Folgen mit Orochimaru gefallen, die ich meist komplett übersprungen habe, dennoch gibt es zahlreiche Episoden, die mehr als nur gut unterhalten. Am besten einfach persönlich entscheiden!

Überraschend gut funktioniert auch der Sprung in die Meta-Ebene, oder "Breaking the 4th wall". Den Charakteren selbst ist bewusst, dass sie Teil einer Serie sind, es geht des Öfteren um Screentime, auch wird der Zuschauer oft direkt angesprochen. Es gibt sogar eine Folge, in der der Erzähler eine Pause macht und Lee das Synchronstudio übernimmt. Gefällt mir persönlich immer sehr gut und ist, wenn es gut gemacht ist, sehr berreichernd und zeugt von qualitativ guter Umsetzung.


zu den Charakteren
Wie bereits gesagt: es war die cleverste Idee überhaupt, sich auf Team Guy zu stürtzen.

Masashi Kishimoto, der Mangaka der Originalserie, meinte in einem Interview, er sei selbst überrascht, wie populär Team Guy geworden ist. Und ja, das Team ist im Vergleich zu den anderen mit Abstand am interessantesten, v.a. wegen der spannenden und recht widersprüchlichen Teamdynamik. Während Team Kakashi ja bekanntlich an ihrer Teamkonstellation zerbricht, haben sich bei Team Guy alle zusammengerauft und bilden damit ein Team, das so perfekt zusammenarbeitet, sich aber gleichzeitig so perfekt gegenseitig ausschließt.

Und ein weiterer wichtiger Punkt meiner Meinung nach, warum Team Guy so extrem gut funktioniert, ist auch die überragende Synchronistation. Bei allen 4 Figuren kann man nur sagen: da haben sich Synchronsprecher und Figuren wirklich gefunden. Schon im Anime habe ich mir gedacht "man hätte nicht besser casten können", v.a. Lee und Neji sind perfekt. Und gerade bei Lee, der mit seinem mehr als seltsamen Aussehen daher kommt, trägt es maßgeblich zur Sympathie bei, dass die Stimme so voller Wiedererkennungswert steckt, gleichzeitig aber speziell genug ist für einen Charakter wie ihn.
Hier bekommen wir Synchronisation vom Feinsten! Ich verstehe ehrlicherweise gar nicht, warum gerade die Männer hier so unbekannt sind, denn ihre Technik ist grandios! Comedy zu synchronisieren verlangt sehr viel Technik und Professionalität, um die Situation dennoch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit zu transportieren. Und das kombiniert mit der Tatsache, dass alle Beteiligten ja schon seit Jahren etablierte, ernsthafte Figuren sprechen, die man hier natürlich auch wiedererkennen will, verdient größtes Lob!!

Lee wurde als Grundcharakter nicht verändert, ist genauso Feuer und Flamme für alles und jeden und funktioniert damit als Hauptfigur sehr gut. So wirken viele Ideen weniger gezwungen als man vermuten würde, da man sie Lee auch im Original-Anime zutrauen würde.
Auch Tenten ist charakterlich ähnlich, man hat nur ihr typisches Augenrollen aufgrund des "die Jungs sind ja so blöd" deutlich verstärkt und in den Vordergrund gerückt. Als klassischer Reaktionscharakter gibt sie den Kommentar, den man sich als Zuschauer des Öfteren denkt und bildet damit eine gute Stütze für die Comedy.
Selbst Neji macht eine bessere Figur als erwartet. Man kennt ihn als stoisch, manchmal auch assozial, doch auch schon im Anime war es sein Team selbst, das ihn immer wieder aus der Reserve gelockt hat - und das mochte er. Hier wird das Herauslocken noch auf die Spitze getrieben, was zu hervorragenden Momenten mit Lachgarantie führt.


Fazit
Insgesamt sieht man hier, dass es den Autoren gelungen ist, eine Comedy zu schreiben, aber trotzdem nicht ihre Charaktere als solche zu verlieren. Die Handlung wird stellenweise absurd, aber trotzdem erkennt man noch seine tragenden Figuren, die man im Original-Anime lieben gelernt hat.
Meine persönlichen Favoriten als Main-Cast zu wählen empfinde ich als sehr clever, da Lee schon als Person allein ausreicht, um entsprechendes Chaos zu veranstalten. Und mal nicht die ganze Zeit Naruto vor sich zu haben, ist wirklich sehr angenehm.
Post was last edited on 16.10.2021 03:48.
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Rezensionen – Infini-T Force

Avatar: SabriSonne
Editor
#26
Infini-T-Force ist leider einer dieser Anime, die extrem hinten abgefallen liegen - gefühlt weiß keiner, dass er überhaupt existiert. So fristet die Serie ein enttäuschendes Schattendasein - und das völlig unverdient!


zur Handlung
Bei Infini-T-Force handelt es sich um den klassischen Superhero-Anime... würde man meinen! Und klar, es ist mehr als offensichtlich, dass das klassische Superhero-Genre einen gewalten Part in der Serie ausmacht: 4 "alte" Superhelden aus dem Japan der 70er und 80er Jahre. Wer jetzt Angst bekommt, weil er keine der alten Serien gesehen hat, den kann ich beruhigen: ich selbst kannte auch nur die Serie "Casshern" bzw. deren Neuauflage "Casshern Sins", die zwar eine meiner absoluten Lieblingsserien ist, die mir aber hinsichtlich der Handlung von Infini-T-Force keinen Vorteil für das Verständnis brachte. Infini-T-Force erzählt eine eigene, unabhängige Handlung, die sich lediglich die Figuren ausborgt und damit ein kämpferisch interessantes Kolab und Co-up schafft, nichts desto trotz sollte man jedoch einen gewissen Hang zum Superhero-Genre haben, ansonsten könnte gerade der am Anfang etwas wiederholende Erzählstil schnell ermüden.

Überhaupt sei gesagt, dass trotz des Superhero-Genres der Anime nicht an Kinder gerichtet ist. Die Handlung ist erwachsen und komplex, die Charaktere verhalten sich ebenso erwachsen und heben dadurch die Serie von einem klassischen Gut-gegen-Böse-Kampf auf ein doch nicht zu verkennendes anspruchsvolleres Niveau. Dennoch verliert Infini-T-Force nicht den Kern seines Hauptgenres und bleibt der bekannten Superhero-Linie treu.

Die Serie beginnt mit der Einführung aller wichtigen Charaktere. Überraschenderweise gelingt das sehr schnell, obwohl man gerade zu Beginn das Gefühl hat, die Ideen und Charaktermotivationen wiederholen sich. In der 1. Folge sind von den 5 Hauptfiguren bereits 4 sichtbar und auch der letzte Charakter (Casshern) lässt nicht mehr lange auf sich warten. Danach dümpelt die Handlung erst für einige Folgen etwas dahin, in der die 4 Superhelden Emi und ihre neue Kraft in Form des magischen Stiftes "Case" beschützen, der in der Lage ist, Wünsche zu erfüllen. Wieder nichts besonderes, wird jetzt sicher der eine oder andere denken, denn magische Objekte gibt es in der Geschichtswelt genug, doch Infini-T-Force schafft hiermit einen mehr als interessanten Twist - denn was zuerst als "Emi will den Case nicht, dafür will in der Ober-Bösewicht Z wieder zurück" beginnt, entwickelt sich zu einem Drama mit überraschend viel Tiefgang. Und plötzlich ist der Ober-Bösewicht überhaupt nicht mehr böse, sondern im Gegenteil sogar extrem nachvollziehbar und sympathisch. Und diese Tatsache verwandelt das klassische "Gut-gegen-Böse" in ein moralisches Dilemma, in dem man selbst Stellung beziehen kann, was man in einem solchen Genre nicht erwartet.

Die Auflösung dieser Story bereits in die Hälfte der Serie zu legen, zieht zwar das Tempo deutlich an und lässt die Handlung anders verlaufen als erwartet, da nun dieses Story-Element nicht mehr als "Endkampf-Motivation" fungieren kann, dennoch steht man als Zuschauer unweigerlich vor dem Problem: "Was passiert die 2. Hälfte des Anime?"
Und auch hier überzeugt die Serie mit einer interessanten Idee, die zwar ebenfalls nicht weltbewegend wirkt, aber aufgrund der allgemeinen Stimmung der Serie einen überraschend bitteren Beigeschmack hinterlässt. Somit ist die Serie bis zu letzt spannend und interessant.


zum Animationsstil
Das geübte Auge erkennt sofort, dass es sich bei Infini-T-Force um einen reinen CGI-Titel handelt - und das ist einfach persönlicher Geschmack!
Neutral betrachtet sind die Animationen wirklich gut. Sie laufen flüssig, die Emotionen sind gut modelliert und die Kämpfe sehen wahnsinnig toll aus. Natürlich fehlt der leicht überzeichnete Stil und viele werden vielleicht die typischen Anime-Mimiken vermissen, aber da Infini-T-Force kein Kinderanime ist, erfrischt der erwachsene CGI-Stil eher als zu stören. Für mich beide Daumen hoch!


zu den Charakteren
Hier liegt meiner Meinung nach der einzige Schwachpunkt der Serie.

Von der Anzahl ist die Menge an handlungstragender Figuren insgesamt durchaus überschaubar, dennoch schafft es der Anime nicht, sie charakterlich interessant zu gestalten. Sicherlich gibt es die eine oder andere Motivation, die im ersten Moment interessant klingt, im Endeffekt definieren sich aber viele Figuren über einen aufopferungsvollen Patriotismus. Gerade die Superhelden tun dies und wirken somit als 4er Pack alle wie aus einem Guss. Das ist sehr schade. Im Endeffekt retten sich gerade diese 4 Charaktere über die extrem starke Synchro, die allgemein in dieser Serie aufgrund der vielen namhaften japanischen Sprechern auf einem sehr hohen Niveau ist.

Emi als weibliche Hauptfigur indessen empfand ich als sehr gelungen. Sie ist nicht das typische Frauenzimmer, dass ständig durch Dummheit in Gefahr gerät und gerettet werden muss, sondern überzeugt durch Eigeninitiative. Ergänzt durch die beste Freundin entsteht hier ein Team, dass sich charakterlich wirklich perfekt ergänzt und sich gegenseitig gut puscht.
Auch die Gegner sind deutlich vielschichtiger als die 4 Superhelden, allen voran der Ober-Bösewicht Z. Was im ersten Moment noch als klassisch daher kommt, entwickelt sich spätestens zur Hälfte der Serie zu einem nachvollziehbaren Bösewicht, dem man im Endeffekt schon gar nicht mehr böse sein kann. Man kann die Aktionen nachvollziehen und verstehen, warum er so handelt, was die Serie noch einmal in einem emotionalen und dramatischen Level wirklich ansprechend gestaltet.


Fazit
Infini-T-Force ist ein erwachsener Superhero-Anime - wer das Genre mag und keine Lust mehr auf Material für 10 - 12 jährige Kinder hat, der ist mit dieser Serie mehr als gut bedient. Die Handlung wird nachvollziehbar, komplexer und schafft mit vielen Wendungen überraschende Handlungspunkte, die im ersten Moment nicht zu erwarten waren, bleibt aber der klassischen Superhero-Story mit actiongeladenen Kämpfen treu.
Trotz guter Animation überzeugen zwar die 4 Superhelden in der Gesamtlänge nicht, da sie sich charakterlich zu wenig darstellen und etablieren, dafür rettet sich die Serie mit der Handlung als solche, sowie Emi und Z als gute Ergänzungen im nicht ganz klassischen Kampf zwischen Gut und Böse.

Post was last edited on 16.10.2021 03:43.
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Rezensionen – Mr. Osomatsu: The Movie

Avatar: SabriSonne
Editor
#27
Unsere LieblingsNEETs gehen in die Verlängerung - und das auf eine ganz andere Art als erwartet!


Zur Handlung
Wer die Prequels kennt, dem brauche ich nicht erklären, worauf Osomatsu-san setzt: vollkommen abgedrehte, perverse Comedy. Und da ich damals nach den 2 Animestaffeln eindeutig genug von dieser Art der Comedy hatte, blieb der Film lange unangesehen.

Als ich per Zufall einfach spontan auf den Streaming-Seiten den Film startete, hatte ich keinerlei Erwartung an die Handlung. Ich hatte mit dem typischen "No-Story-Everyting-Crazy"-Setup gerechnet, aber dann kam es ganz anders: es gab Story - und die auch noch gut!!
Die Handlung beginnt mit der Frage, warum unsere NEETs eigentlich zu dem wurden, was sie heute sind. Und diese Frage trifft genau ins Schwarze - schon immer stand sie während des Animes im Raum. Nie richtig präsent, aber immer da - in Form der Mutter, die sich in der 1. Staffel schon wunderte, warum ihre Söhne nichts auf die Reihe bekommen, aber sie genau deswegen liebt. Und so empfand ich die Storyidee als sehr clever, da man zwar als Zuschauer die Thematik hinnimmt und als Charaktergrundlage abtut, aber sich die beiden Animestaffeln immer wieder damit befassen, wie die NEETs aus ihrem Leben auszubrechen und etwas zu ändern versuchen. Da sie im Endeffekt dann aber trotzdem mit ihrer Situation zufrieden sind, schießen ihre Versuche meist ins Leere. So war es eine überraschende Abwechslung, die Sechslinge in ungewohnter Motivation zu erleben, die sogar bis über das Ende hinaus nicht abklingt.

Trotz der alt bekannten überschwänglichen Comedy, wird die Handlung schnell überraschend ernst. Das erwartet man in diesem Format nicht. Viel Material bietet hier die Beziehung der NEETs untereinander, die zu Schulzeiten deutlich anders war als im Erwachsenenalter. So zeigen sich zwischen den aufeinander treffenden NEET-Gruppen (Erwachsene vs. Schüler) interessante Konflikte und man entwickelt schnell ein Interesse an Ereignissen, die zu teilweise extremen Charakteränderungen führten. So entsteht trotz gleicher Hauptcharaktere eine sehr gegensätzliche Charakterdynamik, die sehr spannend zu beobachten ist und in einem tollen gegensätzlichen Kontrast steht.

Die Handlung selbst ist dabei interessant genug, um bis zum Schluss gut zu tragen, v.a. da sie in anderer Richtung verläuft als erwartet. Was sich nämlich als reine Beobachtungsmission tarnt, wird schnell zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, die am Ende sogar überraschend traurig wird. Das Pacing ist dabei gut, Twists und neue Elemente sind dabei clever, und v.a. unerwartet gesetzt. Und das erwartet man bei Osomatsu-san eindeutig nicht.


zu den Charakteren
Wie schon in den Animes liegt hier weiterhin die Stärke. Die NEETs sind sympathisch, anders kann man es nicht sagen.

Durch die Reise in ihre Erinnerungen sehen wir die NEETs als Schüler, die teilweise nur wenig mit den heutigen NEETs gemeinsam haben. So macht es sich der Film in der 1. Hälfte die Aufgabe, zuerst jeden einzelnen der Sechslinge als neuen Schülercharakter zu etablieren, indem sie von den aktuellen NEETs beobachtet werden. Aufgrund der deutlichen anderen Charakteristik entstehen viele lustige Szenen, weil einfach Welten aufeinander prallen. So wird aus dem selbstbewussten Todomatsu ein total devoter Schüler, Ichimatsu hat plötzlich Sozialkontakt und Jyushimatsu war als Schüler auch deutlich anders als im Hier und Jetzt. So müssen die heutigen NEETs mehr als nur einmal über ihren eigenen Schatten springen, was zwar lustige, aber überraschend emotionale Tiefe mit sich bringt.

Mein persönliches Highlight an dem Film war jedoch der Fokus auf Karamatsu - und das schon aufgrund der Tatsache, wie der Anime allgemein mit ihm umgeht. Normalerweise wird auf Karamatsu nie der Fokus gelegt, weder von Geschwister- noch von Animeseiten. So überrascht es nicht, dass keiner der heutigen NEETs Karamatsu als Schüler beobachte will. Damit beginnt der Charakter jedoch aus dem Rahmen zu fallen: während die anderen NEETs durch Beobachtungssituationen eingeführt werden, in denen Charaktereigenschaften als extremer Gegensatz präsentiert werden, wird Karamatsu als Schüler unabhängig und v.a. alleine eingeführt, was ihm eine gewisse Sonderstellung gibt, die für die Handlung noch extrem wichtig wird.
Mehr noch: Schüler-Karamatsu wird durch ein Seufzen eingeführt, das in der nachfolgenden Szene sofort vom erwachsenen Karamatsu wiederholt wird. Somit vermittelt sich schnell das Thema "Einsamkeit", dass sich bereits indirekt über den erwachsenen Karamatsu etabliert hat. Dieser ist zwar immer bei der Gruppe, wird aber von allen so dermaßen ignoriert, dass er trotzdem für sich allein ist. Durch die gesonderte Einführung des Schüler-Karamatsus wird dieses Gefühl aus dem Anime deutlich verstärkt, was seinen Charakter noch mehr von den anderen abgrenzt. Somit ist der Fokus auf seine Figur unglaublich clever: Karamatsu schreit nach Aufmerksamkeit, die er in 2 Staffeln Anime jedoch nie bekommt. Und da nun sowohl die anderen NEETs als auch der Anime selbst Zeit auf ihn und seine Emotionen verwenden müssen, führt dies zu völlig unerwarteten, aber interessanten Interaktionen. Dabei "entdecken" beide Parteien Karamatsu zum ersten Mal als Person, die nicht nur durch Coolness, sondern v.a. durch Selbstzweifel und Unsicherheit geprägt ist.
Somit entwickelt sich Karamatsu zu einem absoluten Sondercharakter mit extrem mehrschichtiger Persönlichkeit, die man im Anime schon hinter der coolen Fassade beobachten konnte. Denn während die anderen 5 Figuren in das Raster "so war ich früher, so bin jetzt" gedrückt werden, erkennt man bei Karamatsu, dass er sich über all die Jahre hinweg im Grund nicht verändert hat, sondern im Kern der sensible Schüler geblieben ist. Karamatsu als ersten nach der Erinnerungsreise aufwachen zu lassen, bestätigt seine Sonderrolle nur noch einmal, v.a. da er als einziger das Gefühl hat, sich an etwas wichtiges aus ihrer Vergangenheit erinnern zu können.


Fazit
Ich bin mehr als positiv überrascht!

Ich hatte unnütze Comedy erwartet, die man aus den Animes und den OVAs kennt und die dann irgendwo im allgemeinen Wust der anderen lustigen Folgen verschwindet, aber der Film überrascht mit gutem Storytelling und unerwartet ernster Handlung. Karamatsu als tragende Figur zu wählen war dabei die cleverste Entscheidung, die die Handlung machen konnte, da er schon in den Staffeln als der tiefschichtigste Charakter daher kommt und damit das größte Potential als Sonderrolle hat.

Im Großen und Ganzen: unerwartet, aber unerwartet gut!

Post was last edited on 16.10.2021 03:44.
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Rezensionen – Fairy Tail: Final Season

Avatar: SabriSonne
Editor
#28
Mich hat es schon lange unter den Fingern gejuckt für Fairy Tail eine Review zu schreiben - warum? Fairy Tail war für mich ein Anime, der mich über 10 Jahre hinweg begleitet hat, der mich dazu bewogen hat mir meinen ersten Manga überhaupt zu kaufen und während dem ich zum ersten Mal überhaupt einen Synchronsprecher gegooglet habe, der sich für mich bis heute als mein absoluter Lieblingssprecher hält (Yuichi Nakamura) - aber dann ist leider etwas gehörig schief gelaufen...

(Info: Gesamtüberblick über alle Fairy Tail Staffeln!)


2009 - Fairy Tail startet
Als ich mit Anime angefangen hatte, hatte ich keine Ahnung von diesem wöchentlichen Prinzip. Fairy Tail war der erste Anime, den ich nach 4 bereits ausgestrahlten Folgen so angeschaut habe - und ich habe ihn geliebt. Jeden Samstag nach dem Mittagessen (ich hatte Vormittag zu tun) gab's bis 2013 eine neue Folge Fairy Tail. Wie gebannt habe ich vor dem Bildschirm geklebt - warum?

Fairy Tail hat zu Beginn eine tolle Animation - warum ich das sage?! Nach Serie 1 wechselt die Serie ihr Studio, was sich wahnsinnig auf die Qualität auswirken wird, aber dazu später mehr. Die Bilder beinhalten zwar wahnsinnig viele Standbilder, was für Fighting-Shounen nicht überrascht, aber die gezeichneten Emotionen im Slapstick-Style, die Farben und v.a. die Kämpfe mit dem Einbau von CGI sind toll. Insgesamt ist die Magie im CGI-Style extremst gut gelungen und rundet das Gesamtbild toll ab.

Dazu gibt es interessante Storys im typischen Arc-Design, in der immer wieder der Endgegner des Tages niedergemetzelt werden muss. Für Fighting-Shounen typisch ist die Sterberate sehr gering, die paar Charaktere, die dann aber doch mal das Zeitliche segnen werden stellenweise so emotional verabschiedet, dass man diese Szenen auf ewig im Gedächtnis behält. Überzeugend sind ebenso die einzelnen Grundideen der Arcs, die von der klassischen Rachegeschichte über das Kindheitstrauma bishin zur Parallelwelt handeln. Dabei wiederholen sich Storyelemente nur selten, Gegner und Organisationen erhalten interessante Beweggründe und Hintergrundgeschichten und immer wieder sind andere Figuren aus dem Hauptcast mehr oder weniger betroffen. So entsteht trotz der Fülle der Charaktere eine gute Ausgewogenheit, da jeder in einem anderen Maß für die jeweilige Geschichte interessant ist. Die Kämpfe sind ansprechend, variieren auch vom Schwierigkeitsgrad und der Taktik gut und bringen teils interessante Gegner hervor. Unterstrichen von einem mehr als nur grandiosen Soundtrack, behält man sehr viele Kämpfe im Gedächtnis, was ich für einen Fighting-Shounen fast schon bemerkenswert finde.

Die einzelnen Arcs haben ein tolles Pacing, und obwohl es zahlreiche "1 Folge = 1 Kampf"-Episoden gibt, hat man nur selten das Gefühl, dass Charaktere lange nicht Teil der Handlung sind oder selten gezeigt werden. Selbst den Wettkampf zum Ende der Serie kann man gut ansehen, obwohl der eigene Lieblingscharakter folgenlang keine Hauptrolle spielt, sondern nur zuschaut. Grund hierfür ist, dass die Handlung schnell voran gebracht wird, in jeder Folge passiert irgendetwas, sodass die Arcs mit im Schnitt 10 bis 20 Folgen (gerade zu Beginn, später etwas länger) eine sehr angenehme Länge haben.
Zwischen den Arcs finden sich immer wieder niedliche Filler-Folgen, die hier eindeutig nicht stören - ganz im Gegenteil! Die meisten sind dabei unglaublich lustig, zeigen die Figuren in einem anderen Licht oder vertiefen ihre Beziehung zueinander. Selbst verständlich gibt es Ideen, die man nicht mag, aber das sind bei 175 gezeigten Folgen nicht viele.

Für mich das herausragendste sind jedoch die Figuren. Diese sind zwar die absoluten Stereotypen, die sich auch nur bedingt weiter entwickeln, aber nichts desto trotz sind sie mega sympathisch. Bei den 4 Hauptfiguren Lucy, Natsu, Gray und Erza sollte für jeden der passende dabei sein, den man auf seiner Reise beobachten möchte. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass jeder zwar seinen eigenen Arc bekommt, in dem er/sie eine Hauptrolle spielt und Hintergrundinformationen (Vergangenheit etc.) beleuchtet werden, aber viele Handlungsstränge spielen über weite Teile der Gesamtlaufzeit eine wichtige Rolle. Mein persönliches Highlight war dabei die Geschichte von Gray, die sich weit über 250 Folgen zieht und wo ich irgendwann nur noch mit dem Gefühl "Kann diesem Jungen nicht einmal nicht das Herz rausgerissen werden!!" ungläubig vor dem Bildschirm saß.
Insgesamt spielt die Serie gut mit den Emotionen der einzelnen Figuren. Es wird mehr als nur einmal geweint, dazu eine Musik, die einen beinahe mitheulen lässt. Gleichzeitig steht immer wieder das Gefühl "Freude durch dick und dünn" im Vordergrund, was einem zwar laufend ins Gesicht geschlagen wird, aber was man dieser Gruppe einfach sowas von abnimmt. Dabei wird die Thematik nicht kitschig dargestellt, sondern wird hierbei Sympathieträger, da alle Charaktere auch allein stark genug sind. So wird die Freundschaft mehr "das Tüpfelchen auf dem i" und ermöglicht einige Interaktionen, die gerade bei den Hauptcharakteren im späteren Verlauf zu beinahe geschwisterlichen Rollen führen. Und diese Entwicklung ist sehr schön.
Typisch Fighting-Shounen wird der Cast extremst erweitert, neue Gefährten schließen sich an, neue Gegner tauchen auf. Klar, da gibt es Lieblinge und da gibt es die Verhassten, aber im Großen und Ganzen hat Fairy Tail gut durchdachte Figuren, von denen auch Gegner immer mal wieder auftauchen und in anderen Zusammenhängen Rollen übernehmen.

Und dann gibt es noch die Synchro - Halleluja! Typisch unendlicher Fighting-Shounen waren es nicht die super bekannten Seiyuus (Synchronsprecher), die 2009 für die Rollen gecastet wurden. Vielmehr haben sich die Produzenten darauf konzentriert, die passenden Stimmen zu finden - und es ist ihnen mehr als nur hervorragend gelungen! Für mich ist Fairy Tail einer der am besten gecasteten Anime, die es bis heute gibt! Die Stimmen passen wie Arsch auf Eimer, stellenweise entdeckt man sogar Charaktereigenschaften der Figuren in ihren Sprechern wieder. Die stimmliche Qualität ist dabei sowohl bei Actionszenen als auch während der Slapstick auf einem sehr, sehr hohen Niveau.
Besonders positiv möchte hierbei die Folge "Changeling" (Folge 19) hervorheben, in der die Hauptfiguren Körper tauschen (Natsu - Loki / Gray - Lucy / Happy - Erza). So bin ich bis heute noch von der Leistung des Casts beeindruckt. Tetsuya Kakihara wechselt dabei von einem wilden Natsu zu einem Loki mit sexy Unterton, Yuichi Nakamura synchronisiert eine Lucy in Grays Körper, ohne dabei schwul zu wirken, sondern fängt den Charakter perfekt ein (und wer seine Stimme kennt, kennt seine stimmliche Grundvorrausetzung) und bei Happy in Erzas Körper fragt man sich, ob da tatsächlich noch Sayaka Oohara hinterm Mikrofon steht, so sehr verstellt sie ihre Stimme.
Man merkt, dass die Synchronsprecher hinter ihren Figuren stehen. Die Stimmfarben passen perfekt, die spezifischen Eigenheiten der Charaktere sind stimmlich grandios eingefangen (da wird selbst das Kreischen von Lucy zum absoluten Lacher der Folge!) - rundum: man hätte nicht besser casten können!


nach der Pause 2013 - Fairy Tail kommt zurück
Als die Nachricht vom Ende kam, war ich mehr als traurig, da mich Fairy Tail über lange Zeit (2009 - 2013) jeden Samstag begleitet hatte und meine Routine zum Ende kam. Umso mehr freute ich mich über die angekündigte Fortsetzung - aber dann lief etwas gewaltig schief.

Zu allererst fällt das andere Pacing auf. Dies liegt selbstverständlicher Weise an der Mangavorlage, aber wo Staffel 1 in 100 Folgen knapp 10 unterschiedliche Arcs mit Tiefgang und teilweise extremst gegensätzlicher Story sowie einige spitzen Fillerepisoden durchbringt, schafft Staffel 2 gerade einmal die Hälfte, wobei einer davon eine Spin-off Serie ist. Und gerade hier merkt man das, es wird zäh. Vorbei ist das "jede Folge passiert etwas anderes" und "die Story wird vorangetrieben". Stattdessen klebt man folgenlang an einem Rhythmus, in dem jeder Charakter einen Gegner besiegt, ob die Kämpfe wichtig sind oder nicht. Die typischen Handlanger-Kämpfe werden stellenweise aufgeplustert wie Finalkämpfe und bei Finalkämpfen könnte man meinen die Welt geht unter. Alles wird lang, Charaktere tauchen folgenlang (und für mich wochenlang!!) nicht auf, weil der Anime es nicht mehr schafft, ordentlich zwischen den Handlungsorten zu wechseln. Stattdessen entstehen Fokus-Folgen, in denen entweder Handlungen in den Vordergrund gerückt oder nebeneinander ablaufende Handlungen gleichgewichtet werden (z.B. wird oft von einem wichtigen Kampf weggeschalten, um vollkommen unbelanglose Storys und Unterhaltungen zu verfolgen, obwohl man lieber den Kampf beobachten will!). So fällt leider auch die Thematik der sinnvollen Kämpfe (Kämpfe, die neben der Action auch die Handlung weiterbringen oder Charaktereigenschaften aufbauen) weg, da die Kämpfe selbst nicht an einem Stück gezeigt werden und somit ein Nachvollziehen erschwert wird.
Die 3. Staffel treibt dieses Problem noch auf die Spitze. Klar, es geht Richtung Finale und da muss es zu einem Wechsel des Erzählstils kommen, um alle Handlungsstränge zu einem Ende zu bringen, aber es wird schlicht und einfach ermüdend. Die Gegner sind nicht mehr spannend genug, da sie als einzige Motivation nur noch den Weltuntergang haben, wodurch sie außerdem noch extremst unrealistisch, auf keiner Weise nachvollziehbar und v.a. austauschbar werden. So merkt man sich bei einigen nicht einmal mehr die Namen, sodass die Kämpfe stellenweise sogar belanglos werden. Und das ist für ein solches Format schlicht und einfach tödlich. Zwar retten sich Staffel 2 und 3 mit einigen emotionalen Momenten und Twists in der Handlung, aber selbst das kann nicht von dem austauschbaren Standard ablenken, zu dem sich Fairy Tail entwickelt.

Zusätzlich fällt außerdem das immer nerviger werdende Ecchi-Genre auf. Es stimmt, auch die 1. Staffel ist nicht ganz harmlos (so rennt Gray dort schon mehrmals nackt durch die Weltgeschichte und Röcke wehen auch mehr als einmal flattrig umher), aber in Staffel 1 läuft das ganze als Comedy, und das auch noch gut. Es ist jedes Mal lustig, wenn die anderen Charaktere Gray darauf aufmerksam machen, dass er in Unterhose da steht, und man selbst lacht mehr als einmal, wenn er von einer Szene auf die nächste plötzlich nichts mehr an hat, aber in der 2. Staffel wird es zu viel. Lucy scheint sich in der Pause eine Brustvergrößerung geleistet zu haben, sich aber nicht neu eingekleidet zu haben und Wendy und Levy definieren sich nur noch über ihren nicht vorhandenen Vorbau. Durch unnötige Aktionen wird mehr als nur einmal ein Rock hochgeweht, ab und zu werden v.a. die weiblichen Figuren in unmöglichen Positionen gezeichnet, und die Kleidung wird bei einem Großteil der Kämpfe immer genau so weit zerfetzt, dass die empfindlichen Stellen gerade noch so verdeckt sind.
So verwandelt sich die gelungene Ecchi-Comedy der 1. Staffel in einen extremen Fanservice - und das nervt mich tierisch!!

Aber der größte Qualitätsabstieg ist die Animation selbst. Das Design ist farblich deutlich gedeckter, auch einzelne Haarfarben wurden leicht verändert (besonders auffällig bei Gray). Für mich passt das einfach nicht zu Fairy Tail, das durch seine bunte Animation und Slapstick lebt. Noch schwerer ins Gewicht fallen jetzt aber die mehr als grauenhaften Standbilder, bei denen stellenweise sogar die Gesichtsausdrücke schon vorgezeichnet sind, damit es ja keine bildliche Reaktion mehr auf andere Figuren gibt (sprich: man sieht den Witz schon kommen). Das macht das Folgen der Unterhaltungen stellenweise wirklich anstrengend bis sogar nervig, v.a. da viele Szenen und Witze einfach nicht mehr zünden und die Comedy beinahe schon gezwungen daher kommt. Actionszenen sind ruckelig, es gibt kaum fließende Übergänge und ab und zu hat man das Gefühl, als hätten die Macher einfach ein Bild des Charakters über den Hintergrund gezogen.
Das allein ist schon eine Vollkatastrophe, aber kombiniert mit der immer noch grandiosen Synchronisation tut das wirklich weh! Die Seiyuus sprechen ihren Text mit einer solchen Hingabe, geben charakterliche Tiefe und spielen die einzelnen Situationen und Stimmungen perfekt aus - und bekommen als Belohnung die schlecht ausgearbeitetsten Szenenbilder, die ich bis heute gesehen habe. In Kombination wirkt das an einigen Stellen beinahe schon peinlich, weil dadurch schnell der Eindruck von Over-Acting entsteht. Noch einmal, dass ist jedoch nicht der Leistung des Casts geschuldet, sondern einfach der erbärmlichen Animation.


Fazit
Und so entwickelt sich Fairy Tail von einem der besten Fighting-Shounen zu einem wirklich anstrengenden, dem man die Länge ansieht. Hauptgründe sind dabei v.a. die Animation, das austauschbare Setting der Arcs der letzten Staffeln und das langatmige Pacing.

Wenn ich heute an Fairy Tail denke, erinnere ich mich zu 90% an Folgen der ersten Staffel, obwohl diese bereits länger zurück liegen. Auch Filler-Arcs der 1. Staffel empfand ich stellenweise als deutlich spannender. All diese Folgen sind besonders und haben ihren eigenen Charme, während Staffel 2 und 3 mit diesem "Epic-World-End" Charakter kaum Eindruck hinterlassen. Auch ein Rewatch von einzelnen Folgen oder Arcs fällt in den späteren Staffeln schwer, da handlungstechnisch einfach zu langsam vorangeschritten wird und zu wenig passiert. So greift man zwangsläufig meist auf die ersten Mangas bzw. Folgen der 1. Staffel zurück.

Als Fazit gibt es heute 2 Bilder von mir. Zum einen ein "Meisterwerk" für die 1. Staffel, die einfach nur extremst viel Spaß macht und für mich Charaktere erschaffen hat, die ich immer lieben werde. Kombiniert mit tollen Storyideen einfach ein Must-Have-Seen! Zum anderen bekommen Staffel 2 und 3 eine "Enttäuschung", da sich Fairy Tail für mich verschleppt (was natürlich auch an der Manga-Vorlage liegt) und am Ende einfach nur noch wenig mit meiner geliebten Serie von 2009 gemeinsam hat. Würde ich diese Staffeln nämlich tatsächlich unabhängig der 1. Staffel bewerten, wären sie deutlich weiter unten in meinem Ranking gelandet.

So bleibt ein Gefühl, als hätte Fairy Tail seinen eigenen Charakter verloren und ihn nie wieder gefunden.

Post was last edited on 16.10.2021 03:46.
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Rezensionen – Vinland Saga

Avatar: SabriSonne
Editor
#29
Als ich damals Vinland Saga zum ersten Mal als Manga in der Auslage gesehen habe, wusste ich sofort, dass das irgendwann mal ein Anime wird, der sich in der Topliste einreihen wird. Lange hat es gedauert, bis er kam, jetzt ist er da - und irgendwie habe ich das Gefühl, dass es mittlerweile allein ausreicht, wenn die Graphik spitze ist und der Anime einfach toll aussieht, um ihn "besser" zu machen, als er tatsächlich ist.


zur Handlung
"Kleiner Junge nimmt Rache für seinen ermordeten Vater" - wow.
Bei Geschichten rund um Rache ist es für mich beinahe wie mit Sport-Geschichten - man hat zwar einen guten und sinnvollen Beweggrund, richtig spannend macht es aber die Handlung nicht. Sie ist zwar ein guter Aufhänger für die Geschichte (obwohl ich die Einleitung deutlich zu lang fand!), aber lustigerweise scheint selbst der Autor gemerkt zu haben, dass dies als Substanz nicht ausreicht, weshalb der Anime zur Hälfte seinen Hauptcharakter beinahe links liegen lässt und sich auf eine beinahe realhistorische Handlung konzentriert.

Und das stört mich persönlich sehr. Wir bekommen knapp 7 Folgen präsentiert, in denen wir Thorfinn als Charakter kennen lernen, seinem Weg folgen, und wenn es soweit ist und er endlich erwachsen wird, ändert die Handlung ihre Richtung und schleift Thorfinns Geschichte mehr hinterher als sie aktiv zu erzählen. Und das ist wirklich schade, da Thorfinn im Grunde sympathisch und realistisch genug dargestellt wird, um ihm gut folgen zu können. Stattdessen konzentriert sich die Handlung auf Nebencharaktere und verrennt sich in die klassische Politikintrige, die im Endeffekt nicht besonderer ist als in vielen anderen Anime. So fällt leider auch die Mission von Leif, nach dem Verschwinden von Thorfinn nach ihm zu suchen, vollkommen ins Wasser. Die Szene, in der er Thorfinns Familie schwört, ihn nach Hause zu bringen, verpufft, weil man ihn die ganze Serie lang nie in Aktion erlebt und er mit Thorfinn mehr durch Zufall als durch Aktion wieder in Kontakt gerät. Auch die Familie, die sich wahrscheinlich Sorgen macht, verschwindet ins Nichts, was mir bzgl. Thorfinns Charakterentwicklung nicht sehr gefallen hat, gerade weil man am Anfang der Serie viel mit den Figuren zu tun hat.

Ebenso schlecht fand ich die Tatsache, dass alle Charaktere japanisch reden, egal, aus welcher Region sie zu kommen scheinen. Und obwohl man als Zuschauer alle versteht, verstehen sich die Charaktere aufgrund der Sprachbarrieren nicht. Das macht die Zuordnung der Figuren zu ihrem jeweiligen Volk nicht einfacher, v.a. da sich viele Charaktere und Soldaten ähnlich sehen, ähnliche Kleidung tragen oder ähnliche Waffen verwenden.

Trotz der Schwächen schafft es der Anime jedoch auch zu einigen guten Szenen, gerade die ersten Folgen sind spannend und emotional, da sich Thorfinn mit der Zeit immer mehr als Mensch zu verlieren scheint. Wie gesagt, verfolgt der Anime dies ab der Hälfte nicht mehr hauptrangig, sodass Thorfinn beinahe zum Nebencharakter mutiert. Die Politikintrige schreitet dann zu langsam voran, um wirklich spannend und mitreißend zu sein und viele wichtige Storypunkte verpuffen, weil gerade das 2. Opening viele Szenen spoilert. Dennoch sind die Openings und Endings schön anzuhören und unterstreichen den Anime hervorragend.

Positiv zu erwähnen sind außerdem die gut ausgearbeiteten Kämpfe. Sie sind zwar mehr als nur blutlastig und manchmal verzieht man schon fast angeekelt das Gesicht, aber die Choreographien sind sehr flüssig und abwechslungsreich gestaltet. Gleichzeitig entsteht jedoch damit auch eine neue Schwäche des Anime: soll es nun realhistorisch sein oder ein halber Fighting-Shounen?! Der Animationsstil gibt sich so erwachsen, dass es eigentlich den typisch realen Touch hat, aber wenn man Charaktere hat, die Steine so groß wie Autos und ganze Baumstämme im Kampf verwenden, zerstört sich die realhistorische Stimmung komplett.

Was für mich die Handlung im Endeffekt rettet, ist nicht nur die mehr als gelungene finale Szene zwischen Thorfinn und Askeladd, sondern v.a. ihre Interaktion im ganzen Verlauf der Serie. Zuerst einmal fand ich es sehr erfrischend, dass Thorfinn sich der Gruppe anschließt und nicht einen auf "ich gehe selbst meinen Weg, aber wir werden uns wieder sehen" Showdown wertlegt, was die Rachegeschichte doch von anderen Werken unterscheidet. Zum Anderen entsteht durch diese Rachethematik, die die beiden Hauptfiguren miteinander verbindet, eine interessante Zweckgemeinschaft, bei der man sich bis zum Schluss nicht sicher ist, ob sich die beiden Figuren nun tatsächlich mögen oder nicht. Dies lässt Raum für Momente, die auf zweierlei Art ausgelegt werden können und macht diese unglaublich interessant und einprägsam.


zu den Charakteren
Hauptcharakter Thorfinn ist zwar nicht neu, führt jedoch gut zur Geschichte hin. Seine Entwicklung ist zu Beginn kindgerecht, logisch und interessant. Aber genau ab dem Punkt, wo er für mich als Charakter interessant wird (ich kann mit Kindern als Hauptfiguren in Erwachsenen-Anime nicht unbedingt etwas anfangen) und erwachsen wird, wird er so gut wie fallen gelassen. Gerade im Mittelteil gibt es Folgen, in denen er so gut wie nicht vorkommt, was mich stellenweise wirklich nervte.
Stattdessen konzentriert sich die 2. Hälfte der Handlung auf Prinz Knut, der zwar im Grunde eine interessante Charakterentwicklung hinlegt, die aber wie oben beschrieben aufgrund des Bildmaterials des 2. Openings mehr als offensichtlich war, weshalb man auf gewisse Handlungsabschnitte förmlich wartet.

So viel zu den zwei einzigen Charakteren, die sich durch ihre Aufmachung und Synchronisation vom Rest des Casts abheben - die anderen Figuren reihen sich in dieserlei Hinsicht leider in die Breite Masse ein. Versteht mich nicht falsch, die Synchro ist toll und passt, doch leider klingen alle einfach zu ähnlich, um wirklich aus der Masse herauszustechen und aufzufallen.

So sind nur noch Askeladd selbst und Thorkell einzelne Lichtblicke.
Thorkell ist als Gegner fast noch der Interessanteste, hat einen einprägsamen Charakter, den man auch nach dem Schauen im Kopf behalten wird. Seine Art an Kämpfe heranzugehen kennt man zwar schon aus anderen Anime, gerade aus Fighting-Shounen, aber Thorkell fällt in diesem Setting mit dieser Art so dermaßen aus dem Rahmen, dass er mehr als positiv auffällt.
Askeladd hingegen könnte man als die heimliche Hauptfigur bezeichnen, der überraschend viel Tiefgang bekommt. Das war sehr schön zu beobachten, da man ihn im ersten Moment für den typischen Bossgegner hält, auf den man am Ende noch einmal zurück kommt, wenn Thorfinn stark genug für seine Rache wird. Da ihn aber der Handlungsverlauf unerwartet und v.a. ununterbrochen im Blick behält, gibt es genug Raum für eine gute Ausarbeitung. Wie gesagt, die Interaktionen mit Thorfinn sind fast das Interessanteste an ihm und bringen ihn als Charakter unglaublich weiter, weil man ihn nie wirklich als neue Vaterfigur und Lehrmeister für Thorfinn oder Bossgegner identifizieren kann. Und diese Mischung rettet die Handlung mehr als nur einmal.

Die Nebencharaktere waren okay, stellenweise jedoch zu overpowered. Bei anderen hat man stellenweise sogar das Gefühl, dass sie wichtig für die Handlung werden, weil sie interessante eigene Storylines oder Standpunkte hineinbringen, die in einem schönen Kontrast zu anderen Charakteren oder deren Verhaltensweisen stehen, doch meist verschwinden diese nach wenigen Auftritten. Fand ich persönlich schade, da man hier mehr als einmal die Möglichkeit gehabt hätte, die Handlung auf ethischer und moralischer Ebene komplexer zu machen und damit z.B. Thorfinns Einstellungen weiter zu vertiefen. Aber da die Serie ihren eigenen Hauptcharakter sowieso irgendwann links liegen lässt, braucht es das im Endeffekt nicht mehr.


Fazit
Vinland Saga ist in manchen Punkten anders als erwartet und hebt somit die Rachegeschichte rund um Thorfinn und Askeladd überraschend und auf eine erfrischende Art an, doch seinen Hauptcharakter genau in dem Moment aufs Abstellgleis zu schieben, in dem der Zuschauer ihn nach folgenlanger Einführung eigentlich weiter beobachten will, zieht dann leider doch zu stark nach unten.
Genau in dem Moment, wo man das Gefühl hat, die Einleitung hinter sich gelassen zu haben und sich auf eine interessante Geschichte mit einem "fertig entwickelten" Thorfinn freut, den man nun endlich als ausgereifte, im Opening dargestellte Figur in Aktion erleben möchte, übernimmt die Politikintrige rund um Prinz Knut das Ruder, die jedoch insgesamt zu unspektakulär ist, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben.

So reiht sich Vinland Saga für mich nur hinter ähnlichen Anime im besseren Mittelfeld ein, der sich nur durch sein unverbrauchtes Setting von anderen seiner Art abhebt.

Top500 ja, Top50 eindeutig nicht.

Post was last edited on 16.10.2021 03:45.
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Rezensionen – Digimon Adventure tri.

Avatar: SabriSonne
Editor
#30
Endlich! Ich habe die Digimonfilme gesehen! Ich weiß noch genau, dass ich mich bei den ersten Informationen zu den Filmen gefraft habe: "Wer schaut das an?! Die alten Zuschauer müssten alle um die 30 sein, wer außer die Hardcore-Fans schaut das noch?!" - und ich muss zugeben: ich als bekennender Digimon (und nicht Pokemon!) Fan war mir nicht sicher, ob ich das überhaupt sehen möchte - sehen kann - aber hier nun mein Fazit!


zur Handlung
Ich habe damals im Fernsehen den 2. Film per Zufall erwischt und wollte ihn erst auch nicht anschauen, bin dann aber hängen geblieben - mein Fazit: Gott, war der Film langweilig und billig! Ich hatte sofort ein Gefühl, wie der erste Film verlaufen war und wusste ebenso schnell, wie die Haupthandlung der weiteren Filme verlaufen würde - und habe deswegen an diesem Punkt Digimon Adventure Tri für mich zu den Akten gelegt. Film 2 gesehen und danach aufgehört, weil ich das Gefühl hatte, ich weiß schon alles über den Rest.

Nach Monaten hatte ich einen Drang, einige meiner Lieblingsfolgen Digimon zu sehen, so besonders meine favorisierte zweiten Staffel. Durch den starken Zusammenhang mit der ersten Staffel, wurde auch diese wieder angeschaut und ich wollte wissen, wie die Handlung weitergeht, so kam Digimon Tri wieder in mein Leben. Ihr fragt euch jetzt sicher: "Was willst du, Alte, komm zum Punkt! Was labberst du?!" - worauf ich hinaus will: Die Handlung war genau so, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte meine Vorstellung zum ersten Film - die Ähnlichkeit zwischen meiner Idee und dem tatsächlichen Film war verblüffend. Ich wusste sofort, wie die Reihe ausgehen wird - Überraschung, genauso war es! Soll heißen: die Handlung ist mehr als offensichtlich. Und da fragt man sich unweigerlich, wie man mit so einer Idee 6 nicht grad kurze Filme machen kann?!

Ich hatte während des Schauens immer wieder diese Cringy-Moments, weil sich die Handlung nur selten aus dem heraus traut, was sie ab dem 1. Film vorlegt. Immer öfter verdreht man fast genervt die Augen, weil die Handlung gar so offensichtlich ist und man stellenweise wirklich auf ein Ende des jeweiligen Arcs wartet. Nichts desto trotz unterhält das was man sieht, einige Elemente sind auch interessant. Aber über den schwachen Main-Plot kann das leider nicht hinweg täuschen.

Dafür ist die Handlung überraschend emotional. Dies fällt besonders in der allgemeinen Reife der Erzählung auf. Nicht nur die Figuren sind erwachsener geworden, auch die Handlung ist es. Themen werden erwachsen präsentiert, obwohl sich das Grundkonzept von Digimon nicht verändert hat - als wäre die Handlung mit seinen Figuren mitgewachsen. Und so wie die Figuren und die Handlung älter geworden sind, so wurde es auch das Publikum, das zwar immer noch eine gewisse Nostalgie und Ähnlichkeit zu der alten Kinderserie verspürt, aber sich trotzdem in einem für sie angemessenem Maß an Erwachsensein unterhalten fühlt. Und diese Art der Darstellung ist für mich großes Kino und verdient besonderes Lob - sehr, sehr stark.


Digimon Adenventure Tri und Digimon Adventure 02
Einen entscheidenden Schwachpunkt gibt es für mich dennoch, und zwar ist es die Art, wie mit Digimon Adventure 02 umgegangen wird. Die Filme spielen eindeutig nach der zweiten Staffel (Vorkenntnisse aus dieser Staffel sind wichtig!) und somit fand ich die Einbindung dieser in die Filme nicht sehr gelungen. So haben Kari und T.K beide die neue Version der Digivice, haben aber offensichtlich keine Armordigitation mehr. Ebenso wird am Anfang der Serie gezeigt, dass die 4 Digiritter der 2. Staffel verschwunden sind, doch keiner der Protagonisten scheint sich darum zu scheren - und das obwohl Kari und T.K mit ihnen zur Schule gegangen sind / gehen, und alle Figuren in der 2. Staffel mehr als einmal miteinander zu tun hatten. Zu allem Übel wird dann aber das Motiv des Digimonkaisers in die Handlung übernommen, den man noch sehr gut aus der 2. Staffel kennt. Somit überrascht es dann wenig, dass Ken eine wichtige Rolle übernimmt, nicht zuletzt, da er ja das 9. Wappen (Freundlichkeit) besitzt. Leider taucht Ken nur in Form seines Digivices auf, was ich sehr schade fand.
Und hier geht für mich Digimon Adventure Tri den falschen Weg. Statt sich auf die Utopie mit irgendeinem Virus und einem ultrabösen Digimon zu stürzen, hätten sich die Filme auf die vermissten Digiritter konzentrieren sollen. Sicher, man hätte das Virus und das ultraböse Digimon weiterhin behandeln können, aber eben nicht als Hauptstory. Mit der Rettung der anderen hätten unsere 8 Digiritter ein weitaus besseres Motiv gehabt als mit der "wir retten halt die Welt, weil wir es vor 6 Jahren auch schon getan haben" Story. Und Ken hätte als emotionales Bindeglied toll seinen mehr als grandiosen Charakter weiterspinnen können, wie auch alle anderen Charaktere, die damit einen deutlich persönlicher motivierten Beweggrund bekommen hätten.

Überhaupt stört mich viel mit Ken. Er kommt zwar (leider) nicht vor, spielt aber eine nicht zu unterschätzende, wenn auch mehr als unklare Rolle (wird er auch vermisst oder nicht?!) in den Filmen. Und das finde ich sehr unglücklich gemacht. Ich weiß, dass Ken nicht zur originalen Gruppe der Helden dazu gehörte und Held der zweiten Staffel war, aber Meiko auch nicht. So finde ich es wenig schlau, bei der Idee einen neuen Film-Charakter an die Gruppe anzugliedern, eine komplett neue und fremde Figur zu nehmen, wenn man mit Ken den passenden Charakter für diese Position eigentlich schon fertig da hat. Ken hat das 9. Wappen, hätte einen mehr als glaubwürdigen Beweggrund seine Freunde zu retten, warum also einen neuen Charakter erfinden und diesen überdramatisch wichtig für die Handlung machen?! Aber dazu später mehr.


zu den Charakteren
Ich glaube, jeder der mit Digimon groß geworden ist, hat seine Lieblingsfiguren. Und es ist sehr schon zu sehen, dass man nach 15 Jahren diese Figuren auch wieder erkennt. Die Digimon sind von ihrem Verhalten genauso geblieben, wie man sie noch aus der Kinderserie kennt, doch auch sie wachsen in der Reife der Handlung zu neuen Persönlichkeiten heran. Die Kinder von damals sind zwischen 15 und 18 Jahren und stehen vor neuen Herausforderungen. Es war sehr schön, sie in neuen Situationen zu sehen, in denen sie auch zu ihrer einstigen Rolle als Digiritter zurückfinden und ihre jetzige Sicht der Dinge und ihre neuen Charaktereigenschaften nach dem Älterwerden eingliedern müssen. Eine erfrischend erwachsene und reife Prise.

Kommen wir zu meinem größten Problem: Meiko. Sie ist wichtig für das emotionale Ende und stellt einen guten Kontrast zu einem wichtigen Nebencharakter dar, der in ähnlicher Situation ist wie sie, keine Frage, aber Meiko ist und wird schnell der Charakter, den eigentlich keiner wirklich braucht. Die Geschichte rund um Meikoomon hätte auch ohne Meiko funktioniert, sind wir doch mal ehrlich. Und so war Meiko für mich über die Serie hinweg immer öfter dieses nervige Anhängsel, das für mich irgendwann unnötig wurde und für mich zu viel Schwerpunkt in der Handlung bekam, v.a. da man ihre eigene Story ab ihrem ersten Auftritt schon kennt. Und wenn dann auch noch die Handlung genauso verläuft, dann nervt ein solcher Charakter einfach nur - und sind wir mal ehrlich: sowas braucht man nicht - v.a. wenn man mit Ken den deutlich besseren Ersatzcharakter gehabt hätte.

Unsere Hauptcharaktere hingegen sind stark wie eh und je. Es ist schön, dass sich die Filme für alle 8 Figuren ähnlich viel Zeit nehmen und keinen zum wirklichen Hauptcharakter machen. Auch ein Joe oder eine Mimi, die in der Kinderserie eher Nebencharaktere sind, agieren als ihre eigenen Hauptcharaktere in der Serie, während ein Tai fast ein wenig herabgestuft wird. Einigen fällt das vielleicht negativ auf, da Tai im Vergleich zu seinem alten ich irgendwie "lasch" und "nicht so brennend" wirkt, aber ich fand das Ausbremsen seiner Figur sehr angenehm, da es ihm sehr erwachsene und überraschend nachdenkliche Züge gibt.
Häufig habe ich Kritik gehört, dass es den neuen Versionen der Charaktere an Emotionen fehlt und sie somit kaum wieder zu erkennen sind. Ich stimme zu, die Serie ist an vielen Stellen nicht in diesem bekannten Maße überemotional, aber meiner Meinung nach passt dies insgesamt sehr gut zum erwachsenen Grundton der Serie.


zur Nostalgie
Ein neuer Aspekt, den man hier nicht außer Acht lassen kann - und der vermutlich die Handlung für die meisten besser macht, als sie tatsächlich ist (für mich auch^^): die Nostalgie.
Digimon Adventure Tri versteht es wie keine andere Serie, diese für sich zu nutzen. Die Handlung ist mitgewachsen für ein Publikum, das nun keine 10 mehr sondern um die 30 ist, aber dennoch auf Altbewährtes setzt. Die Interaktionen zwischen den Kindern und ihren Digimon sind auf dem gleichen freundschaftlichen Niveau geblieben wie damals, jede auf ihre ganz eigene persönliche Art. Klar, sie ist anders, die Kinder werden erwachsen, die Digimon sind auf dem selben Niveau geblieben wie vor 6 Jahren. Aber es funktioniert. Die Digimon kitzeln wieder Emotionen aus den Kindern heraus, von denen manche schon vergessen waren oder unterstützen sie in eben diesen. Und das gibt einem dieses schöne warme Gefühl im Herzen, das man selten verspürt, und das nur funktioniert, da die Serie gekonnt Nostalgie und Bekanntes mit Neuem und Erwachsenem verbindet.
So überrascht im ersten Moment der erwachsene Zeichenstil, im nächsten Moment kommt aber unser allseits geliebtes Digitations-Lied, das man sofort wieder mitsummt, und beim Opening singt man sich die Seele aus dem Leib.


Fazit
Nach gefühlt seitemlangem Schreiben (ich entschuldige mich für die Länge!), endlich mein Fazit:

Die Handlung ist Müll - Fakt!
Sie ist unspektakuläre Standardkost, die von Anfang an so vorhersehbar ist, dass sie mehr als nur einmal ermüdet und aggressiv macht. Und wenn man bedenkt, dass die perfekte Handlung eigentlich als Steilvorlage in den ersten Minuten da liegt, sie aber keiner nutzt, macht die Sache noch schlimmer. So gibt die vertane Chance auf eine wirklich perfekte Verschmelzung zwischen Digimon Adventure 01 und 02 den Filmen einen negativen Beigeschmack.

Im Endeffekt retten sich die Filme v.a. über den Nostalgie-Faktor, bei dem jeder Digimonfan einfach nur dahin schmelzen kann, und den immer noch bekannt sympathischen Figuren, die man aus seiner Kindheit kennt - und was sicherlich für viele eine gute bis sehr gute Bewertung ausmacht (so auch bei mir!). Denn eines muss man den Filmen wirklich zu gute halten: sie schaffen es, eine Kinderserie von vor 15 Jahren ins hier und jetzt mit zu nehmen und für ein mittlerweile erwachsenes Publikum attraktiv zu machen.

In diesem Sinne, es war irgendwie trotzdem schön.

PS: Was mich aber wirklich aggressiv gemacht hat, ist die Tatsache, dass Meikos Synchronsprecherin bei der "Butterfly - All Stars Ver." mitgesungen hat!! Die gehört einfach nicht zur Gruppe und hat für mich bei diesem tollen Moment mehr als nur einen bitteren Beigeschmack hinterlassen! Ganz nach dem Motto: du hast Tränen in den Augen, und dann klatscht dir so ein Mist ins Gesicht!!
Post was last edited on 16.10.2021 03:46.
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